Interview Auch für Seelsorge: Abstand halten

Die Lage um das Coronavirus trifft auch die Seelsorge im Klever Land.

Kranenburg Seelsorge in Zeiten von Corona - mit Pfarrer Jörg Monier
Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Die ernste Lage im Zusammenhang mit dem Coronavirus trifft auch die Seelsorge im Klever Land. RP-Mitarbeiter Werner Stalder sprach mit dem Pfarrer von St.-Antonius Abbas in Nütterden über die aktuelle Situation.

Wie erleben Sie als Pastor von drei Dörfern Nütterden, Frasselt und Mehr die Corona-Pandemie?

Jörg Monier Sehr unterschiedlich. Von Leuten, die sich sehr schützen bis zu Menschen, die das gar nicht verstehen, dass sie sich durch Zurückfahren der Kontakte schützen sollen. Es ist die Trauer der Angehörigen bei Beerdigungen, da es keine großen Gottesdienste mehr gibt, wodurch sie die Anteilnahme anderer erfahren. Das ist sehr bitter. Sie dürfen nur im engsten Familienkreis vereinzelt stehen und würden sich gerne in den Arm nehmen.

Wie schützen Sie sich persönlich vor einer Ansteckung?

Monier Wenig Begegnung und Abstand halten. Ich habe einen Mundschutz und Handschuhe bestellt. Bei der Krankenkommunion werde ich nur an die Haustüre kommen. Das übliche Reden miteinander muss ausfallen.

Vor allem ältere Menschen sollen ihr Haus nicht mehr verlassen und keine Besuche ihrer Enkelkinder haben. Haben Sie Möglichkeiten zu helfen?

Monier Nein, ich kann ihnen die Enkelkinder nicht ersetzen. Ich kann ihnen nur sagen: „Redet mit Euren Kindern und Enkelkindern per Telefon oder durch Skype.“ Dazu weise ich ältere Leute auf die bestehenden Hilfsmöglichkeiten hin. Wir sind da ansprechbar.

Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Wie erreichen Sie als Pastor die Kinder?

Monier Im Moment nicht. Ich überlege mir noch, ob ich eine Beteiligungsmöglichkeit für die Kinder finde, beispielsweise, ob sie Bilder schicken können.

Die Gläubigen vermissen die regelmäßigen Gottesdienste und Andachten. Welche Alternativen bieten Sie an?

Monier Pastor Terhoeven und ich feiern alle Messen. Sie werden in der Regel gestreamt und zwar ab Samstag, 28. März, über die Facebook-Seite der Pfarrei. Die Küsterin bereitet alles vor, und am Wochenende ist in weiter Ferne ein Organist dabei. Ich habe ein „Beteiligungsangebot“ eingeführt. Man kann in die Kommentarzeile unter dem Bild Fürbittwünsche schreiben. Diese werden beim Gottesdienst live vorgelesen.

Einige Theologen kritisieren die so genannten „Geistermessen“ in Radio, Fernsehen und Internet, ohne Beteiligung der Gläubigen. Was sagen Sie dazu?

Monier Wir feiern keine „Geistermessen“. Menschen sind vor dem Bildschirm, Menschen können interagieren, sich beteiligen und sich durch Fürbitten einbringen. Natürlich vermisse ich die Leute, und ich würde wahnsinnig gerne mit einer großen Gemeinde wieder Gottesdienst feiern.

Die Ostertage stehen bevor. Haben Sie eine Idee, wie man die Heilige Woche und das höchste Fest im Kirchenjahr feiern kann?

Monier Ich habe jede Menge Ideen. Wir suchen Buchsbaumzweige, die vor das Pfarrhaus und in die Kirchen gelegt werden können. Der Buchsbaum wird am Palmsonntag gesegnet und kann dann – unter Beachtung der Abstandsregeln – abgeholt werden, um zuhause die Kreuze zu schmücken. Wir haben dann in der Karwoche an jedem Tag eine Messe, die Pastor Terhoeven und ich gemeinsam feiern werden. Diese werden ebenfalls übertragen. Auch Osterkerzen liegen in den Kirchen bereit. In der Osternacht werden vor jeder Kirche zwei große Kerzen mit den österlichen Symbolen stehen, die dann mit dem gesegneten Osterfeuer in der Osternacht angezündet werden sollen. Wir brauchen dafür dringend Leute, die die Kerzen beaufsichtigen und die sich ihm Pfarramt melden mögen. Weil die Osterfeuer entfallen, wäre dieses ein kleines österliches Zeichen vor jeder Kirche.

Wie werden die Erstkommunionfeiern stattfinden?

Monier Die Kommunionfeiern in Nütterden und Frasselt sind auf den 30. August und den 6. September verschoben worden. Die Eltern haben zur weiteren Vorbereitung der Erstkommunion alle Unterlagen zugeschickt bekommen.

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