B9 in Kranenburg Chemikalien-Fass mitten auf der Straße löst ABC-Großeinsatz aus

Kranenburg · Auf der B9 in Kranenburg hat ein auslaufendes Fass einen Großeinsatz ausgelöst. Die Chemikalien werden auch zur Drogenherstellung genutzt. Werden sie nun einfach auf der Straße entsorgt? In den Niederlanden gab es kürzlich einen ähnlichen Fall.

Hier transportieren Einsatzkräfte in Kranenburg das Drogenfass ab
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Mutmaßliches Drogenfass in Kranenburg aufgetaucht

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Foto: Guido Schulmann

Großeinsatz in Kranenburg: In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist auf der B9 unweit der niederländischen Grenze ein mysteriöses Fass aufgetaucht, aus dem Flüssigkeit sickerte. Gegen 2.30 Uhr wurde die Feuerwehr von Kräften der Polizei alarmiert – zunächst noch unter dem Stichwort „Ölspur“. Schnell stellte sich allerdings heraus, dass die Einsatzkräfte es  zwischen dem Grenzübergang Wyler und dem „Tennisschläger“ mit etwas ganz anderem zu tun hatten: Die Spezialkräfte ließen eine Laboranalyse durchführen, bei der sich herausstellte, dass die chemische Substanz auch dafür genutzt wird, Drogen herzustellen.

Wie kam das 200-Liter-Fass auf die Straße? Das ist noch völlig unklar. Feuerwehrsprecher Stephan Derks zufolge war es noch etwa drei viertel gefüllt, entleerte sich aber durch ein Leck  auf die Straße und in die Umgebung. Wurde es hier absichtlich entsorgt? Mussten es die Verursacher loswerden, weil es undicht geworden war? Oder ist es von einer Ladefläche gefallen?

Fest steht: Das Fass löste einen Großeinsatz aus. In der Spitze waren unter Leitung des stellvertretenden Feuerwehrchefs von Kranenburg, Christian Kellner, rund 75 Einsatzkräfte vor Ort. Auch ein ABC-Zug des Kreises Kleve und ein sogenannter ABC-Erkunder des Bundes waren im Einsatz. Das Messfahrzeug wird von der Feuerwehr Kleve vorgehalten und bei Einsätzen auf größerer Fläche mit chemischem oder atomarem Hintergrund eingesetzt, wie Florian Pose von der Feuerwehr Kleve erklärt. Eingebunden in den Einsatz war auch ein Vertreter der Unteren Wasserbehörde, um weitergehende Umweltschäden auszuschließen. „Das war eine grüne, seifige Flüssigkeit. Wir können nur froh sein, dass es nicht geregnet hat und sie noch weiter verteilt wurde“, sagt Derks.

In ihren gelben Schutzanzügen näherten sich die Einsatzkräfte dem Fass – auch weil sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau wussten, mit welcher Substanz genau sie es zu tun hatten. Nur, dass es sich um eine säureartige Flüssigkeit handelt, stand relativ schnell fest. „Unsere Kollegen haben das Fass nicht angefasst. Das haben alles die Kräfte der Feuerwehr übernommen“, sagt Polizeisprecher Philipp Pütz. Diese stellten es schließlich sicher und ließen es zu einer Spezialfirma bringen. Als einer der Feuerwehrleute nach Ablegen der Schutzkleidung merkte, dass Wasser in seinen ABC-Anzug eingedrungen war, wurde er in die Klinik nach Duisburg gebracht. „Dabei hat es sich aber um eine reine Vorsichtsmaßnahme gehandelt“, sagt Stephan Derks.

Da es sich nicht einfach um eine Ölspur handelte, die abgestreut werden kann, stellte sich die Reinigung der Fahrbahn als zeitaufwendige Herausforderung dar. Die Straße sollte noch bis in den Mittwochnachmittag hinein gesperrt bleiben.

Bemerkenswert: Bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag hatte ein ähnlicher Fall für Schlagzeilen in den Niederlanden gesorgt. Im Naturschutzgebiet Vragenderveen im Grenzgebiet zu Bocholt waren zwei große Behälter mit insgesamt etwa 2000 Litern Flüssigkeit abgeladen worden, die wahrscheinlich aus einem Drogenlabor stammen. Es handele sich „vermutlich um Fässer mit Drogenabfällen aus der Produktion synthetischer Drogen“, wie es in einer Mitteilung der örtlichen Behörden heißt. Die Entsorgung von Drogenabfällen sei ein großes und anhaltendes Problem in der Region. Freilich hatten die IBC-Container, die in den Niederlanden zurückgelassen worden sind, noch ein größeres Volumen als das 200-Liter-Fass, das nun auf der B9 in Kranenburg aufgetaucht ist.

Die Kriminalpolizei hat unterdessen die Ermittlungen aufgrund eines Umweltdeliktes aufgenommen und bittet Zeugen, sich bei der Kripo Kleve unter Telefon 02821 5040 zu melden.

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