Kranenburg Kostbarkeiten auf Pergament

Kranenburg · Wertvolle Graduale im Museum Mühlenturm

 Titelbild des Graduales aus dem Jahr 1651.

Titelbild des Graduales aus dem Jahr 1651.

Foto: H. Pawelke

Das Internationale Symposium zum Gregorianischen Choral unter dem Titel "Gregorianik in der Euregio Rhein-Waal" vom 2. bis 4. Mai in der Wasserburg Rindern wird sich auch mit bedeutenden Denkmälern wie beispielsweise dem "Missale Plenarium" aus Kleve oder dem "Graduale des Johannes von Deventer" aus Sint Agatha befassen. Im Mühlenturm in Kranenburg gibt es eine Ausstellung mit dem Titel "Glaube und Kirche".

 Antiphon von 1558 – ein liturgischer Wechselgesang.

Antiphon von 1558 – ein liturgischer Wechselgesang.

Foto: nn

Der Verein für Heimatschutz Kranenburg hat dazu einen Katalog "Geschichte im Turm" herausgegeben. Zu den großen Kostbarkeiten gehören zwei Graduale (Antiphonarium officii) aus dem Stift St. Martin Kranenburg von 1558 und 1561 in Pergament. Sie sind im Eigentum der Kath. Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Kranenburg. Es handelt sich um liturgische Wechselgesänge, also Antiphonen, die im kirchlichen Stundengebet zu singen beziehungsweise zu rezitieren waren. Es wurden aber auch vereinzelt Hymnen aufgenommen. Der erste Band enthält Antiphonen vom Advent bis zum Karsamstag, vom Feste des hl. Andreas bis Mariä Verkündigung und Anweisungen, welche Texte bei bestimmten Anlässen zu wählen sind, etwa in Hinsicht auf die Patrone der Kirche, der Apostelfürsten Petrus und Paulus, und des Stiftes, des hl. Martin. Der zweite Band enthält Antiphonen von Ostern bis zum 24. Sonntag nach Pfingsten.

Weiter folgen Antiphonen zum Feste der Apostel Philippus und Jakobus vom 1. Mai bis zum Kirchweihfest Ende Oktober. Der Historiker Robert Scholten nennt drei Kranenburger Kanoniker des 16. Jahrhunderts, die sich unter anderem durch Bücherschreiben verdient gemacht haben. Einer von ihnen ist Heinrich Buys. Die Initialen "H.B.", die sich im zweiten Band finden, könnten einen Hinweis auf ihn geben. Nach Scholten hat er "mit ebenso leichter als eleganter Feder" ein Graduale und Nokturale angefertigt. Am Ende des zweiten Bandes ist vermerkt, dass das Werk für Kranenburg geschrieben wurde: "Zum Lobe des göttlichen Namens, zum Ruhme der seligen Jungfrau Maria und zur Ehre aller Heiligen, entsprechend dem Brauch und der Gewohnheit der Kranenburger Kollegiatkirche des heiligen Martinus geschrieben". Im Mühlenturm gibt es ferner das Graduale für die römische Messe und Gesänge der Augustiner-Chorherren (Johannes Hagen, 1651). Es enthält Wechselgesänge, die den Gottesdienst der Stiftsherren begleiteten. Beginnend mit der Adventszeit folgen Gesänge zu den Festtagen und Heiligenfesten im Verlauf des Kirchenjahres. Angefügt sind von anderer Hand, die sich im Schreibduktus deutlich abhebt,auch Gesänge zum Fest Christi Himmelfahrt und zum Fest des hl. Augustinus. Die Schwestern des Augustinerinnen-Klosters waren in das liturgische Leben des Stifts eingebunden. So wirkten sie etwa bei der Liturgie zur Osternacht mit, worüber ein Eintrag in dem Graduale aus dem Jahr 1651 Aufschluss gibt.

(RP)
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