Kleve Konzerte: Einst Wartelisten für Abonnenten

Kleve · Von der Schul-Aula in den Konzertsaal. Vor 50 Jahren zogen die Konzerte in die Stadthalle

Nicht nur die Stadthalle Kleve, auch die Konzerte der Stadt Kleve feiern 50jährigen Geburtstag. Und dieses Märchen beginnt nicht mit "Es war einmal", sondern mit "Es ist bis heute so": Seit 1965 finden die Reihenkonzerte in der Stadthalle statt, davor in der Aula des Freiherr-von-Stein-Gymnasiums. Und auch, wenn die Klever heute keinesfalls Konzertmuffel sind, ist es kaum vorstellbar, dass der Hunger nach Musik vor 50 Jahren so groß war, dass es sogar eine Warteliste für die Abonnements gab.

Nach einiger Zeit fing der WDR an, ausgewählte Konzerte mitzuschneiden. "Wann immer es ging, nahm ich an den Klever Konzerten teil und bin sicher, dort einige Höhepunkte unserer Rundfunkreihe erlebt zu haben", sagt Bernhard Wallerius, WDR 3-Redakteur i.R. Zu den 50 Jahren gehören insgesamt nur drei Intendanten, die die Saisons mit viel Herzblut immer wieder mit Leben füllen und gefüllt haben: Walter Gieseler zu Beginn, dann für 35 Jahre Karl Kemper und seit 2000 Sigrun Hintzen.

Jeder Intendant hat dabei eine eigene Handschrift; nicht nur der eigenen Persönlichkeit, sondern auch dem Zeitgeist geschuldet. So führt Sigrun Hintzen heute das Programm mehr in die Breite, um neue Zielgruppen zu erschließen. Nicht nur die Musiker stellen sich heute anders auf als früher, auch die Zuhörer werden zu Flaneuren zwischen den Genres. Anleihen aus modernen Strömungen, eine Mischung aus Mainstream und Avantgarde würzen das heutige Programm - mit gewohnt hohem Anspruch für eine Demokratisierung des Angebots, das regelmäßig bis zu 300 bis 400 Zuhörer aufs Parkett lockt, zu Spitzenkonzerten auch mehr. Das Vertrauen in den Grundkanon der Konzerte der Stadt Kleve ist ungebrochen. Ambitionierte Nachwuchskünstler stehen genauso auf dem Plan wie treue, wiederkehrende Künstler wie Eckart Runge oder das Trio Jean Paul. Mauricio Kagel war da zu Besuch, Fazil Say, Paul Gulda sowie Ton Koopman und immer wieder hervorragende Streicherensembles und Orchester wie das Ensemble Resonanz, Mannheimer Streichquartett, die Lautten Compagney oder das Rosamunde Quartett.

Die Bühnenmechanik und Hydraulik der Stadthalle funktionieren heute wie damals ohne nennenswerte Störungen, lediglich die Tonanlage ist neu. Der Saal hat "Retro-Schick", ist zeitlos und gediegen. Was man als Konzertbesucher nur ahnt: das Drumherum ist genauso wichtig. Die bei jedem Konzert bereitliegenden Gratis-Hustenbonbons, Kaffee und Kuchen für Ü-Wagen und die Beteiligten, die Logistik von Anfang bis Ende und das Anschalten der Lämpchen in der Garderobe: als wahrer Gastgeber für die Zuschauer und die Künstler.

In Kleve geschieht "alles aus einer Hand" und auf kurzen Wegen, das ist persönlich und prägt das Konzerterlebnis. Zuhörer von Jung bis Alt sollen angesprochen und sich herzlich eingeladen fühlen. Wer der Konzertreihe etwas zum runden Geburtstag schenken möchte, beschenkt auch sich selbst mit einem Abonnement - wie ein Fördermitglied, das zu einem jährlichen Beitrag freien Eintritt zur Musik-Flatrate der Reihenkonzerte oder Besonderen Reihe genießen kann.

(RP)
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