Niederrhein Konrad Heresbach: Der weltgewandte Gelehrte

Niederrhein · Ihm war nichts wichtiger als Bildung. Der 1496 bei Mettmann geborene Konrad Heresbach ging als Humanist und Erzieher des Klever Erbprinzen in die Geschichte ein. Wesel hütet noch heute Teile seiner enormen Büchersammlung.

Am Rand des Großen Marktes in Wesel steht ein aufgeschlagenes Buch aus Bronze. Aus ihm heraus tritt eine stilisierte Figur. Und es ist zu lesen, dass es gelte, "Irrtümer auszurotten, nicht Menschen". Das Zitat sagt alles über den Mann, dem die von Künstler Kuno Lange geschaffene Plastik gewidmet ist: Konrad Heresbach war nichts wichtiger als die Bildung. Der am 28. August 1496 auf Gut Herzbach bei Mettmann geborene Gelehrte ging als großer Humanist in die Geschichte ein. Als er am 14. Oktober 1576 auf Gut Lohrwardt bei Rees starb, hatte sich der Theologe und Jurist nicht nur als Prinzenerzieher am Hof des Klever Herzogs verdient gemacht. Heresbach war auch einer der wichtigsten Politiker seines Herrn, Freund von Erasmus von Rotterdam und leidenschaftlicher Büchersammler. Gut 2000 Bände trug er zusammen. Die Heresbach-Bibliothek wurde lange im Willibrordi-Dom aufbewahrt, auf den sein bronzenes Denkmal heute blickt. Mehr als 30 theologische, philologische, pädagogische und juristische Werke hat er verfasst. Außerdem eins über Landbau.

Köln, Paris, Orléans, Ferrara, Padua

Konrad Heresbach hatte zweifellos Glück. Denn er stammte aus einer wohlhabenden Familie, die ihm eine solide Schulbildung ermöglichte. Siebenjährig kam er an der Abteischule des Benediktinerklosters in Werden mit Latein in Kontakt. Hamm und Münster waren weiter Stationen, bis er 1512 an der Kölner Universität der Künste ein Studium aufnahm. Hier kamen Griechisch und Hebräisch hinzu, außerdem Rechtswissenschaften. Zunächst in Köln, aber auch in Paris und Orléans. 1520 lernte Heresbach Erasmus von Rotterdam kenne, der ihm eine Professur in Freiburg vermittelte. Dort ließ er sich bald beurlauben, studierte im italienischen Ferrara erneut Jura, promovierte 1522 und studierte in Padua weiter, ehe er nach Freiburg zurückkehrte. Vermutlich war es sein Freund Erasmus, der Heresbach 1523 bei Herzog Johann III. als Erzieher für Erbprinz Willem empfahl.

Zuneigung und Respekt

Heresbachs Modernität zeigt sich in seinem Buch "Über Erziehung und Unterricht der Fürstenkinder". In diesem legt er dar, dass gute Lehrer, den individuellen Entwicklungsstand des Kindes berücksichtigen müssen. Zuneigung und Respekt seien nötig, nicht die körperliche Züchtigung.

Für Toleranz warb Heresbach auch beim Herzog, der zwar das wachsende Luthertum bekämpfte, aber auch Ordnungen erließ, die zwischen den Glaubensrichtungen vermitteln sollten. Nach dem Tod Johanns 1539 blieb Heresbach als Rat im Dienst seines ehemaligen Schülers Wilhelm des Reichen, der die um Ausgleich bemühte Religionspolitik fortsetzte.

Bei Fürsten und beim Kaiser

Weltgewandt trat Heresbach als Diplomat auf. So reiste er unter anderem 1539 zu Vorgesprächen für die Hochzeit von Wilhelms Schwester Annas von Cleve mit König Heinrich VIII. von England nach London. An den Fürstenhöfen Europas war er ebenso präsent wie 1540 beim Religionsgespräch in Worms und ein Jahr später auf dem Reichstag Kaiser Karls V. in Regensburg. Seine Ehe mit Mechtelt van Duenen blieb kinderlos. Die ehemalige Nonne, "die letzte Erbin eines alten clevischen Rittergeschlechts", hatte das Landgut Lohrwardt bei Rees in die Ehe eingebracht hatte. Nach ihrem Tod 1560 heiratete Heresbach eine Verwandte Mechtelts, die ihn versorgte. Am 14. Oktober starb Konrad Heresbach. Kurz vor seinem Ableben, so fanden es Historiker in den Annalen, hatte der Herzog seinen Rat und Lehrer noch einmal sehen wollen und ihn in Kalkar besucht. Die Geschichtsexperten werten dies heute als "eine außergewöhnliche Ehre für einen bürgerlichen Mann".

(RP)
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