Kleve Kölsch zwischen Kalksandstein

Kleve · Bruno Schmitz tat das, was er wohl mit am besten kann: durchs Programm führen. Auf der Rohbaufete der "Restauration zum Aussichtsturm", wie die Gastronomie an Kleves höchstem Punkt bald heißen soll, war der Kulturmanager und Mitbesitzer des Lokals in seinem Element. Schmitz hatte zusammen mit Mechtild Janßen, Barbara Jacobs und Jürgen Rother die vor sich hin vegetierenden Räume des Restaurants von der Stadt Kleve gekauft (die RP berichtete). Jetzt wollten sie zeigen, wie schnell man die Hinterlassenschaften der ehemaligen Gaststätte "Il Nido", wo neben Speisen auch mit Falschgeld gehandelt wurde, beseitigt hatte.

 Soll bald in neuem Glanz erstrahlen: Die Stadt Kleve wird 270 000 Euro in die Restaurierung des Aussichtsturms investieren.

Soll bald in neuem Glanz erstrahlen: Die Stadt Kleve wird 270 000 Euro in die Restaurierung des Aussichtsturms investieren.

Foto: Gottfried Evers

Dass der Aussichtsturm in Kleve auf eine breite Fangruppe hoffen kann, zeigte sich bei der ersten Veranstaltung in dem Projekt mit Weitsicht. Die Bude war rappelvoll, der Absatz von Kölsch und Glühwein war beachtlich.

Schmitz, der Frontmann des Besitzer-Quartetts, freute sich über den gelungenen Auftakt und den Deal: "Wir haben mit der Stadt tolle Verhandlungen geführt." Zu dem Preis, den man für das Lokal zahlen musste, wollte Schmitz sich nicht äußern: Es sei ein marktüblicher gewesen, so der Investor. Das Gelände rund um die Gastronomie hat das Quartett gepachtet. Der Berghang und der Turm, der im kommenden Jahr für 270.000 Euro von der Kommune saniert wird, gehören weiterhin der Stadt.

Freude hatte der Kulturmanager auch daran, dass man jetzt in dem Lokal machen könne, was man wolle, in dem Vertrag sei man keinerlei Verpflichtung eingegangen. Zunächst erzählte Schmitz jedoch, was man alles nicht machen will: "Es soll hier keine Edel-Gastronomie entstehen." Das sollte zu schaffen sein. Auch ist nicht geplant, ein Restaurant mit festen Öffnungszeiten und ständig einsatzbereiter Küche anzubieten. Die Angebotspalette recht derzeit von privaten Festen über Beerdingungscafes bis hin zu kulturellen Veranstaltungen. So wird etwa Karnevalssamstag am Aussichtssturm gefeiert. Das Konzept ist derzeit, dass es so richtig noch keins gibt. "Wir Käufer wollen alle unseren alten Beruf fortführen. Wir sind von dem Projekt nicht abhängig. Es soll hier etwas entstehen, das den Leuten und uns Spaß bereitet. Wenn wir unsere Investitionen, die wir tätigen, irgendwann wieder herausholen, ist das umso schöner", erklärte Schmitz. Ein Gast beschrieb eine mögliche Zielsetzung des Projekts mit: "So etwas wie ein Jugendheim für Erwachsene wäre toll."

Pläne für das umgebaute Objekt waren bereits zu sehen. Reichlich Fenster Richtung Süden, der Kühlraum und die Küche im Norden des Hauses mit davor gelagerter Theke. Erste Planungen, die auch eine Terrasse hin zur Königsallee vorsahen und Eindruck bei den Besuchern machten, rückte Schmitz zunächst in die Welt der Zukunftsvisionen. Keine Vision ist, dass die Sichtachsen, die derzeit mit Bäumen zugewachsen sind, vom Turm aus wieder hergestellt werden sollen. Unter den Gästen der Rohbaufete war auch Fachpersonal des Forstes. Bruno Schmitz erklärte, dass sich keiner Sorgen machen müsse, hier würden wahllos Bäume umgehauen: "Wir sind doch keine Chaoten. Hier ist Jahrzehnte nichts an dem Wäldchen gemacht worden. Wenn hier was gefällt wird, werden neue Bäume gepflanzt. Der Aussichtsturm ist ein Juwel der Stadt und die historischen Achsen müssen wieder hergestellt werden. Der Wald muss kultiviert werden." Und mit Kultur kennt sich wohl niemand besser aus.

(RP/ila)
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