Kleve Kleves Reichswald – der grüne Patient

Kleve · Gestern wurde der Waldzustandsbericht 2012 vorgestellt: Dem Forst geht es etwas besser – keine Entwarnung in Sicht

Gestern wurde der Waldzustandsbericht 2012 vorgestellt: Dem Forst geht es etwas besser — keine Entwarnung in Sicht

Der Krankenstand im Wald hat sich dezent verbessert. Dank günstiger Wetterbedingungen geht es dem Wald in NRW etwas besser. Die Zahl der Bäume ohne Schäden habe sich im neuen Waldzustandsbericht 2012 auf 34 Prozent erhöht, das seien zehn Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vorjahr, teilte Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) mit.

Die landesweiten Ergebnisse ließen sich größtenteils auch auf den Reichswald übertragen, sagt gestern Hanns-Karl Ganser, Leiter der Abteilung Landeseigener Forstbetrieb beim Regionalforstamt Niederrhein. Dem größten zusammenhängenden Staatsforst in NRW geht es zwar ebenfalls etwas besser, doch sei eine Entwarnung nicht in Sicht, so Ganser. Der Wald ist nicht mehr ganz so krank.

Eines der größten Sorgenkinder im Forst von NRW wie auch im Reichswald ist die Eiche. Sie hat von den relativ günstigen Rahmenbedingungen des Jahres 2012 nicht profitieren können. Die Eiche ist die einzige Hauptbaumart, deren Zustand sich weiter verschlechtert hat. So wird ihre Verfassung als die schlechteste seit Beginn der Waldzustandserhebung vor fast 30 Jahren bezeichnet.

Ganser macht mehrere Faktoren dafür verantwortlich, dass der Zustand des Laubbaums als kritisch eingestuft werden muss. "Bodenschädigungen, Witterungseinflüsse, Schädlinge — gemeinsam sorgen sie dafür, dass es der Eiche derart schlecht geht", sagt Ganser. Der Forstbeamte vergleicht die Krankheitsentwicklung mit der eines Menschen: "Wenn mehrere schädliche, gesundheitsgefährdende Faktoren zusammenkommen, ist das Risiko, etwa einen Herzinfarkt zu erleiden, wesentlich größer."

Der Eichenwickler, der sich als gefürchteter Forstschädling einen Namen gemacht hat, leistete ebenfalls seinen Beitrag. Auch das Wurzelwerk der Bäume habe sich negativ entwickelt, so Ganser. Bäume seien plötzlich vom Umfallen bedroht. Gerade an Waldrändern müsse man deshalb besonders auf angegriffene Eichen achten. Für den Baum geht's derzeit ans Eingemachte. Die Buche hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Daran wird deutlich, wie groß das Regenerationsvermögen der Waldbäume ist, wenn die Wetterverhältnisse günstig sind.

Der Reichswald besteht nahezu aus 50 Prozent Laub- und 50 Prozent Nadelhölzern. Was die Kiefer betrifft, so hat diese in 2012 von allen Hauptbaumarten die besten Messwerte. Nach dem Krieg ist sie in großem Stil im Reichswald aufgeforstet worden. Grund für die Vorliebe für Nadelbäume: Sie wachsen schnell, sind anspruchslos und robust gegenüber Wildverbiss.

Hanns-Karl Ganser ist weit davon entfernt, den Reichswald als einen gesunden Forst zu bezeichnen, doch räumt er ein: "Der Wald entwickelt sich in die richtige Richtung." Ein Grund für dafür ist, dass die Zeit in der auf Monokulturen gesetzt wurde, vorbei ist. "Wir setzen auf den Mischwald, weil der resistenter gegen Klima- und Umwelteinflüsse ist", erklärt Ganser. Müsste Ganser für den Zustand des Reichswaldes Schulnoten vergeben, so erhielt dieser für den Aufbau/Baumzusammensetzung eine 3+. Den Gesamtzustand bewertet der Forstfachmann nur mit einer 4 (ausreichend). Die Gefahr besteht weiter: Der grüne Patient muss gepflegt werden.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort