Kleve Klever Theater gehen die Besucher aus

Kleve · Erstmals musste diese Saison ein Stück des Jugendtheaters der Stadt Kleve wegen mangelender Nachfrage vom Bühnenplan genommen werden. Beim Theaterprogramm sind seit Jahren die Besucherzahlen rückläufig.

Gerade einmal vier Karten waren für das Stück des Westfälischen Landestheaters "Stones" verkauft worden. Das Stück musste abgesagt werden. Ein neuer Trend wie beim Theaterprogramm der Stadt in der Stadthalle, dem ebenfalls nach und nach die Besucher ausgehen? "Nein", sagt Katrin Berns, Sprecherin der Stadt Kleve. Es sei das erste Mal, dass ein Jugendtheater aufgrund des mangelnden Kartenabsatzes abgesagt werden musste, so Berns.

Besonders gut war vor mehreren Jahren "Tschick" gelaufen, einem Stück nach dem Bestseller von Wolfgang Herrndorf. In der Saison 2012/2013 war Tschick mit 764 Aufführungen das meistgespielte Stück an allen deutschen Bühnen. Es war das zweite Mal, dass in Kleve ein solches Stück speziell an Jugendliche gerichtet gegeben wurde - und die Schulen waren in Scharen gekommen. Am Anbieter kann es also nicht gelegen haben - sowohl "Stones" als auch "Tschick" kamen vom Westfälischen Landestheater.

In der Stadt ist man optimistisch, dass dies die Ausnahme bleibt. In der kommenden Spielzeit 2018/2019 werden drei Theaterstücke für Jugendliche ab neun, zehn bzw. zwölf Jahre angeboten. "Die Schulen nehmen das Angebot wahr und versuchen, dieses in das Schulprogramm zu integrieren", sagt Berns. Es sollen, so heißt es, Lehrer bereits zugesagt haben, in Klassenstärke zum Jugendtheater zu kommen.

Einigermaßen gut läuft in Kleve vor allem das Kindertheater, beim Jugendtheater wurde jetzt "Stones" abgesagt und beim klassischen Theaterprogramm sind die Zahlen seit Jahren ziemlich rückläufig. Selten verirren sich mehr als 200 Menschen in die Stadthalle, wenn es um die Stücke geht, die ausgewählt wurden, in Kleve auf die Bühne zu kommen. Im jüngsten Controllingbericht des Fachbereichs Kultur zählte man auf vier Stücke 907 Besucher. Zum Vergleich: Beim Konzertprogramm waren es im gleichen Zeitraum bei fünf Konzerten 2043 Besucher, beim Kindertheater 1376.

Geboten wird in Kleve eine Mischung aus Anspruch, Krimi mit Promi und einem Klassiker, in der Regel ein Stück für die weiterführende Schule. Auf geht das Konzept seit Jahren nicht mehr: Selbst der amüsante wie spannend auf die Bühne gebrachte Edgar-Wallace-Thriller zog keine 190 Besucher.

Der Versuch, mit deutlich mehr Qualität langfristig mehr Menschen ins Theater zu holen, wurde nicht konsequent verfolgt. Dies war als mögliche Lösung diskutiert worden, unter anderem bei einem Besuch von Kulturpolitikern und Organisatoren in Bielefeld, wo der Klever Michael Heicks Intendant des Theaters ist. Bei einer neuen Ausrichtung des Theaterprogramms müssten die Verantwortlichen allerdings den Willen haben, weiter sinkende Besucherzahlen in Kauf zu nehmen, bis sich vielleicht ein neuer Kreis von Theaterfans gefunden hat. Das ist eine Gleichung mit vielen Unbekannten. Andererseits zeigen die von Sigrun Hintzen organisierte Konzertreihe und das Museum Kurhaus Kleve, dass qualitativ hochwertige Angebote langfristig stabile Zahlen haben oder, wie das Kurhaus, immer wieder weit über den Horizont der Stadtgrenze hinaus für Beachtung sorgen.

"Vielleicht muss man beim Theater einen Strich ziehen und neu diskutieren", sagt der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur- und Stadtgestaltung, Jörg Cosar. Er verwies aber auch darauf, wie wichtig es sei, kulturell kompetente Ansprechpartner zu haben - so wie Sigrun Hintzen bei den Konzerten. "Mit solchen Menschen steht und fällt oft das Angebot", sagt Cosar.

(mgr)
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