Kleve „Der Steuernde“ ist Kleves Narren-Chef

Kleve · Am Samstagabend wurde der Schwanenfunker Marc Mülders in der Klever Stadthalle zum Karnevalsprinzen 2019/2020 proklamiert. Zum Amtsantritt hielt er eine kritische Rede. Der 34-jährige Beamte tritt in Opas Fußstapfen.

 Marc (Muelders) „Der Steuernde“ ist der neue Prinz.

Marc (Muelders) „Der Steuernde“ ist der neue Prinz.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Klever Karnevalisten sind in Frühform: Dieser Eindruck drängte sich jedem Besucher auf, der am Samstagabend der Prinzenproklamation in der Klever Stadthalle folgte. Noch 91 Tage bis Rosenmontag, doch schon jetzt bewiesen die Jecken, das Schunkeln, Singen und den Narrenruf nicht verlernt zu haben. Tatsächlich hing schon echte Sitzungs-Atmosphäre in der Luft. Maßgeblich dazu bei trugen der Auftritt der Siegburger Funken „Blau-Weiß“, der Kölner „Bajaasch“,  der Showtanz der Funkerschwänchen sowie die humorigen Wortbeiträge von Jörg Jara und Georg Janßen.

Es stand jedoch auch ein melancholischer Abschied auf dem Programm: Karnevalsprinz Tobias „Der Stimmungsvolle“ richtete letztmalig das Wort an die Karnevalisten – und wurde mit Lob überhäuft. „Es ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Du, Tobias, hast eine Menge geleistet: Überall im Kleverland hast du für Freude und Frohsinn gesorgt“, sagte Frank Konen, Vorsitzender des Klever Rosenmontags-Komitees (KRK)

„Es war eine tolle Zeit versicherte Grundmann, der nun mit halb Kleve per Du sei. Auch Bürgermeisterin Sonja Northing adelte ihn als „phantastischen“ Prinzen, der immer mit Gefühl regiert habe. Auch, als Northing beim obligatorischen Rathaussturm den Schlüssel vergessen hatte.

Danach gehörte die ungeteilte Aufmerksamkeit jenem Mann, der auf der Bühne vom Prinzen in spe zum amtierenden Oberhaupt der Schwanenstädter Jecken avancierte. Vorgestellt wurde Marc Mülders von seiner Tante Sabine Bartjes, eine feste Größe des Karnevals in Kranenburg, und Sebastian Brenke. Sie gaben unterhaltsame Details des Privatmanns Mülders wieder: So sei dieser bereits Präsident des Kinderkarnevals in Bedburg-Hau gewesen, zudem sei er ein „tausendprozentiger Steuerbeamter“. Seine Frau Katrin habe er 2011 beim Karneval kennengelernt, besondere Treue pflege er zu seiner „schwarzen Renndose“. Mit Freudentränen in den Augen nahm Mülders das Narrenzepter und die Prinzenkette von KRK-Chef Frank Konen entgegen.

„Heute geht für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung. Mit dem Karneval bin ich aufgewachsen. Ich bin froh, dass heute so viele Leute da sind, die mir viel bedeuten“, leitete Mülders seine Antrittsrede ein. Besonders hob er seine Großmutter Erika hervor. „Vor 44 Jahren warst du, wie heute Katrin, Prinzengattin. Ich bin mir ganz sicher: Opa schaut von oben zu und feiert mit“, sagte Mülders. Denn 1976 war sein Großvater Helmut als „Der Eiserne“ im Kleverland aktiv. So bekam die Oma einen seiner ersten Orden – nach Sonja Northing, Frank Konen und Tobias Grundmann. Und dann gab’s eine ungewöhnliche Rede des 34-Jährigen auf Klever Platt: durchaus kritisch, nachdenklich, politisch. „Früher hatte man mehr Zeit, um mit Menschen zu feiern und zu genießen. Heute wird der Karneval  Jahr für Jahr größer. Doch muss denn alles immer größer werden? Wir sollten weniger danach schauen, ob man besser ist. Es braucht stattdessen mehr authentisches Miteinander“, sagte Mülders. So wolle er mit seinem karnevalistischen Tross für ein „Wir-Gefühl“ und „Karneval auf Augenhöhe“ sorgen. Auch politisch setzte Mülders, beschäftigt beim Finanzamt in Geldern, Ausrufezeichen. „In Zeiten von Datenschutzgrundverordnung, Rauchverbot und Greta machen Auflagen uns das Leben schwer. Doch der traditionelle Karneval darf nicht kaputt gemacht werden. Wenn ich nicht in der Turnhalle einer Schule auftreten kann, weil sie keine Versammlungsstätte ist, frage ich mich: Wo soll das hinführen?“, fragte Mülders unter tosendem Applaus.

 Närrische Stimmung brachte zum Beispiel diese hüftstarke Biene ins Programm.

Närrische Stimmung brachte zum Beispiel diese hüftstarke Biene ins Programm.

Foto: Markus van Offern (mvo)
 Marc Mülders’ Ehefrau Katrin sitzt mit Tränen in den Augen vor der Bühne und strahlt mit dem Prinzen um die Wette.

Marc Mülders’ Ehefrau Katrin sitzt mit Tränen in den Augen vor der Bühne und strahlt mit dem Prinzen um die Wette.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Erstmalig stellte „Der Steuernde“ auch sein Prinzenlied vor. Tobias Budde sang: „Wenn Prinz Marc das Narrenzepter schwingt / gibt´s Karneval mit Herz / Mit euch steuert er durch diese Zeit / für alle Narren stets bereit.“ Die Jecken hatten ein Bühnenstück vorbereitet, in dem Mülders gemeinsam mit Adjutant Andreas Braam, der Garde sowie den Funkerschwänchen einen „Tag auf´m Amt“ illustrierte. „Lasst uns eine unvergessliche Zeit haben“, rief Mülders seinem Narrenvolk  abschließend zu.

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