Großeinsatz in der Schwanenburg Klever Landgericht unter Polizeischutz

Kleve · Weil ein Richter telefonisch bedroht worden war, gab es rund ums Gericht eine Rasterfahndung. Zahlreiche Beamte waren im Einsatz. Am Mittwochabend war ein 54-jähriger Mann festgenommen worden. Er hat den Angestellten mit einem Angriff gedroht, teilte die Polizei mit.

Landgericht Kleve nach Bedrohungslage abgeriegelt
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Eigentlich ist die Pflasterfläche auf dem Anstieg zur Schwanenburg, auf der sonst Pkw parken, wegen angrenzender Bauarbeiten derzeit teilweise gesperrt. Doch Mittwoch gegen 13 Uhr standen dort etwa zehn Streifenwagen, dazu einige kleinere Mannschaftswagen der Polizei. Die Beamten waren ausgestiegen - offenbar hielten sie eine Lagebesprechung ab.

"Wir beschützen Euch"

Warum das Großaufgebot an Beamten rund um die Schwanenburg Stellung bezog, ständig reger Funksprechverkehr zu hören war, an sämtlichen Eingängen zum Amts- und Landgericht in der Schwanenburg die Polizisten Personenkontrollen machten - all diese Fragen wollte (durfte) zu diesem Zeitpunkt noch keiner der eingesetzten Ordnungshüter beantworten. Lediglich einer vorbeikommenden Passantin verriet ein Polizist auf deren Frage, was denn los sei: "Da will jemand rein, der da nicht rein soll." Eine aus der Schwanenburg kommende Justizbeamtin in Uniform erhielt auf ihre Frage, was die Polizisten an der Burg machen würden, die Auskunft: "Wir beschützen Euch."

Der Schwan kehrt zurück auf den Schwanenturm
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Erste offizielle Angaben zum Grund des Polizeieinsatzes machte etwa gegen 13.30 Uhr der Sprecher der Klever Polizei. "Es soll eine Sicherheitslücke im Zugangssystem zum Gericht geben", sagte er. Kurz vor Beginn des Polizeieinsatzes sei ein entsprechender Hinweis bei den Behörden eingegangen. Genauere Erklärungen wollte oder konnte der Sprecher zu diesem Zeitpunkt nicht machen. Somit gab es erstmal Raum für Spekulationen: Sollte ein Angeklagter aus einer laufenden Verhandlung befreit werden? War ein Angriff auf einen der Richter angekündigt worden? Gab es eine Bombendrohung? Aus gut informierten Kreisen war zu hören, einer der Richter sei telefonisch bedroht worden - anonym.

Öffentliche Präsenz schreckt ab

Gegen 14.30 Uhr machte der Polizeisprecher genauere Angaben zu dem Einsatz. Demnach kontrollierten die Polizisten an allen Zugängen des Amts- und Landgerichtes, aber auch im engerem Umkreis der Schwanenburg im Rahmen einer Rasterfahndung verdächtige Personen. Die Kontrollen per Fuß- und Pkw-Streifen würden hauptsächlich mit "eigenen Kräften" erfolgen. Allerdings seien auch Kollegen von anderen Dienststellen hinzugezogen worden, die gestern im Rahmen eines Verkehrseinsatzes im Klever Raum tätig gewesen seien. Hubschrauber waren jedoch nicht im Einsatz. Dass die Polizei mit den zahlreichen Streifenwagen und Beamten im Umfeld des Gerichtsgebäudes offensichtliche Präsenz zeigte, war nach Angaben des Behördensprechers Taktik: "Das schreckt ab. "

Eher beruhigend wirkte das große Aufgebot an Uniformierten offenbar auf eine Gruppe von etwa 20 niederländischen Senioren, die gegen 15 Uhr die Schwanenburg besichtigte. "Hier ist so viel Polizei unterwegs - da sind wir ganz sicher", sagte einer der Niederländer. Auch die Ordnungshüter beunruhigte die Besuchergruppe nicht. "Die fallen nicht in unser Raster", sagte einer der Beamten. Auch zwei Teenager, die sich neugierig der Burg näherten, lösten keine Hektik aus. "Die Kids sind zu jung", meinte einer der Polizisten.

Am Abend rückte die Polizei ab

Nach Dienstschluss in den Justizstellen auf der Klever Schwanenburg bewertete die Einsatzleitung der Polizei die Gefahrenlage nach dem telefonischen Hinweis vom Vormittag neu. "Es macht wenig Sinn, ein Gebäude zu bewachen, in dem niemand mehr ist", erklärte der Polizeisprecher. Unbeantwortet blieb die Frage, wie ernstzunehmend die vermeintliche Bedrohung gewesen ist. Dazu sagte der Sprecher: "Lieber ein Einsatz zu viel als einer zu wenig. Hinterher ist man immer schlauer."

Am Abend wurde dann bekannt, dass der mutmaßliche Anrufer festgenommen werden konnte. Es handelt sich um einen 54-jährigen Mann, der zuvor wegen einer Straftat verurteilt worden war. Offenbar hatte er sich rächen wollen. Der Mann befindet sich in Polizeigewahrsam. Die Ermittlungen dauern an.

(RP)
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