Kleve Klever Automaten-Knacker hinter Gittern

Kleve · Das Landgericht Kleve verurteilte gestern die letzten beiden Mitglieder einer Bande zu langjährigen Haftstrafen.

Zwei Stunden musste sich die zweite große Strafkammer gestern zurückziehen, um das Urteil gegen einen 34-jährigen Klever und einen 28-jährigen Niederländer verkünden zu können. Die beiden sorgten gemeinsam mit drei weiteren bereits verurteilten Mittätern von März 2015 bis zum Weihnachtsfest desselben Jahres für eine beispiellose Geldautomaten-Sprengungs-Serie im Kreis Kleve. Wie schwer diese Taten wogen, brachte der Vorsitzende Richter Norbert Scheyda in der Urteilsbegründung zum Ausdruck: "Wenn ich die einzelnen Freiheitsstrafen zusammenrechne, käme ich auf eine Gesamtfreiheitsstrafe von mehr als 20 Jahren", sagte Scheyda in Richtung des 34-Jährigen.

Gegen ihn sprach der Richter unter anderem wegen versuchten Bandendiebstahls und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion eine sechsjährige Freiheitsstrafe aus. Ebenso ordnete er auf Grund des langjährigen Kokain-Konsums des Angeklagten eine Unterbringung in einer Entziehungsanstalt an. Der 28-jährige Niederländer muss dagegen wegen zwei Tatbeteiligungen für drei Jahre und neun Monate in Haft. Er verzichtete auf Rechtsmittel, so dass das Urteil bereits jetzt rechtskräftig ist.

Ohne Regungen nahmen die Beschuldigten die zu erwartende Strafe entgegen. Zuvor hatten sich beide noch einmal aufrichtig für ihre Taten entschuldigt. "Ich habe das so nicht gewollt", sagte etwa der 34-Jährige. Er habe niemanden in Angst und Schrecken versetzen wollen. Die Schwere der Taten spricht allerdings eine andere Sprache. Als die Serie im März 2015 begann, gelang es dem 34-Jährigen und seinen bereits verurteilten Mittätern nicht, eine Sprengstoff-Explosion herbeizuführen. Dies änderte sich allerdings im Oktober 2015. Den Geldautomaten am Klever EOC sprengten sie derart kräftig, dass selbst die Täter über die Stärke der Explosion überrascht gewesen waren, wie der 34-Jährige vor Gericht verriet.

Die Bande, die insgesamt keinen einzigen Cent erbeutete, setzte ihre Serie anschließend sogar über den Kreis Kleve hinausgehend fort. "Die Explosionen wurden von Tatort zu Tatort immer gefährlicher", erläuterte Scheyda. Wurden zunächst nur Geldautomaten, die sich in einem Pavillon befanden, gesprengt, so gingen die Täter mit zunehmenden Verlauf sogar auf Geldautomaten über, die sich in bewohnten Häusern befanden.

Erst durch eine Telefonüberwachung eines Mittäters, dessen Handy an Funkmasten in der Nähe mehrerer Tatorte ausfindig gemacht wurde, konnte die Bande kurz vor dem Durchführung einer weiteren Sprengung gefasst werden. Der gestern angeklagte 34-Jährige machte kurz darauf eine umfassende Aussage, die maßgeblich Licht ins Dunkeln brachte und zur Ergreifung weiterer Täter führte. Der mehrfach vorbestrafte Klever sagte im Verfahren zudem, dass die Vielzahl der Taten so nicht geplant gewesen seien. Oberstaatsanwalt Guido Schulz stufte dies aber als "reine Schutzbehauptung" ein. Auch das Gericht sah dies so. Gegen das Urteil kann der 34-Jährige binnen einer Woche Revision einlegen.

(RP)
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