Kleve Kleve zwischen Moderne und Historie

Kleve · Die Rheinische Post fragt die Vorsitzenden der im Klever Rat vertretenen Parteien zu den Streitthemen in der Stadt. Der erste Teil behandelt Fragen zum aktuellen Städtebau und zur "ewigen Baustelle" mit dem Namen Minoritenplatz.

 Der Minoritenplatz - wie er künftig gestaltet wird, darüber streiten Klever Lokalpolitiker seit langem.

Der Minoritenplatz - wie er künftig gestaltet wird, darüber streiten Klever Lokalpolitiker seit langem.

Foto: Stade

Kleve verändert sich rasant - deshalb Fragen zum Städtebau, der die Stadt Jahrzehnte prägen wird:

Soll der Minoritenplatz bebaut werden - wenn ja, wie?

Jörg Cosar (CDU): Die CDU setzt sich weiter für eine zu Kleve passende Bebauung des Minoritenplatzes ein, wie dies im Werkstattverfahren vorgesehen ist. Entsprechende Gespräche mit ansässigen Architekten und Planern haben wir geführt. Unser Ziel ist es eine Stadtkante zum Abschluss der Innenstadt und einen lebenswerten zum Rathaus hin orientierten Platz zu schaffen. Im Dialog mit der Bevölkerung wollen wir dies beraten und umsetzen.

Josef Gietemann (SPD): Wir sind für die Neugestaltung des Platzes im Sinne des Bürgervotums aus dem Jahr 2009. Bei der Entscheidung für eine mögliche Bebauung muss die Bürgerschaft aber auch jetzt das letzte Wort haben (ggfs. Bürgerentscheid).

Gudrun Hütten (Grüne): Dieses "Filetstück" von Kleve erfordert eine wegweisende Architektur, vor allem in Hinblick auf die beiden massiven Bauwerke des Rilano Hotels und der Volksbank. Eine "Fast-Food" Bebauung kommt für uns nicht in Frage. Die Gestaltung dieser Fläche braucht Mut zu Innovation und soll eine belebende Mischung von Arbeit, Wohnen, Umweltverbesserung, Freizeitgestaltung in die Unterstadt bringen. Wir brauchen dringend verbindende Gestaltung zwischen Kellen, der Fachhochschule und der Klever City. Die Wallgrabenzone, als Reminiszenz an das alte Kleve soll gestalterisch sichtbar werden und bleiben. Die Sichtachse auf das Haus Koekkoek mit seinem Platz muss unbedingt erhalten bleiben. Kleve mangelt es an gestalteten, lebendigen Plätzen.

Die Wahlplakate 2014 in Kleve
11 Bilder

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Daniel Rütter (FDP): Eine Bebauung des Minoritenplatzes soll nur in einer an die gewachsene Struktur der Stadt angepassten Weise vorgenommen werden. Eine kleinteilige Bebauung verschiedener Stadthäuser mit attraktiven Wohnkonzepten wäre passend. Der Minoritenplatz ist prädestiniert für eine urbane Stadtquartierbebauung mit Atmosphäre und Qualität. Eine Bebauung in der Art des Sontowski-Centers kommt dagegen auch in Zukunft nicht in Frage. Findet sich aber kein für Kleve passendes Konzept, welches auch in der Bevölkerung genügend Akzeptanz findet, wird es keine Bebauung geben.

Fabian Merges (Offene Klever): Wir haben die Bürger aktiv darin unterstützt, eine klotzartige Bebauung zu verhindern. Schon im vergangenen Jahr haben wir das Konzept eines Ereignisplatzes ausgearbeitet. Ein Platz, der einlädt sich zu treffen, auf dem verschiedenste Bürgerveranstaltungen stattfinden können, fehlt in Kleve.

Wie kann Kleve städtebaulich seine Identität wahren?

Jörg Cosar (CDU): Die CDU fühlt sich der Geschichte verpflichtet. Daher gilt es, die vom Krieg verschonten historischen Gebäude sowie das Stadtbild zu erhalten. Die unverwechselbaren Parkanlagen, die Kleve einmalig machen, sind uns ein besonderes Anliegen. Moderne und Historie müssen städtebaulich harmonieren. Diesen Punkt müssen wir verstärkt beachten.

Josef Gietemann (SPD): Durch Fortentwicklung des Flächennutzungsplanes kann der Rat nur Rahmenbedingungen für das Baurecht setzen. Es gilt deshalb, die Sensibilität der Bauherren für die seit Jahrhunderten gewachsene Struktur unserer Stadt zu steigern. "Baumonster" und das Zerstören von historisch geprägten Gebäuden und Fassaden allein unter Renditegesichtspunkten gilt es zu verhindern.

Gudrun Hütten (Grüne): Wir machen uns stark dafür, Kleves Geschichte zu würdigen und die Alleinstellungsmerkmale, die sie als historisch bedeutsame Stadt auszeichnen, zu stärken. Wir möchten eine moderne Stadt mitgestalten unter Bewahrung des Charakters des alten klevischen Grundrisses. Wir setzen uns dafür ein, Stadtteile und Straßenzüge mit besonderem Charakter wie auch Ensembles oder Einzelbauten zu stärken. Es fiel genug der "Abrissbirne" zum Opfer. Professionelle Beratung durch profilierte Architekten, den Klevischen Verein oder engagierte Bürger im Bauausschuss bringt kompetente Begleitung der momentanen rasanten städtischen Entwicklung. Dieses Wissen sollten Politik und Verwaltung nutzen.

Fabian Merges (Offene Klever): Nur ein Gestaltungsbeirat kann dieses Ziel erreichen, da darin der Sachverstand unterschiedlichster Interessengruppen Berücksichtigung findet. Zusammen mit den Bürgern kann auf diese Weise die städtebauliche Identität gewahrt und Neues harmonisch hinzugefügt werden. Ein ausführliches Konzept zum Gestaltungsbeirat als Bürgergremium haben die Offenen Klever vorgelegt.

Die Fragen stellte Matthias Grass

(RP)
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