Kleve Weniger Sternsinger, aber mehr Spenden

Kleve · Dieser Tage ziehen sie wieder mit Stern und Sammelbüchse im Kleverland von Tür zu Tür: die Sternsinger. Doch Jahr für Jahr nehmen immer weniger Kinder an der Aktion teil. Drei von ihnen besuchten die Bürgermeisterin im Rathaus.

 Die Sternsinger Finn, Angelina und Leon (v.l.) brachten begleitet von Pastroralreferent Michael Beermann den Segen zu Bürgermeisterin Sonja Northing.

Die Sternsinger Finn, Angelina und Leon (v.l.) brachten begleitet von Pastroralreferent Michael Beermann den Segen zu Bürgermeisterin Sonja Northing.

Foto: Evers

Es ist wahrlich kein leichter Job. Der schwere Umhang, die Kälte und immer wieder die gleichen Lieder. Die Sternsinger ziehen derzeit auch in Kleve von Tür zu Tür, bringen Gottes Segen zu den Menschen und sammeln Spenden. Doch immer weniger Kinder machen bei der Aktion mit. In Bedburg-Hau zum Beispiel helfen in einer Gemeinde seit einigen Jahren Erwachsene aus.

"Der Trend ist nicht verwunderlich", meint Hedi Becker vom Kindermissionswerk in Aachen, das die Aktion Dreikönigssingen deutschlandweit koordiniert. Denn die Zahl der Kinder in Deutschland sei seit Jahren gesunken. Im Jahr 2017 seien deswegen "nur" rund 300.000 Sternsinger in Deutschland unterwegs, Becker erinnert sich an Zeiten, als es noch 500.000 waren. "So lange ist das nicht her", sagt sie.

Wie viele Sternsinger es in Kleve gibt, wisse man nicht, aber auch das Bistum Münster, zu dem Kleve gehört, sieht einen Rückgang der Sternsinger. "Wir nehmen an, dass es auch mit dem gestiegenen Angebot an anderen Freizeitmöglichkeiten zu tun hat und die Eltern ihre Kinder nicht mehr so selbstverständlich wie früher zum Sternsingen ermuntern", sagt Birgit Amenda vom Bund der Deutschen-Katholischen Jugend der Diözese Münster.

Michael Beermann sieht noch andere Gründe. "Viele Familien haben einfach nicht mehr so den Bezug zur Kirche", vermutet der Pastoralreferent der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt. In der Gemeinde seien dieses Jahr rund 60 Kinder unterwegs, jedes Jahr würden es ein paar weniger.

Trotzdem steigt die Zahl der Spenden, die die Kinder einsammeln, deutschlandweit seit Jahren. Gut 46 Millionen Euro kamen 2016 zusammen, 2006 waren es knapp 39 Millionen. Anscheinend werden die Sternsinger zwar weniger, sind dafür aber besonders tüchtig.

So wie Leon (9), Finn (8) und Angelina (8). Sie brachten Klever Bürgermeisterin Sonja Northing den Segen Gottes ins Interimsrathaus. "Wir kommen daher aus dem Morgenland...", sangen die Drei und überreichten ihr die Aufschrift "C+M+B*2017", die übrigens nicht für die Namen der Heiligen Könige Caspar, Melchior und Balthasar steht, sondern für Christus mansionem benedictat ("Christus segne dieses Haus).

"Ich freue mich, dass ihr Frieden, Fröhlichkeit und Einigkeit hier reinbringt. Das können wir gut gebrauchen in der Stadt Kleve", betont Northing und steckte einen großen Geldschein in die Spendenbox. Die Gelder gehen später zum Kindermissionswerk nach Aachen, das sie dann auf verschiedene Projekte verteilt. Unter anderem "für die Leute, die mit einem Topf das Wasser auf dem Kopf tragen", erklärte Leon. Denn Beispielland der Aktion ist dieses Jahr Kenia, das besonders stark durch den Klimawandel betroffen ist. Nach einer Stärkung mit Keksen und Saft zogen die Drei durch Büros im Interimsrathaus.

Northing selbst durfte in ihrer Jugend keine Sternsingerin werden, sagt sie, weil sie als Mädchen kein Messdiener sein durfte und nur die zu Sternsingern wurden. Heutzutage ist das anders. "Es kann jeder mitmachen, der Spaß hat, zu helfen", sagt Beermann, es gebe keine besonderen Voraussetzungen. Immer wieder ziehen in seiner Gemeinde evangelische oder muslimische Kinder mit von Tür zu Tür.

Das Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. 2015 wurde es in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Ein Ende der Aktion ist trotz Rückgang der Teilnehmerzahl nicht in Sicht. Vor allem, wenn die Kinder für ihre harte Arbeit entlohnt werden. Leon, Finn und Angelina erzählen von Playmobilfiguren, die sie an einer Tür bekommen haben. Ihre Augen strahlen.

(mre)
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