Interview Frank Ruffing „Wir brauchen keine Bankenunion“

Kleve · Die Volks- und Raiffeisenbanken werden auch nach dem Genossenschaftsprinzip gegen Schieflagen gesichert

 Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland.

Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

EZB-Präsidentin Christine Lagarde fordert zur Absicherung von Kreditinstituten und Banken eine europäische Bankenunion als einheitlicher Bankenaufsichtsmechanismus. Bis jetzt haben deutsche Finanzminister aber eine europaweite Absicherung deutscher Banken durch eine Bankenunion abgelehnt, weil sie fürchteten, andere Länder könnten ihre Risiken auf Deutschland abwälzen. Jetzt aber signalisierte Bundesfinanzminister Olaf Scholz grünes Licht für die Bankenunion. Nicht unbedingt zur Freude der Volks- und Raiffeisenbanken, sagt Frank Ruffing, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Kleverland im RP-Gespräch.

Herr Ruffing, die Volks- und Raiffeisenbanken sind nicht von einer Europäischen Bankenunion zur Sicherung der Systeme begeistert?

Frank Ruffing Nein, denn wir brauchen keine neue Sicherungseinrichtung auf europäischer Ebene. Unsere nationale Sicherung wäre damit Geschichte. Dabei hat diese Sicherung, was die Volks- und Raiffeisenbanken anbetrifft, bis jetzt über Jahrzehnte bestens funktioniert und auch den Weltkrieg unbeschadet überdauert. Wir sind bis heute ohne staatliche Hilfe ausgekommen – anders als andere Bankengruppen, deren Sicherungssysteme bei der letzten Finanzkrise versagt haben. Grundlage einer Bankenunion müsste erst einmal sein, dass alle überbordenden Risiken aus den südeuropäischen Bankbilanzen bereinigt wären und Staatsanleihen mit ihrem individuellen Risiko bewertet sind. Ebenso müssten die Beiträge für eine solche europäische Sicherungseinrichtung steuerlich absetzbar sein.

Wie ist die Sicherung der Volks- und Raiffeisenbanken denn bis jetzt organisiert?

Ruffing Nach dem Genossenschaftsprinzip: Wenn eine Volksbank in Schwierigkeiten gerät, stehen alle anderen Volksbanken dafür gerade. Dafür gibt es seit über 80 Jahren die Sicherungseinrichtung für die Volks- und Raiffeisenbanken, die bis jetzt bestens funktioniert. Was jetzt als Bankenunion geplant ist, wäre eine Sozialisierung der Sicherungssysteme. Das finden wir nicht gut, weil wir für uns selber sorgen können. Daher haben unsere Sparer in Deutschland keinen Nutzen von so einer Bankenunion.

Wie wird ihre Sicherheitseinrichtung finanziert?

Ruffing Die Volksbanken zahlen in den Fonds ein, jedes Jahr einen Teil des Gewinns nach Steuern. Weil darin alle einzahlen, ist der Fonds stark genug, die Banken zu schützen und Schieflagen abzufangen. Während die Landesbanken und auch die eine oder andere Sparkasse von Staat, Bundesland oder Kommune und damit unseren Steuergeldern gerettet wurden, haben wir diese nichtstaatliche Einrichtung.

Eigentlich gehören die Volks- und Raiffeisenbanken doch den Mitgliedern der Genossenschaft?

Ruffing Das ist richtig. Aber weil wir die Sicherungseinrichtung haben, haben Genossenschaftsmitglieder noch nie für eine Schieflage mit ihren Geschäftsguthaben, unserem Eigenkapital, einspringen müssen. Seit ihrem Bestehen hat noch nie ein Kunde einer angeschlossenen Bank einen Verlust seiner Einlagen erlitten, mussten nie Einleger entschädigt werde, hat es nie eine Insolvenz einer angeschlossenen Bank gegeben.

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