Bürgermonitor Verwirrung um Corona-Test

Kleve · Edith Trappe ist Schlaganfall-Patientin. Als die Kleverin Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen wollte, gab die Senioreneinrichtung irrtümlich die Auskunft, dass die Trappes die Kosten für einen Corona-Test selbst zahlen müssen.

 Wer in Kurzzeitpflege gehen will, braucht einen aktuellen Corona-Test.  Foto: dpa-Bildfunk

Wer in Kurzzeitpflege gehen will, braucht einen aktuellen Corona-Test. Foto: dpa-Bildfunk

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Edith (63) und Karl-Josef Trappe (63) aus Kleve haben es ohnehin schon nicht einfach im Leben. Jetzt kommt hinzu, dass sie sich ärgern, weil ihnen gesagt wurde, dass sie einen Corona-Test selbst zahlen müssen. Das hat sich zwar im Nachhinein als Irrtum herausgestellt, doch Karl-Josef Trappe findet, dass es pflegenden Angehörigen oft unnötig schwer gemacht wird, in dem sie mit viel Bürokratie konfrontiert werden.

Das ist die Geschichte des Ehepaars: 2016 erlitt Edith Trappe einen Schlaganfall. Seitdem ist sie halbseitig gelähmt, auf den Rollstuhl und auf Hilfe angewiesen. Zudem leidet sie an Aphasie, das ist ein Verlust des Sprechvermögens oder Sprachverstehens infolge der Schädigung des Sprachzentrums im Gehirn durch den Schlaganfall. Deswegen hat Edith Trappe den Pflegegrad 4, also die zweithöchste Pflegestufe. Morgens kommt der Pflegedienst, den Rest des Tages wird Edith Trappe von ihrem Mann gepflegt.

Um mal eine Auszeit nehmen zu können, hat das Ehepaar eine so genannte Kurzzeitpflege beantragt und auch genehmigt bekommen. Im Oktober soll Edith Trappe für eine Woche in ein Seniorenheim gehen und dort gepflegt werden. Ihr Mann will derweil Kraft im Urlaub tanken. „Eigentlich wollte ich eine USA-Reise machen, dann kam die Corona-Pandemie. Jetzt werde ich halt eine Woche in Deutschland wandern“, sagt der 63-Jährige.

Für die Kurzzeitpflege hat sich das Ehepaar das Franziskus-Haus in Kleve ausgesucht. Dort erhielt Karl-Josef Trappe allerdings die Auskunft, dass eine Unterbringung nur dann möglich sei, wenn ein aktueller Corona-Test vorliegt oder sich Edith Trappe in eine 14-tägige Quarantäne begibt. „Quarantäne ist in unserem Fall allerdings nicht möglich, weil wir ja täglich Besuch von Pflegepersonal bekommen“, erläutert der 63-Jährige. Also bleibt nur der Corona-Test. Auf seine Nachfrage, wer diesen denn zahle, erhielt Karl-Josef Trappe, so schildert er es, in der Senioreneinrichtung die Aussage, dass seine Frau die Kosten für den Test selbst übernehmen müsse. Seine Erkundigungen haben ergeben, so Trappe, dass sich diese Kosten auf 60 bis 160 Euro belaufen.

Zunächst gab sich Karl-Josef Trappe mit dieser Aussage der Pflegeeinrichtung zufrieden, doch als er wieder zu Hause war, wuchs der Groll in ihm. „Ich erspare dem Gesundheitssystem enorme Kosten, weil ich meine Frau selbst pflege und dann sollen wir für einen Corona-Test auch noch selbst aufkommen?“, sagte er sich. Trappe fragte bei der Krankenkasse seiner Frau, der DAK, nach. Die teilte ihm schriftlich mit, dass die Krankenkasse die Kosten des Corona-Tests nicht übernehme.

Aber damit wollte sich der pflegende Ehemann aber nicht abfinden. „Ich könnte mir das zwar leisten, aber viele andere Patienten sind dazu nicht in der Lage“, sagt der 63-Jährige.  Er nahm sich fest vor: „Ich kämpfe für meine Frau.“ Sogar einen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn wollte der Klever schreiben.

Doch zunächst machte er sich einige Tage später noch mal auf den Weg zum Franziskus-Haus, weil er dort noch einige Dinge zu tätigen hatte. Dort erhielt er, so sagt er, dann überraschend die Auskunft, dass das Franziskus-Haus die Kosten für den Corona-Test doch übernehme und die Trappes nichts zahlen müssen.

Karl-Josef Trappe vermutet, dass der „Kurswechsel“ damit zusammenhängt, dass er gedroht habe, sich an die Presse zu wenden. Dem sei mitnichten so, sagt Christian Weßels, Sprecher der Katholischen-Karl-Leisner-Trägergesellschaft, die das Franziskus-Haus betreibt. „Es ist ganz klar so, dass wir die Kosten für Corona-Tests übernehmen“, sagt Wessels. Wie und ob, die Aussage, dass die Trappes den Test selbst zahlen müssen, zustande gekommen sei, ließ sich im Nachhinein nun nicht mehr klären. Möglicherweise habe es ein Missverständnis zwischen Trappe und Mitarbeitern des Franziskus-Hauses gegeben. Karl-Josef Trappe ist froh, dass die Kosten für den Test übernommen werden. Und dass er sich mal eine Woche Auszeit von der anstrengenden Pflege nehmen kann.

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