Klever Gefängnis Häftling steckt Beamte mit Tuberkulose an

Kleve · Eine Beamtin ist krank geschrieben, weil sie offene Tuberkulose hat, zwei ihrer Kollegen stehen unter Beobachtung. Die Mitarbeiter und Insassen, die Kontakt mit den Erkrankten hatten, wurden untersucht.

 Der Gang im Klever Gefängnis.

Der Gang im Klever Gefängnis.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Tuberkulose im Klever Gefängnis: Drei Beamte der Klever Justizvollzugsanstalt (JVA) an der Krohnestraße wurden von zwei ebenfalls erkrankten Häftlingen mit der meldepflichtigen Lungenkrankheit angesteckt. Eine Beamtin hat offene Tuberkulose und ist dienstunfähig geschrieben, die anderen haben sich zwar mit dem Bazillus angesteckt, können aber weiter arbeiten, bestätigte Wolfgang Fengels, Verwaltungsleiter der JVA-Kleve.

Die Krankheit, die per Tröpcheninfektion übertragen wird, wurde in den vergangenen Monaten von neu zugewiesenen Gefangenen ins Gefängnis eingeschleppt. Bei einem rumänischer Inhaftierten, der seit seit November 2017 in Kleve einsaß, brach die Tuberkulose im März aus. Der Mann wurde sofort ins Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg eingeliefert, im April wurde ein aus Berlin stammender Insasse mit offener Tuberkulose diagnostiziert. Er wurde in ein Gefängniskrankenhaus verlegt, bei einem weiteren, aus Berlin stammenden Häftling brach die Tuberkulose im April aus, er kam in ein Berliner Gefängniskrankenhaus.

Zwei der angesteckten Beamten stehen unter Beobachtung, die krank geschriebene Beamte sei auf dem Weg der Besserung, sagt Fengels. Zwar werden alle Insassen ärztlich untersucht, wenn sie in die JVA Kleve einfahren. Doch ein TBC-Screening findet nicht statt. Zusätzlich bekommen alle Insassen das Angebot, sich einer Blutuntersuchung zu unterziehen. Davon macht aber nur knapp die Hälfte Gebrauch, so Fengels.

Als die Krankheit bei den beiden Häftlingen festgestellt wurde – in der Regel wird bei lang anhaltendem Husten mit Auswurf die TBC-Untersuchung angestrengt – habe man sofort allen Insassen und allen Mitarbeitern eine entsprechende Untersuchung angeboten, wurde in einer Personalversammlung über die Krankheit informiert. Zudem wurden alle, die mit den betroffenen Gefangenen Kontakt hatten, beispielsweise beim Umschluss, entsprechend untersucht. Rechtsanwälte und das Klever Gericht, die Polizei wurden ebenfalls informiert, damit sich Personen, die Kontakt mit dem Insassen hatten und nicht Mitarbeiter der JVA sind, sich ebenfalls untersuchen lassen können. „Natürlich haben wir die meldepflichtige Krankheit auch beim Kreisgesundheitsamt angezeigt“, sagt Fengels.

Für das Gesundheitsamt des Kreises Kleve ist das aber zunächst einmal nur ein Fall für die Statistik. „Das ist eine meldepflichtige Krankheit, aber weil die JVA von einem Gefängnisarzt und einen Betriebsarzt betreut wird, mit denen der Kreis Gespräche geführt hat, stehen wir erst einmal in zweiter Reihe da“, sagt Elke Sanders, Sprecherin des Kreises Kleve.

Für die derzeit 218 Gefangenen ist der Gefängnisarzt 20 Stunden die Woche in der JVA erreichbar. Kranke werden in Jutsizkrankenhäuser verlegt. Die Krankheit, die in Deutschland inzwischen so selten ist, dass nicht mehr zur Impfung geraten wird (siehe Info), wird meisten über Osteuropa eingeschleppt. Hinzu kommt bei manchen Insassen ein mangelndes Hygiene-Bewusstsein. „Wir raten unseren Mitarbeitern, grundsätzlich Handschuhe bei Kontakt anzulegen“, sagt Fengels. Dennoch lasse sich eine Ansteckung nicht immer vermeiden. Glücklicherweise sei das aber verhältnismäßig selten, so der Verwaltungsleiter. Und das, obwohl die Fluktuation in dem vergleichsweise kleinen Klever Knast sehr hoch ist. Jährlich müssen 340 Gefangene durch das Tor hinter die dicken Mauern an der Krohnestraße, 300 kommen wieder raus oder werden verlegt. Der Gefangene, bei dem die Tuberkulose im März festgestellt wurde, ist wieder zurück. Er ist nicht mehr ansteckend.

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