Hochschule Rhein-Waal Studium und Beruf unter einem Dach

Kleve · Die Hochschule Rhein-Waal bietet duales Studium für Ingenieure an und bildet auch selber aus. Ein halbes Dutzend Studierende nutzen diesen besonderen Weg in den Beruf mit doppeltem Abschluss und viel Berufserfahrung.

 Felix Smola und Yannik Smitmans (v.l.) studieren Maschinenbau im dualen Studiengang, der zugleich die Berufsausbildung zum Produktdesigner bietet.

Felix Smola und Yannik Smitmans (v.l.) studieren Maschinenbau im dualen Studiengang, der zugleich die Berufsausbildung zum Produktdesigner bietet.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das Modell des Radladers wirkt wie aus einem Stück Metall gefertigt. Die Imbus-Schrauben, die die Teile halten, schimmern mattsilber-metallisch, die Schaufel steht auf halber Höhe. Die mächtigen Reifen sind aus Metall gedreht. Schaufel und auch der Knickmechanismus zwischen Fahrerkabine und Motor funktionieren. Ein schönes Modell, komplett handmade. Das Modell ist mehr als nur ein handgefertigtes Schaustück für die Vitrine. Es ist ein Stück Praxis, das die beiden Produktdesigner Felix Smola und Yannik Smitmans im Rahmen ihrer Ausbildung gefeilt, gedreht, gefräst und schließlich zusammengebaut haben. Ein schweres wie schönes Stück, das an die Ausbildung erinnert und daran, dass der Geist künftig weiß, was die Hände zu tun haben, wenn er Maschinen entwirft und designt.

Vor den beiden Klever Maschinenbaustudenten steht ein geschwungener Computerbildschirm, der die Zeichnung eines Spritzgusswerkstücks zeigt. Smola und Smitmans inspizieren die Zeichnung, drehen das Stück auf dem Bildschirm, ziehen es auseinander, passen es wieder zusammen. Die beiden sind zufrieden. Smitmans und Smola absolvieren den dualen Studiengang Maschinenbau an der Hochschule Rhein-Waal. Das heißt, sie machen gleichzeitig eine Ausbildung und ein Ingenieur-Studium, arbeiten während der Semesterferien in ihrem Ausbildungsbetrieb und haben nach zwei Jahren einen Abschluss als Produktdesigner. In dieser Zeit haben sie neben dem Studium noch mehr Praxiserfahrung als ihre Mitstudierenden und lernen die Arbeitswelt von „Innen“ kennen. Und sie sind finanziell unabhängig: Während der ersten beiden Jahre gibt es eine Ausbildungsvergütung, danach ein Gehalt. Das Besondere: Ihr Ausbildungsbetrieb ist die Hochschule Rhein-Waal.

Insgesamt studieren rund ein halbes Dutzend Studierende an der Fakultät Technik und Bionik einen dualen Ausbildungsgang. „Es könnten mehr sein. Auch mehr Unternehmen, die mitmachen“, sagt Angelika Michel. Die Maschinenbauingenieurin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule Rhein-Waal und die Ausbilderin der beiden. Michel hat an dem integrierten Wochenmodell des dualen Studiums mitgearbeitet, bei dem sich Ausbildung und Studium ergänzen, die Inhalte übers Studium abgedeckt werden, die Praxis in Kooperation mit der Kisters-Stiftung gemacht wird. Duales Studium bedeutet für die Studierenden drei Tage Beruf, zwei Tage Studium. Dafür werden die beiden ersten Semester auf vier Semester gedehnt. Nach dem Berufs-Abschluss geht’s dann ins Vollzeitstudium. Aber auch die Stelle geht weiter. Smola hat eine halbe Stelle, arbeitet in den Semesterferien fast 40 Stunden und reduziert in der Vorlesungszeit. Bereut hat Smola seine Entscheidung, Beruf und Studium gleichzeitig zu machen, nicht. Den ersten Abschluss als Produktdesigner hat er bereits in der Tasche. Mit Auszeichnung abgeschlossen vor der Industrie- und Handelskammer und mit einem Weiterbildungsstipendium belohnt. Er wird jetzt ins Praxissemester gehen und dann im 9. Semester seine Bachelor-Arbeit schreiben. Damit hat er die Zeit für die berufliche Ausbildung und das Studium deutlich verkürzt.

Auch Yannik Smitmans wird bald seine Ausbildung abschließen. Der Vernumer ist vom dualen Studium begeistert: „Das ist sehr spannend, gleichzeitig Studium und Arbeitsleben kennenzulernen“, sagt er. Aber Smitmans weiß auch, dass es nicht einfach ist, ein solches Studium zu bekommen. Weil es nicht viele Betriebe gibt, die es anbieten. Die anfängliche Doppelbelastung hingegen sei irgendwann Alltag – so, wie der englischsprachige Unterricht.

Angelika Michel hebt die Vorteile für den Arbeitgeber heraus: „Man bekommt einen qualifizierten und zielstrebigen Mitarbeiter, der schon während der Ausbildung Studieninhalte mit in den Betrieb bringt, er ist eingearbeitet und hat gute Englischkenntnisse, kennt die Abläufe im Betrieb“, sagt sie. Und letztlich habe der Betrieb die Option auf einen gut ausgebildeten Ingenieur.

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