Zu trocken für die Bäume Die Bäume haben Durst

Kleve · Die Umweltbetriebe der Stadt Kleve rufen die Bürger auf, die Straßenbäume zu wässern: Nach dem Trockenjahr 2018 stresst die erneute Trockenheit 2019 die Bäume besonders stark.

 Die drei Kinder haben Spaß beim Gießen der Straßenbäume an der Ecke Römerstraße/Frankenstraße in Kleve.

Die drei Kinder haben Spaß beim Gießen der Straßenbäume an der Ecke Römerstraße/Frankenstraße in Kleve.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Den Bäumen in Kleve geht es schlecht. Zu trocken. Vor allem nach dem heißen Sommer 2018 darben sie jetzt im zweiten regenarmen Jahr 2019: Die Blätter verfärben sich schon im Juni braun, sie hängen herab. „Wir fahren inzwischen 600 jüngere Bäume im Stadtgebiet ab, die wir regelmäßig wässern“, sagt Karsten Koppetsch, Vorstand der Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK). Darüber hinaus werden Blumenampeln, Beete und Wildblumenflächen mit Wasser versorgt. Doch das reicht nicht. Die USK könnten leider nicht überall tätig werden, die Auswirkungen des Hitzesommers würden deshalb immer stärker sichtbar.

„Neben trockenem Rasen sind es vor allem die Bäume, die Sorgen bereiten“, bedauert der USK-Chef, der die Bürger deshalb um Hilfe bittet: „Die Bäume vor ihrer Tür freuen sich über jeden Eimer Wasser“, sagt Koppetsch. Und inzwischen trifft es nicht nur die jüngeren Bäume, auch die großen alten Straßenbäume leiden unter dem zweiten Jahr Trockenheit, sie werden anfälliger für Krankheiten, ihre Widerstandskraft lässt nach. Deshalb: Ein Eimer Wasser für jeden Baum jeden Tag hilft schon. Mehr ist natürlich besser, sagt Koppetsch und bittet, Straßenbäume und bepflanzte Baumscheiben zu gießen.

Auch im Reichswald stehen die Bäume unter Stress, bestätigt Förster Joachim Böhmer. Es besteht akute Waldbrandgefahr, wie das Feuer in Reichswald vor wenigen Tagen gezeigt habe. Wegen der Trockenheit im zweiten Jahr werde es aber auch für die großen alten Bäume wie im Tiergartenwald schwierig, die Schäden durch die Trockenheit werden immer deutlicher. „Sie sind noch nicht dramatisch, nehmen aber spürbar zu“, sagt Böhmer. Es müsse dringend Regen her, sagt der Förster.

Das kann aber noch dauern: Hobby-Meteorologe Hubert Reyers hat die schlimmsten Befürchtungen, was den diesjährigen Sommer angeht. „Die Bodentrockenheit ist jetzt schon kritisch. Und wir stehen noch am Anfang des Sommers“, sagt er. Genau betrachtet halte die Dürre-Periode aus dem vergangenen Jahr immer noch an. Es sei im Winter viel zu wenig Niederschlag gefallen, um die Auswirkungen aus dem historischen Dürre-Sommer 2018 zu lindern.

„Wir hätten im Winter 200 Liter pro Quadratmeter gebraucht. Davon ist höchstens die Hälfte gefallen“, sagt Reyers. Die Folge: Das Wasser hat die tieferen Schichten des Bodens, mehr als 60 Zentimeter unter der Oberfläche, nicht erreicht. „Die Vegetation ist deswegen extrem unter Stress“, betont der Wetterkundige. Landwirte wie Reyers hoffen nun inständig darauf, dass bald Regen fällt. Vor allem für die so genannten Hackfrüchte wie Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben sei das wichtig. Beim Getreide sei es oftmals sogar bereits zu spät, viele Halme seien verdorrt. „Wir bräuchten einen richtigen Landregen“, sagt Reyers. Doch danach sehe es zurzeit nicht aus.

„Nichts deutet auf ein Ende der langen Trockenheit hin“, betont der Kellener. Seine Vorhersage für Freitag lautet: „Am Freitag scheint oft die Sonne, es gibt aber auch Wolken, Niederschlag ist kein Thema. Die Temperaturen steigen von 14 bis 16 Grad am frühen Morgen auf 22 bis 25 Grad am Nachmittag an.“ Auch für das Wochenende sei kein nennenswerter Niederschlag dabei. „Man sollte jetzt alles gießen, was geht“, unterstützt Reyers den Aufruf der USK.

Kreislandwirt Josef Peters hört von seinen Kollegen nichts Gutes. „Die Stimmung ist sehr angespannt. Die Situation ist brenzlig“, sagt er. Im vergangenen Jahr hätten die Landwirte aufgrund der Witterung und in der Folge wegen der Ernteausfälle viel Futter zukaufen müssen. „Jetzt sind die Silos wieder leer. Das geht schon ans Eingemachte“, sagt Peters. Bei der Gerste erwartet der Kreislandwirt, gerade auch vor dem Hintergrund der Temperaturen von bis zu 38 Grad in der vergangenen Woche, Ernteausfälle von 20 Prozent. Beim Weizen erwartet Peters noch höhere Ernteausfälle. „Bei Sonderkulturen wie Kartoffeln muss zurzeit rund um die Uhr beregnet werden. Das kostet 250 Euro pro Hektar am Tag“, sagt Peters.

Ein Freund von Dürrehilfen ist er trotzdem nicht. „Als Unternehmer muss man so etwas verkraften können. Das gilt beispielsweise auch für Biergartenbesitzer, wenn der Sommer verregnet ist“, betont Peters. Allerdings wäre es aus seiner Sicht geboten, dass die Preise im Lebensmitteleinzelhandel für bestimmte Produkte anziehen. „Doch da habe ich kaum Hoffnung“, sagt Peters.

Aus Sicht der Stadtwerke gibt es noch kein Problem: „Wasser haben wir genug“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Rolf Hoffmann.

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