So war der Sturmtag im Kleverland „Wir sind bislang glimpflich davongekommen“

Die Nordwestbahn stellte den Betrieb ein, in Kleve flog ein Corona-Testzelt durch die Luft, ein Feuerwehrmann wurde von einem Ast am Kopf getroffen. In den umliegenden Orten blieb es eher ruhig. Für Freitag ist aber bereits das nächste Sturmtief angekündigt.

Kleve: Sturm sorgt für viele Einsätze
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Sturm sorgt im Kreis Kleve für viele Einsätze

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Foto: Markus van Offern (mvo)

 Erst „Xandra“, dann „Ylenia“ und schließlich „Zeynep“: Drei Sturmtiefs bestimmen in diesen Tagen unser Wetter. Die ersten haben im Kleverland schon ihre Spuren hinterlassen. Die Polizei zählte am Donnerstagmorgen 41 witterungsbedingte Einsätze im Kreisgebiet. Darunter waren drei Verkehrsunfälle. Für das Gros der Arbeit sorgten herabfallende Äste, umgestürzte Bäume oder andere Gegenstände auf der Straße. „Die Taktung der Einsätze war recht hoch, wir haben ein erhöhtes Aufkommen registriert“, sagt Pressesprecherin Corinna Saccaro. Die Rheinbrücke gen Emmerich habe man insbesondere in der Nacht verstärkt bestreift, um im Ernstfall zu sperren. Dazu aber kam es nicht. „Wir sind bislang glimpflich davongekommen“, sagt Saccaro.

Die Klever Feuerwehr musste zu elf Einsätzen ausrücken. An der Kreuzung Gruftstraße/Tiergartenstraße war ein Baum mit einem Durchmesser von einem Meter umgestürzt. Er verfehlte die alte Fuji-Villa, riss aber eine Laterne und Teile der Ampelanlage mit. „Dieser Baum hat uns viel Arbeit gekostet, wir mussten die Umweltbetriebe der Stadt Kleve um Hilfe bitten“, sagt Pressesprecher Florian Pose. Zudem hatten sich gegen vier Uhr Module einer Photovoltaik-Anlage gelöst. Sie waren auf die van-den-bergh-Straße geweht.

An der Spyckstraße kam es am Morgen zu einem Unfall mit einem Löschfahrzeug der Feuerwehr und einem Auto. Die Fahrerin des Pkw konnte das Fahrzeug selber verlassen, wurde aber vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. An einer Einsatzstelle an der Engelstraße in Reichswalde wurde ein Feuerwehrmann durch einen herabfallenden Ast am Kopf verletzt. Der Mann musste ebenfalls vom Rettungsdienst versorgt werden.

An der Briener Straße flog in den frühen Morgenstunden ein Corona-Testzelt des Pflegeunternehmens Schwalger in die Luft. Einige Meter weiter kam es zum Stehen, die Feuerwehr sorgte für Ordnung. „Die vier Füße des Zelts waren mit Dübeln und Schrauben im Asphalt befestigt, zudem standen Gewichte auf den Beinen. Der Wind war aber einfach zu stark“, sagt eine Schwalger-Mitarbeiterin. Dennoch habe man noch am selben Tag wieder getestet – und zwar in einem Container.

USK-Chef Karsten Koppetsch erklärt, dass man sich am Donnerstag zuvorderst mit Aufräumarbeiten beschäftigt habe. Radwege mussten geräumt, Gullis freigelegt und Unrat beseitigt werden. „Es wird allerdings noch etwas dauern, bis alle Schäden behoben sind – zumal die nächsten Spitzen ja bereits warten“, so Koppetsch. Die Müllabfuhren waren bereits ab sechs Uhr wieder unterwegs. „Das war teilweise natürlich nicht einfach, aber durch aufgestocktes Personal haben wir es geschafft“, sagt Koppetsch.

Die Nordwestbahn stellte am Donnerstag den Betrieb der Strecke RE19 zwischen Düsseldorf und Kleve ein. Hintergrund waren umgestürtzte Bäume. Erst am Nachmittag waren wieder Züge unterwegs. Während die Privatbahn auf anderen Strecken in Nordhein-Westfalen kurzerhand Schienenersatzverkehr auf die Beine stellte, gelang das im Kreis Kleve nicht. „Wir haben selbst keine Busse. Das heißt, dass wir vom Angebot der Busunternehmen in der Region abhängig sind. Wir haben überall angerufen, aber leider nur Absagen bekommen“, sagt ein Sprecher der Nordwestbahn. Für die Aufräumarbeiten auf der Strecke zeichnete die Deutsche Bahn verantwortlich.

Revierförster Joachim Böhmer bertrat den Reichswald am Donnerstag aus Vorsicht nicht. Er sagt aber: „Das Telefon ist ruhig – und das ist schon einmal gutes Zeichen. Es gab sicher Astabbrüche und hier und da umgestürzte Kiefern oder Fichten. Aber bis jetzt sind uns keine größeren Schäden bekannt.“

In Goch blieb es derweil vergleichsweise ruhig. Die Feuerwehr rückte drei Mal wegen umgestürzter Bäume oder abgebrochener Äste aus. „Mit Blick auf das, was angekündigt worden war, haben sich die Sorgen bislang nicht bewahrheitet“, sagt Pressesprecher Torsten Matenaers. Michael Hendricks von der Feuerwehr in Bedburg-Hau berichtet, dass die Lage in seiner Gemeinde „total entspannt“ gewesen sei. Gegen sieben Uhr habe man einen umgestürzten Baum auf der Waldstraße entfernen müssen.

Die nächste Sturmlage kündigt sich allerdings bereits an, denn es nähert sich von Westen her ein weiteres Orkantief Deutschland. Der Deutsche Wetterdienst warnt zwischen Freitag, 16 Uhr, und Samstag, 2 Uhr, vor Orkanböen im Kreis Kleve. Im Tagesverlauf frischt der Südwestwind kräftig auf und erreicht am frühen Nachmittag bereits Sturmböen. Im weiteren Nachmittagsverlauf und am Abend nimmt der Wind weiter zu und erreicht Böen zwischen 90 und 110 km/h, stellenweise sind auch Orkanböen um 120 km/h nicht ausgeschlossen.

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