Gedenkveranstaltung Sieben weitere „Stolpersteine“ werden in Kleve verlegt

Kleve · Mit der Aktion soll an ehemalige Klever Bürger erinnert werden, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden. Es gibt ein Rahmenprogramm.

 Künstler Gunter Demnig bei einer früheren Stolperstein-Verlegung in Kleve.

Künstler Gunter Demnig bei einer früheren Stolperstein-Verlegung in Kleve.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Kleve bekommt am 18. Juni weitere Stolpersteine: Insgesamt sieben werden neu verlegt. Bereits im November 2016 hat der Verein „Haus der Begegnung – Beth HaMifgash“ in Zusammenarbeit mit der Stadt Kleve mit der Verlegung von Stolpersteinen für ehemalige Bürger begonnen, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden; mittlerweile sind es 108. Die Aktion „Stolpersteine“ wurde 1992 von dem Kölner Künstler Gunter Demnig gestartet, die Steine werden vor dem Haus verlegt, das als letzte freiwillig gewählte Wohnstätte vor Beginn der NS-Verfolgung bekannt ist. „Solch eine lebendige, auch generationsübergreifende Erinnerungsarbeit ist wichtig“, betont Edmund Verbeet, der den Ablauf der Verlegung moderieren wird. Ein Programmpunkt ist ein Beitrag des Projektkurses der Klasse 9 der Gesamtschule am Forstgarten, der sich intensiv mit dieser Erinnerungsarbeit auseinandergesetzt hat.

Helga Ullrich-Scheyda weiß über die sieben Mitglieder der zwei Klever Familien zu berichten: Über Lodewijk „Ludwig“ Hertz, seine Frau Klara und ihren Sohn Erich sowie die Witwe Flora Haas und ihre Söhne Walter Gerhard und Ernst Wilhelm sowie dessen Frau Rosa. Es sind bewegende Lebensläufe, geprägt von Verfolgung, Unglück und (zu frühem) Tod. Die Familie Hertz betrieb ein Herrenmodegeschäft an der Großen Straße und wohnte zuletzt in der Spyckstraße; der Sohn Erich (*1913) formulierte wohl früh seine regimekritischen Gedanken und geriet in Schwierigkeiten. Die Familie musste 1933 ihr Geschäft aufgeben, zog in die Niederlande. Trotz Untertauchens wurde sie 1943 aufgegriffen, Erich wurde im März am KZ Vught laut Totenschein „auf der Flucht erschossen“, die Eltern verstarben im gleichen Jahr in Sobibor. Tragisch auch das Schicksal der Familie Haas, die die „Clever Lederwerke“ führte und in der Tiergartenstraße lebte. Die Söhne setzten sich voll Herzblut für „ihren“ VfB Kleve ein, wurden jedoch 1933 ihrer ganzen Engagements enthoben. Walter Gerhard war bis zu seiner Amtsenthebung als Richter; 1938 landete er mit seinem Bruder im KZ Dachau. 1940 gelang es der Familie, zusammen nach Caracas (Venezuela) zu emigrieren. Richter Haas war der einzige, der zurückkehrte. Während die Verwandten in Caracas verstarben, starb er einsam 1964. Ein aufgezeichnetes Interview mit dem Zeitzeugen Hans-Günther Schloesser (*1925), als Kind in der Tiergartenstraße beheimatet, trägt zum Programm der Stolpersteinverlegung bei.

Die Stolpersteinverlegung am Freitag, 18. Juni, beginnt um 9 Uhr in der Tiergartenstraße 58 mit der Verlegung der Steine für die Familie Haas. Die Begrüßung spricht Thomas Ruffmann, ein Grußwort Wolfgang Gebing. 9.45 Uhr folgt die Verlegung der Steine für die Familie Hertz in der Spyckstraße 147 mit dem Beitrag des Projekturses. Musikalische Intermezzi mit jüdischer Tanzmusik aus den 1920ern ergänzen das Programm.

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