Der „Prophet“ von Graefenthal Prozessbeginn in Kleve um Missbrauch in „Orde der Transformanten“

Goch/Kleve · In einer spektakulären Aktion wurde im vergangenen Jahr eine junge Frau aus den Fängen einer Sekte gerettet. Der Chef des „Orde der Transformanten“ steht nun in Kleve vor Gericht, ihm wird der sexuelle Missbrauch Schutzbefohlener vorgeworfen.

 Im Landgericht Kleve beginnt der Prozess gegen den Mann, der sich selbst als den „Propheten“ bezeichnet.

Im Landgericht Kleve beginnt der Prozess gegen den Mann, der sich selbst als den „Propheten“ bezeichnet.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Im Schutze der Dunkelheit rückten die Einsatzkräfte im Oktober vergangenen Jahres an die Mauern des Klosters Graefenthal heran. Neben der Kreis Klever Polizei waren auch ein Spezialeinsatzkommando, eine Hundertschaft, das THW, Niederländisch-Dolmetscher und ein Oberstaatsanwalt nach Asperden gekommen. Bis zu 200 Einsatzkräfte sollen sich am Ende auf der mittelalterlichen Anlage getummelt haben. Grund für das massive Personalaufgebot: Eine damals 25-Jährige soll dort gegen ihren Willen festgehalten worden sein – von einer Sekte, wie es von der Staatsanwaltschaft Kleve heißt. Auch der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs steht im Raum. Insgesamt traf man damals vor Ort auf 54 Menschen, darunter zehn Kinder. Sie sollen dem niederländischen „Orde der Transformanten“ angehören, wie Oberstaatsanwalt Günter Neifer seinerzeit bestätigte. Es sollte nicht der letzte Einsatz auf dem Klostergelände bleiben. Erneut kehrten Ermittler zurück, um Spuren zu sichern. Der Fall sorgte nicht nur in Goch für Aufsehen, sondern auch bundesweit für Schlagzeilen. 

Nun beginnt die Strafverhandlung gegen einen 58-jährigen Niederländer. Dem Mann werden sexueller Missbrauch von Schutzbefohlenen in 132 Fällen, davon in 64 Fällen in Tateinheit mit schwerem sexuellen Missbrauchs eines Kindes, und Freiheitsberaubung vorgeworfen.

Der Staatsanwaltschaft zufolge ist der Angeklagte Mitbegründer und selbsternannter „Prophet“ einer niederländischen Glaubensgemeinschaft, die zuletzt das Anwesen in Goch-Asperden bewohnte. Mitglied dieser Gemeinschaft soll auch die im Dezember 1994 geborene Geschädigte gewesen sein, die um das Jahr 2004 mit ihrer Familie der Gemeinschaft beigetreten sein soll. Die Frau tritt vor Gericht auch als durch einen Rechtsanwalt vertretene Nebenklägerin auf.  Mit der Geschädigten soll der Mann laut Anklage in der Zeit vom 7. Dezember 2006 bis zum 21. Oktober 2020 in Goch unter anderem in insgesamt 132 Fällen Sex gehabt oder ähnliche sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen haben. In 65 dieser Fälle soll sie unter 14 Jahre alt gewesen sein.

Nun folgt die juristische Aufarbeitung des Falls, das Landgericht Kleve geht von einem großen Medieninteresse aus. Insgesamt elf Verhandlungstermine sind angesetzt. Zum Hauptverhandlungstermin am 18. Juni ist ein Polizeibeamter geladen, an den Fortsetzungsterminen sind jeweils bis zum 23. Juli zahlreiche Zeugen geladen.

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