In Köln ausgezeichnet NRW-Staatspreis für den Klever Wilfried Grootens

Kleve/Köln · Der Klever Glaskünstler Wilfried Grootens ist zum zweiten Mal mit dem Preis des Landes ausgezeichnet worden. In diesem Jahr gab’s den Ehrenpreis für den Mann, der die Glasskulptur in eine andere Dimension brachte.

 Wilfried Grootens mit einer Arbeit aus dem Jahr 2018.   RP-Foto: eve

Wilfried Grootens mit einer Arbeit aus dem Jahr 2018. RP-Foto: eve

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Wie von flirrenden Strahlen gehalten steckt eine geteilte Kugel in einem tiefblauen Zylinder, der von einem Meer aus bunten Fäden umgeben ist, aus denen blaues Licht zu strahlen scheint. Der Blick auf „Closed Vessel 9“, jener Glasskulptur des Klever Bildhauers und Glasmalers Wilfried Grootens, ist faszinierend. Die Skulptur mag an ein Aggregat aus einem Science-Fiction-Film erinnern – oder einfach nur an verschiedene grafische Figurationen, die sich irgendwie in diese gläserne Halbkugel, die im Licht auf einem Glaskreis steht, verirrt haben: Dreidimensional, wie bewegt und doch festgehalten im Objekt.

Das Objekt war so überzeugend, dass die Jury zum „Staatspreis für angewandte Kunst und Design im Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen“ Grootens mit dem Sonderpreis für Objekt und Skulptur auszeichnete. Der Preis wurde wieder in sechs Kategorien vergeben. Dabei wurde aus dem „Staatspreis für das Kunsthandwerk“ zum ersten Mal der „Staatspreis für angewandte Kunst und Design im Handwerk“, wobei Wettbewerb und Ausstellung wieder im Auftrag der Landesregierung NRW von der Beratungsstelle für Formgebung der Handwerkskammer Aachen, Gut Rosenberg, durchgeführt wurden. Der Klever beeindruckte die Jury mit der meisterlichen Umsetzung und der poetische Wirkung des Objektes, heißt es in der Begründung zur Auszeichnung mit dem Sonderpreis.

 Die ausgezeichnete Plastik von Wilfried Grootens.

Die ausgezeichnete Plastik von Wilfried Grootens.

Foto: Manufactum/NORBERT HEYL

Profan betrachtet besteht „Closed Vessel 9“ aus 35 Glasscheiben. Auf jede einzelne von ihr setzt Grootens fein säuberlich mit dem Pinsel Punkte und Striche. Dann werden die Gläser zusammengesetzt und die zweidimensionalen Punkte auf den 35 Ebenen fügen sich zu einem dreidimensionalen Bild zusammen, zu der aufgebrochenen Kugel, die dort in diesem Gebilde gehalten wird.

Sind die Scheiben verklebt, werden sie geschliffen, so lange, bis die 35 Einzelteile zu einem Ganzen werden. Im Fall von „Closed Vessel 9“ eine Halbkugel, in der die imaginäre Kugel schwebt. Manchmal sind es auch Quader oder Würfel, in die Grootens seine dreidimensionalen Figurationen zaubert. Der 1954 in Uedem geborene Glaskünstler hatte einst sein Atelier neben dem Stahlbildhauer Günhter Zins in der ehemaligen Klever Kakao-Frabik Bensdorp. Jetzt arbeitet Grootens mit Blick auf die Niederung auf dem Hof Ten Berge.

Es ist bereits der zweite Staatspreis für den 69-Jährigen. Den ersten gab’s 2011 für die Luftblasen des Hais in einem gläsernen Würfel, wie der Titel die Arbeit beschrieb: „Where the Shark Bubbles blow“. Danach folgten Ausstellungen weltweit. „Mit meiner Glasmalerei fülle ich transparente geometrische Räume“, sagt Grootens. Er wolle den Betrachter überraschen mit seinen scheinbar sphärisch schwebenden aus Pinselstrichen zusammengefügten Formen.

Wobei sich seine Figuren im Glas auch verstecken können: Denn schaut man genau im 90 Grad-Winkel auf die glatt geschliffenen Kanten, geht der Blick an den Pinselstrichen vorbei und der Glasquader scheint leer.

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