Interview Nina Kiesow Erste Frau an der Spitze des Verbandes

Kleve · Nina Kiesow ist als Präsidentin das bundesweite Gesicht des Handelsverbandes Lederwaren.

 Nina Kiesow inmitten der Taschen- und Schuhwelt.

Nina Kiesow inmitten der Taschen- und Schuhwelt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Kleverin Nina Kiesow ist das neue Gesicht des Handelsverbandes Lederwaren. Bundesweit. Sie vertritt die Branche auf Messen und in den Gremien. Der Bundesverband des Deutschen Lederwaren-Einzelhandels (BLE) sieht sich als die Berufsorganisation des Einzelhandels mit Lederwaren (Taschen, Mappen, Rucksäcke, Reisegepäck, Kleinlederwaren und so weiter). Unternehmen, die dem regionalen Einzelhandelsverband angehören, werden vom BLE in allen branchenmäßig relevanten Fragen informiert und beraten. Der BLE ist Gesprächspartner für Behörden, Wirtschaftsinstitutionen, Messen und Verbraucherverbände. Wir sprachen mit der neuen Präsidentin.

Frau Kiesow, herzlichen Glückwunsch. Mit Ihnen ist eine Kleverin das bundesweite Gesicht der Leder-Branche. Sie sind die erste Frau an der Spitze des Verbandes?

Nina Kiesow Das ist richtig, ich bin das Gesicht der Branche, und ich bin tatsächlich die erste Präsidentin. Mit mir und Katharina Meißner aus Kiel sind erstmals zwei Frauen im Präsidium.

Die Verbandsarbeit ist für Sie kein Neuland?

Kiesow Ich arbeite seit vier Jahre in den Gremien mit. Jetzt wurde ich vorgeschlagen und einstimmig gewählt und kann den größten Teil der Aufgaben von Kleve aus machen. Der Verband hat seinen Sitz in Köln, dort wird die Verwaltung von unserem Geschäftsführer Axel Augustin geleitet.

Sie sind in einer Zeit des Umbruchs in den Innenstädten Präsidentin des Handelsverbandes geworden.

Kiesow Es sind keine leichten Zeiten, und wir stehen vor der Aufgabe, die Innenstädte lebhaft und vital zu halten. Wir versuchen, das als Lederwarengeschäft in der Klever Hauptgeschäftsstraße vorzuleben, vor Ort präsent zu sein.

Wie wollen sie mit der Herausforderung des Online-Einkaufens umgehen?

Kiesow Da gibt es verschiedene Wege. Es gibt Unternehmen, die konzentrieren sich weiter auf den Handel in der Stadt, welche vernetzen Online und Offline-Handel, andere setzen auf Online-Handel. Wir als Kiesow bieten in Kleve den Erlebniseinkauf, sind als Taschen- und Schuhwelt präsent, konzentrieren uns mehr auf den Handel vor Ort. Hinzu kommt die Digitalisierung.

Wie schätzen die Situation ein?

Kiesow Einkaufen hat auch viel mit Empathie zu tun, ein Lächeln bekommt der Kunde im Internet eher nicht. Diese Empathie müssen wir im Geschäft ’rüberbringen, der Kunde muss sich wohlfühlen, die Läden müssen auf den neuesten Stand gehalten werden. Menschen wollen in Kontakt mit anderen Menschen sein – wir müssen den Lustkauf im Handel bieten. Außerdem haben wir unsere Kundengruppen im Blick und bieten in den Geschäften schon eine gute Vorauswahl – man muss nicht mehr durch die Unendlichkeit des Netzes, kann die Sachen anfassen, anprobieren, und kann sie direkt mitnehmen. Das ist auch ein Vorteil. Insgesamt aber müssen auch die Rahmenbedingungen in den Städten stimmen.

Also die Kommunen sollten ihren Part dazu tun?

Kiesow Ja, die Innenstädte müssen ansprechend sein, es muss Plätze zum Verweilen geben, Plätze die sauber sind und gut gestaltet, die eine gewisse Modernität ausstrahlen. Wichtig ist vor allem bei mittleren Städten, wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollen, die Erreichbarkeit. Die Kunden lieben kurze Wege, vor allen in Städten wie Kleve: Da muss genügend Parkraum vorhanden sein der nicht zu teuer sein darf.

Es gibt Stimmen, die sagen, dass es bald mehr Cafés als Einzelhandel in den Geschäftszonen gibt.

Kiesow Wir haben ein geändertes Verbraucherverhalten – Shopping wird heute zum Erlebnis. Und da gehört die Gastronomie dazu.

Was bedeutet das für Kleve?

Kiesow Wir müssen mehr mit dem Pfund der Burg hoch über der Stadt wuchern. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal. Schön wäre ein Platz vor der Burg, der zum Verweilen einlädt.

Da gibt’s zwar Pläne – aber es tut sich nichts...

Kiesow Das ist tatsächlich irgendwie verwunderlich...

Noch ein letztes: Wie steht der Leder-Handel zur Nachhaltigkeit?

Kiesow Leder ist ein nachhaltiges Produkt – schon deshalb, weil man Ledersachen sehr lange tragen kann. Viele Firmen legen großen Wert auf nachhaltige Lederherstellung und -produktmethoden. Wir legen auch Wert auf die neue Greenfashion, auf voll recyclebare Schulrucksäcke zum Beispiel.

Danke für das Gespräch.

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