Prozess Niederländer räumt vor Gericht Drogenhandel im Darknet ein

Kleve · Der Angeklagte soll verschiedenste Betäubungsmittel verkauft und über Poststationen in Kleve, Emmerich und Rees an Kunden weltweit verschickt haben. Dadurch soll er mindestens 578.000 Euro eingenommen haben.

 Der Fall wird am Klever Landgericht verhandelt.

Der Fall wird am Klever Landgericht verhandelt.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Ein 33-jähriger Niederländer muss sich seit Mitte September wegen umfangreicher Drogengeschäfte vor dem Klever Landgericht verantworten. Im sogenannten Darknet, einem nur schwer zu überwachenden Teil des Internets, soll er laut Anklage verschiedenste Betäubungsmittel verkauft und über Poststationen in Kleve, Emmerich und Rees an Kunden weltweit verschickt haben. Dadurch soll er mindestens 578.000 Euro eingenommen haben.

An den ersten beiden Verhandlungstagen hatte der Angeklagte noch geschwiegen, am Montag äußerte er sich aber zu seinem Lebenslauf und ließ durch seine Verteidiger eine Einlassung abgeben. Es stimme, dass er, der Angeklagte, Drogen in die Bundesrepublik Deutschland eingeführt und dort zum Versand aufgegeben habe. Das Motiv: Geldnot. Begonnen haben die Geldprobleme wohl irgendwann nach 2014, als der gelernte Installationstechniker seinen Betrieb wegen zunehmender Rückenprobleme einstellen musste. Finanzielle Zuwendungen der Eltern nutzte er anschließend, um insgesamt acht Chalets in einem niederländischen Ferienpark zu erwerben. Die Investition ging nach hinten los, denn eine Gesetzesänderung erschwerte ihm plötzlich die Vermietung der Chalets. Er bekam Geldstrafen – und der Schuldenberg wuchs.

„Ich lebte auf Pump von meiner Familie. Das hat an meinem Selbstbewusstsein gekratzt“, sagte der Angeklagte am Montag. Sein Lösungsansatz: „Ich suchte Kontakte in die Drogenszene.“ Im Mai 2018 fing er laut Einlassung an, als eine Art Kurier für einen Bekannten zu arbeiten. 200 Euro habe er pro Fahrt aus den Niederlanden zu den niederrheinischen Poststationen erhalten, zudem Drogen für den Eigenkonsum und Benzin. Der Bekannte, dessen Namen der Angeklagte nicht nennen will, habe die Betäubungsmittel im Darknet verkauft, unter dem Pseudonym „BerlinMannschaft“.

Im November 2018 habe der Bekannte sich aus dem Geschäft zurückziehen wollen, so der Angeklagte. Er selbst habe „BerlinMannschaft“ übernommen, fortan auch das Angebot und die Bestellungen im Darknet bearbeitet. Dass Zollfahnder den Darknet-Account da längst ins Visier genommen und Pakete beschlagnahmt hatten, habe er damals nicht gewusst. Das Ganze sei ihm „anonym und sicher“ vorgekommen. Keinen Monat später, im Dezember 2018, schlugen die Zollfahnder zu. An einem Klever Supermarkt mit Poststation nahmen zwei Beamte den 33-Jährigen fest. Drei Drogenlieferungen hatte er da bereits in den Postkasten eingeworfen, weitere lagen noch im Fahrzeug. Seitdem sitzt er in deutscher Untersuchungshaft. Der Prozess wird am Freitag um 10 Uhr fortgesetzt.

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