Interview Bruno Schmitz Nach der Kulturwelle das Kulturzentrum

Kleve · Die 15 Tage Kleinkunst lockten 4000 Menschen ins Hallenbad. Freie Szene hat Flagge gezeigt.

 Bruno Schmitz (72) in seinem Haus an der Nimweger Straße beim Kulturbüro Niederrhein.

Bruno Schmitz (72) in seinem Haus an der Nimweger Straße beim Kulturbüro Niederrhein.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das Hallenbad steht vor dem Abriss. Als Kulturzentrum taugt es nicht. Trotzdem sind die Erwartungen der Freien Kulturszene in Kleve nach dem Erfolg der Veranstaltungsreihe zum Abschied des Bades deutlich gestiegen, ein eigenes Kulturzentrum zu bekommen. Das betont der Vorsitzende des Kleinkunstvereine Cinque, Bruno Schmitz, im Gespräch.

Herr Schmitz, wie viele Menschen sind gekommen, um vom Bad Abschied zu nehmen?

Bruno Schmitz Die Resonanz war überwältigend, die frei Kultur hat hohe Wellen geschlagen. Insgesamt waren in den zwei Wochen Kulturwelle circa 4000 Besucher ins Bad gekommen. Teilweise konnten wir nur immer so viele Menschen hineinlassen, wie wieder hinausgingen. Die Leute waren beeindruckt, was wir innerhalb kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben.

In die Kulturwelle eingebettet waren ja auch Veranstaltungen, die schon fest gesetzt waren, wie Cinque, die ja auch organisatorisch und rechtlich den Kopf hinhielten.

Schmitz Die Veranstaltung mit dem Bademeister Schaluppke haben wir nur für die Kulturwelle ins Programm genommen; passte dann ja auch wie die Faust aufs Auge. Natürlich haben wir gerne als Kleinkunstverein Cinque juristisch den Kopf hingehalten. Aber Garant des Erfolgs waren die vielen einzelnen Menschen, die Gruppen, die alle einen Beitrag geleistet haben. Und zwar in allen Belangen, nicht nur den künstlerischen: So haben Max Knippert und Michael Dickhoff die Bühnenbretter verlegt, hat Daniel Ziegler die künstlerische Eröffnung am Freitag gemacht, es gab die Installationen der Künstler, u.a. Ulrike Rick mit der Umwandlung einiger Umkleidekabinen in eine Peep-Show, die tolle Ausstellung von Christoph Frauenlob - um nur einige Beispiele zu nennen. Die vielen Menschen der freien Szene haben das eben auf die Beine gestellt. Wir wurden von den Besuchern angesprochen und die konnten ihre Abschiedsgefühle auf die Wände der Umkleidekabinen schreiben - es gab auf allen Ebenen nur ausgesprochen gute positive Resonanz.

Das Bad fällt als Kulturzentrum aus, bei einer Befragung stimmten nur 20 von 153 für das Kulturzentrum im Bad.

Schmitz Ich muss jetzt nicht auf dem Stadtbad als Kulturzentrum herumreiten. Das Thema ist durch. Jedenfalls hat die Kulturwelle hohe Wellen geschlagen, darauf wollen wir als freie Szene jetzt weiter surfen.

In Richtung neues Kulturzentrum ...?

Schmitz Ja – wir bleiben am Ball. Wir haben uns gefreut, dass Annette Wier, (Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Kleve. Anm. d. Red.) uns schriftlich aufgefordert hat, Kriterien zu formulieren. Wir werden uns jetzt mit den zehn Vertretern der Freien Szene zusammensetzen und solche Kriterien, was ein Kulturzentrum für die Freie Szene in Kleve leisten muss, aufschreiben.

Gibt es denn schon Ideen?

Schmitz Es muss die unterschiedlichen Gruppen unter einen Hut bekommen, soll nicht nur Aufführungsstätte sein. Es sollten Ateliers da sein, wo Künstler arbeiten und kreativ sein können.

Was spricht gegen die Stadthalle?

Schmitz Eigentlich alles. (lacht) Nein, die Stadthall ist ein Aufführungsort, ich veranstalte dort als Kulturbüro Niederrhein ja auch erfolgreich, auch mit der Stadt zusammen. Die Stadthalle ist vorgesehen für klassisches Theater und Konzerte, Musicals, für den Karneval oder Made in Kleve. Es fehlt die Patina für kleinere Kulturdarbietungen.

Es gibt Beschwerden, dass die Gastronomie von der Stadt betrieben wird?

Schmitz Auch das ist ein Problem. Die Gastronomie hat die Stadt fest in die Hände des Theodor Brauer Hauses gelegt. Das Catering bietet aber Einnahmen, die viele Veranstalter brauchen, damit sich der Abend rechnet. Natürlich kann man ein Event in der Stadthalle organisieren – sie ist der Aufführungsort, den jede Stadt braucht. Aber eben kein Kulturzentrum.

Und das soll jetzt kommen?

Schmitz Uns ist klar, dass das nicht in einem halben Jahr hochgezogen sein kann. Aber dass die Stadt jetzt sieht, dass das Bedürfnis für eine solche Stätte gegeben ist, bringt uns ein Stück nach vorne. Das müssen wir jetzt auch politisch erreichen. Dann kommen die nächsten Schritte.

Muss es ein Neubau sein?

Schmitz Wenn ich jetzt die Quartiersdiskussion sehe, dann sollte man auf die Aula und das Gelände der Joseph-Beuys-Gesamtschule blicken. Das ist wie ein Quartier im Viertel. Hier könnte man alle Ansprüche eines Kulturzentrums verwirklichen. Wir stehen am Anfang der Diskussion, alles ist offen.

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