Kreis Kleve Mit Selfies „Nein zu Gewalt an Frauen“ sagen

Kreis Kleve · Das Essen ist versalzen, das Bier nicht kalt genug, der Mann hat Frust auf der Arbeit: Solche "Gründe" reichen offenbar aus, um eine Frau zu schlagen. Beim internationalen Tag zum Thema "Nein zu Gewalt an Frauen" machten Gleichstellungsbeauftragte aus dem Kreis Kleve auf häusliche Gewalt aufmerksam.

Kleve: Selfie-Protest gegen Gewalt an Frauen
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Kleve: Selfie-Protest gegen Gewalt an Frauen

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Alleine im Kreis Kleve sind 650 Fälle von häuslicher Gewalt polizeilich bekannt. Laut einer Statistik des Bundesministeriums werden rund 25 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt.

"Gewalt an Frauen ist tabu, dafür brauchen wir einfach mehr Verständnis", findet Karl-Heinz Scheyen, Leiter des Weißen Rings in Kleve und Wesel. Elisabeth Schnieders, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Emmerich, sagt, dass sich häusliche Gewalt nicht nur in Form von Schlägen äußert: "Auch psychischer Druck auf die Frau ist eine Form von Gewalt", sagt Schnieders. Außerdem sei der Weg zu Schlägen und Prügel ein schleichender. "Oft dürfen die Frauen keine sozialen Kontakte mehr pflegen, werden sozusagen zu Hause eingesperrt. Häufig wird den Betroffenen vermittelt, sie seien nichts wert", erzählt Schnieders.

Die Leiterin des Frauenhauses der AWO in Kleve, Andrea Hermanns, kann jedoch auch von "klassischen Fällen" von Gewalt gegen Frauen berichten. "Oft werden die Frauen an den Haaren gezogen, die Treppe runter geschubst oder auch quer durchs ganze Haus geprügelt", weiß Hermanns. Die betroffenen Frauen würden aus verschiedensten Gesellschaftsschichten stammen und alle Altersgruppen betreffen. Von der Jugendlichen bis zur Großmutter.

Mit einer bundesweiten Selfie-Aktion sollen Bürger auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden. Auch in Kleve fotografierte man sich fleißig. "Jede dritte Frau ist von Gewalt betroffen" oder "Gewalt verletzt uns alle": Diese Sätze stehen auf Zetteln, versehen mit der Hilfe-Telefonnummer, die zur Selfie-Aktion genutzt werden. Passanten konnten sich mit dem Zettel in der Hand fotografieren und mit dem Verweis "#hilfetelefon" in soziale Netzwerke hochladen.

Doch vor allem die Finanzierung entsprechender Einrichtungen, in denen betroffenen Frauen geholfen wird, ist laut der Gleichtstellungsbeauftragen der Stadt Kleve,Yvonne Tertilte-Rübo, für viele Anlaufstellen nicht ausreichend und sorgt für Unmut unter den Helfern. "Wir haben es satt Gelder für diese Einrichtungen zu sammeln und unwürdig nach Geld zu betteln", sagt Tertilte-Rübo.

Rund 20% der benötigten Gelder zur Aufrechterhaltung der Einrichtungen müssen laut Tertilte-Rübo über verschiedenste Bürger-Aktionen selbst gesammelt werden. Die Mitarbeiter der Einrichtungen fordern daher eine dauerhafte und sichere Finanzierung seitens des Landes. "Laut des Koalitionsvertrags wurde uns das bereits versprochen — passiert ist allerdings nichts", sagt Tertile-Rübo.

(skr)
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