Hallenbad Kleve Cello zum Auftakt und zum Abschied

Kleve · Vor 61 Jahren begrüßte der Cellist Günter Hardenberg das Hallenbad zur Eröffnung, seine Tochter spielte Cello zum Abschied. Die Freie Szene zeigt zu diesem Abschied ein breites Programm – Sonntag ist das Finale.

 Kleve altes Hallenbad "Klever Kulturwelle" Abschiedsveranstaltung im alten Bad
Die Cellistin und Sopranistin Mirjam Hardenberg spielt zum Ausklang mit einem Orchester
hier eine Archivaufnahme

Kleve altes Hallenbad "Klever Kulturwelle" Abschiedsveranstaltung im alten Bad Die Cellistin und Sopranistin Mirjam Hardenberg spielt zum Ausklang mit einem Orchester hier eine Archivaufnahme

Foto: Markus van Offern (mvo)

Was Mirjam Hardenberg zur Kulturwelle spielte, muss sie nachgucken. „,Cavatina’ war’s, von Stanley Meyers“, sagt sie strahlend. Es klang getragen an dem Tag, nur der Hall war hart. Ein Schwimmbad ist eben keine Konzerthalle. In der Mitte der Wasserbühne Gitarrist Thomas Geisselbrecht, der das Projektorchester zusammengebracht hatte. Und weil an dem Tag die Gedanken mehr nach Moll standen, als nach Dur, eben Getragenes, aber nicht unfroh. Meyers Cavatina war das Leitthema für den Vietnam-Antikriegsfilm „Die durch die Hölle gehen“ aus dem Ende der 1970er Jahre. Jetzt also als Abgesang für ein Bad.

Für die Streicher hatte Geisselbrecht Mirjam Hardenberg gefragt. Die Cellistin sagte sofort zu: Mit ihr schließt sich ein Kreis. Ihr Vater Günter spielte zur Eröffnung des Hallenbades ein Streichertrio – zusammen mit Edgar und Baptist Ritscher. Wie die Tochter das Cello. Auch damals wird der Klang hart gewesen sein. Ein Schwimmbad ist eben keine Konzerthalle.

 Die Wehmut, die in Cavatina aufklingt, ergriff auch Mirjam Hardenberg, als sie auf der Wasserbühne spielt. „Ich hab hier Seepferdchen gemacht, die weiterführenden ,Frei’ und ,Fahrten’“, sagt sie. Sie nahm, wie viele Klever, Abschied von ihrem Bad. Für sie auf der Bühne habe es sehr schön geklungen an dem Tag. „Da tritt man gerne auf, das ist ja auch irgendwie historisch“, sagt sie. Vor allem, wenn sich der Kreis schließt zwischen Vater und Tochter. Beide Cello.

Die Freie Kulturszene aus Musikern, Künstlern, Grafikern und Kabarettisten hatte dem Bad einen gebührenden Abschied gegönnt und die Kulturwelle organisiert und dafür das Becken mit großem Eifer bühnentauglich gemacht. Ein geglückter Versuch, der die Bandbreite der Szene aufzeigte. „Fast alle Veranstaltungen waren gut besucht bis ausverkauft“, sagt Christoph Frauenlob von der Szene.

Morgen, Sonntag, 3. Februar, ist das große Finale der Kulturwelle. es ist der vielleicht letzte öffentliche Tag für das Klever Bad. Ab 14 Uhr geht es Schlag auf Schlag bei freiem Eintritt. Mit Jojo and Friends, vier Musikern aus drei Bands. Gespielt wird Rock & Popmusik. Elli und Tina begeistern mit ihren Stimmen. Tina van Wickeren ist Kleverin, Elli gewann 2004 DSDS. Eine musikalisch-poetische Reise zu Wasser bieten Jan Schumacher & Thomas Brokamp. Bei der Freien Szene darf das „Theater im Fluss“ nicht fehlen, das ein buntes Programm zum Thema Wasser bietet. Mit dabei am letzten Tag sind auch „Orangepeeler“ mit Musik der 80er und 90er Jahre.

Zwei Sachen hat die Kulturwelle im Bad gezeigt: Die Szene in Kleve ist lebendig und kann mit Hilfe des Kleinkunstvereins Cinque große Events stemmen. Das Bad ist nur bedingt als Kulturzentrum tauglich. Fürs Sprechtheater kaum geeignet, für Musik sehr hart, in der Bausubstanz sehr marode. Was aus dem großen Versprechen von Bürgermeisterin Sonja Northing wird, ein Kulturzentrum in Angriff zu nehmen, steht in den Sternen. Konkretes gab es im jüngsten Hauptausschuss von der Bürgermeisterin in einer Diskussion um das Bad noch nicht. Sie verwies darauf, erst einmal von der Freien Szene zu erfahren, ewas diese brauche. Und außerdem habe sie ja noch zur Exkursion ins Doornroosje nach Nimwegen eingeladen.

Andererseits fragt man sich, warum die Stadthalle bei der berühmten deutsch-niederländischen Kulturbörse stets eine prächtige Vielfalt ermöglichte und jetzt keiner in der Szene etwas von ihr wissen will. Vielleicht sollte man sich mal mit dem gleichen Elan der guten alten Halle widmen . . .

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