Kleve Kleve macht sich fein für die Kanzlerin

Kleve · Erstmals treffen sich heute in der Kreisstadt hochrangige Mitglieder der deutschen und der niederländischen Regierung zu Konsultationen. In Kleve am Niederrhein sind Begegnungen von Menschen beiderseits der Grenze alltäglich.

 Angela Merkel landete bereits mehrmals am Airport in Weeze – das Foto zeigt die Kanzlerin und Ronald Pofalla (3.v.l.) bei einem Besuch 2009.

Angela Merkel landete bereits mehrmals am Airport in Weeze – das Foto zeigt die Kanzlerin und Ronald Pofalla (3.v.l.) bei einem Besuch 2009.

Foto: seybert

Endspurt — so lautete das Motto gestern für die Mitarbeiter der Klever Umweltbetriebe. Schließlich galt es, die barocken Gartenanlagen rund um das Museum Kurhaus für einen Staatsbesuch samt militärischen Ehren "fein" zu machen.

Denn wenn der Zeitplan des Protokolls eingehalten wird, soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) heute gegen 15.15 Uhr den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte in der niederrheinischen Kreisstadt, nur knapp 20 Kilometer von der Grenze zum Nachbarland entfernt, zu den ersten deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen begrüßen. Teilnehmen werden nicht nur die Regierungschefs, sondern auch Minister beider Länder.

Dass Kleve als Ort des Premieren-Treffens auserwählt wurde, ließ Theo Brauer (CDU), Bürgermeister der etwa 50.000 Einwohner zählenden Kreisstadt, begeistert feststellen: "Das ist für Kleve und die gesamte deutsch-niederländische Region eine außergewöhnliche Ehre. Das ist eine unermessliche Würdigung für unsere Stadt."

Entsprechend emsig haben mehr als 50 Mitarbeiter der Stadt das Treffen vorbereitet. Kleves Polizei und das Bundeskriminalamt sorgen seit vier Wochen für ein Höchstmaß an Sicherheit. Kleve will einen perfekten Rahmen für das Treffen der Spitzenpolitiker bieten, zu dem es in dieser Form erstmals kommt.

Deutsch-niederländische Begegnungen "an der Basis" hingegen sind längst Normalität in Kleve. Tag für Tag sind dort niederländische Töne zu hören. Die Einkaufsfreude der Holländer ist für die Klever Geschäftswelt ein wesentlicher Faktor. "Niederländer machen etwa 30 Prozent unserer Kundschaft aus", berichtet Jörg Hopmans, Vorsitzender des Klever City Netzwerkes, einem Zusammenschluss von Klever Geschäftsleuten.

Gerne betanken die Niederländer ihre Autos mit Benzin an deutschen Tankstellen oder kaufen Bier sowie stärkere Drinks in Klever Getränkemärkten — beides ist hierzulande preiswerter als im Nachbarland. Deutsches Brot steht ebenfalls hoch im Kurs.

Erleichtert werden Einkäufe und Kontakte, weil es kaum eine Sprachbarriere gibt. Niederländisch und Klever Dialekt sind sich ähnlich. Man versteht sich. In Schulen gibt es Niederländisch-Unterricht. Auch in der Erwachsenenbildung werden immer wieder entsprechende Sprachkurse angeboten.

In vielerlei Hinsicht hat die Grenze ihre Bedeutung verloren. Längst gibt es deutsche Neubaugebiete, in denen fast ausschließlich Niederländer ihr Zuhause haben. Manch Niederrheiner fühlt sich da fremd im eigenen Land.

Doch der KCN-Vorsitzende Jörg Hopmans sagt mit Blick auf derartige "Differenzen" beruhigend: "Wir haben uns auf die unterschiedlichen Mentalitäten eingestellt." So wisse ein Klever, dass ein Fahrzeug mit gelbem Nummernschild auf einer Bundesstraße mit 80 km/h — wie im Nachbarland vorgeschrieben — statt mit 100 km/h — wie in Deutschland erlaubt — unterwegs sei, und dass Fahrradfahrer auf schmalen Landstraßen konsequent nebeneinander herfahren, obwohl dadurch kein Auto mehr überholen könne. Für den Klever Geschäftsmann jedenfalls steht fest: "Wir in Kleve leben Europa."

Das wird noch deutlicher, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel heute Nachmittag im Park gegenüber dem Museum Kurhaus den niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte und seine Regierungsriege zum Staatsempfang mit militärischen Ehren bittet.

Der für die Bürger spektakulärste (und einzig öffentliche) Teil der ansonsten im stillen Kämmerlein laufenden Regierungskonsultationen, in deren Verlauf die ausschließlich nationalen Themen Wettbewerbsfähigkeit, Energiefragen, Forschung und Innovation sowie Nachhaltigkeit bilateral besprochen werden sollen.

Mit dabei sein wird auch der Drahtzieher hinter den Kulissen, Kanzleramtsminister und Merkel-Vertrauter Ronald Pofalla (CDU), der in seinem Wahlkreis Kleve ein Heimspiel absolviert. Zwei Gastspiele seiner Kanzlerin in der Heimat hat Pofalla bereits organisiert: 2007 und 2009 war Angela Merkel am Flughafen im benachbarten Weeze — dem Geburtsort des CDU-Politikers.

Der Schlusspunkt der deutsch-niederländischen Begegnung wird am Abend im niederländischen Nimwegen gesetzt: In der Stevenskerk wird der Bundeskanzlerin die Ehrendoktorwürde der Radboud Universität verliehen.

(RP)
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