Lampen-Laden schließt nach 28 Jahren Udo macht die Lichter aus

Kleve · „Wir lassen Sie nicht im Dunkeln stehen“ – so lautete 28 Jahre lang der Slogan von „Lampen Udo“. Doch kurz vor seinem 62. Geburtstag gibt Udo Jedwill seinen Laden an der Briener Straße in Kleve auf. Noch hofft er auf einen Nachfolger.

 Tausende Artikel gibt es bei „Lampen Udo“, aber nur noch bis Ende März – dann ist Schluss.

Tausende Artikel gibt es bei „Lampen Udo“, aber nur noch bis Ende März – dann ist Schluss.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Ob Halogen, LED oder Solar, ob Kronleuchter, Nachttischlampe oder nur eine Glühbirne – Udo Jedwill ist das eigentlich egal. Bei ihm bekommt jeder das, was er verlangt. Aber nur noch bis zum 31. März. Dann wird Jedwill die Lichter ausschalten. „Lampen Udo“ an der Briener Straße schließt.

Das Beleuchtungsgeschäft, das sich in Kleve zur Institution gemausert hat, nahm vor 28 Jahren seine Anfänge in einem Hühnerstall in Elten. Genauer gesagt vor 30 Jahren, denn im Jahr 1992 hatte Udo Jedwill einen kleinen Modehandel in Emmerich. Lederwaren und Jeanshosen, die er auf dem Flohmarkt verkaufte, hatte er im Angebot. Bis ihm ein Großhändler eines Tages eine Palette Lampen zum Schnäpchenpreis anbot. Jedwill zögerte nicht lange und sollte für seinen kaufmännischen Spürsinn schnell belohnt werden. „Die Dinger gingen weg wie warme Semmeln. Die Leute kannten das nicht, die kauften wie verrückt – und das zu Preisen wie aus dem Baumarkt“, erinnert Jedwill sich. 

Obwohl Jedwill eigentlich aus der Stahlbaubranche kommt und zu der Zeit parallel auch noch einen kleinen Stahlbauhandel betrieb, erkannte er damals, dass sich mit Lampen besser Geld verdienen ließ. 1994 eröffnete er seinen ersten kleinen Lampenhandel auf der besagten Hühnerfarm in Elten. „Ich habe zwar mitten im Stroh verkauft und musste mit Laubbläsern den Staub von den Lampen pusten, aber das Geschäft lief gut“, blickt Jedwill zurück. Die meisten Kunden kamen nicht aus Emmerich oder Elten, sondern aus Kleve. Also wurde dem Lampenhändler schnell klar, dass er dort ein Ladenlokal finden musste. 1996 wurde er in der Kreisstadt fündig und eröffnete „Lampen Udo“ auf dem XOX-Gelände. Seinen Stahlbahandel gab es da immer noch. Aber 1998 war Schluss. „Die Grenze war längst auf. Und die Ossis haben mir die Preise kaputt gemacht“, sagt Jedwill.

Doch nicht nur die ostdeutsche, sondern auch die einheimische Konkurrenz versuchte Jedwill so manches Mal das Leben schwer zu machen. „Man hat mich mehrmals angeschwärzt. Einmal fehlte ein Notausgang, ein anderes Mal bemängelte man, dass nicht genug Luft in die 30 Meter lange Verkaufshalle kam“, sagt Jedwill. Aber er ließ sich nicht kleinkriegen und wechselte mit seinem Laden die Straßenseite, von der Briener Straße 6 zur Hausnummer 19.

Mehrere Jahre lang war er mit seinen Lampen noch einige Tage pro Woche auf Flohmärkten unterwegs. Im Februar 2002 überschlug er sich mit seinem Sprinter auf dem Weg zum Markt bei Blitzeis. „Im März 2002 habe ich für einen Stand mal so viel Gebühren bezahlt, dass ich noch Geld drauflegen musste. Da war mir klar: Jetzt ist Schluss mit Flohmärkten“, sagt Jedwill.

Seit vielen Jahre ist „Lampen Udo“ nun an der Briener Straße 43 heimisch. Wer eintritt, blickt auf ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Leuchten. „Ich schätzte, es sind 20.000“, sagt Jedwill. Doch wer weiß das schon so genau? Die meisten hängen an der Decke, befestigt mit einer Kette und einem Haken. Jedwills wichtgstes Utensil ist „mein Knüppel“, wie er sagt. Damit holt er die Lampen von der Decke, wenn ein Kunde ein passendes Modell gefunden hat. Bei 20.000 Lampen muss der Stromverbrauch im Laden doch enorm sein. „Quatsch“, sagt Jedwill, „der liegt bei fünf Euro am Tag. Ich bin ein Öko!“ Bewegungsmelder sorgen dafür, dass nur die Lampe leuchtet, an der der Kunde gerade vorbeiläuft.

Fast ebenso groß wie die Anzahl der Lampen in seinem Laden sei seine Kundenkartei, sagt Jedwill. 15.000 Menschen habe er darin erfasst, so der Händler. „Bei mir wird jeder gleich behandelt, egal ob er Anzug oder Blaumann trägt“, sagt der 61-Jährige. Ein „Sie“ kommt ihm selten über die Lippen, wenn es eben geht, wird der Kunde geduzt.

Doch mit all dem soll es nun bald vorbei sein. „An meinem 62. Geburtstag höre ich auf“, sagt Jedwill. Das habe er sich verdient, meint er. „Ich habe jeden Samstag im Laden gestanden, an Sonntagen war ich oft auf Flohmärkten. Ich habe so viele Tage auf dem Buckel, das schaffen andere nicht bis 67“, sagt er. Seit März 2021 hat er keine neue Ware mehr eingekauft. Seitdem wird nur noch an den Mann gebracht, was das Lager hergibt. Doch auch das ist noch einiges. „Ab jetzt sind die Preise verhandelbar“, sagt Jedwill.

Verhandelbar – das ist auch sein Unternehmen. Denn Jedwill ist offen für Angebote. „Es gibt jemanden, der das hier haben will. Aber das Problem ist, Leute zu finden. Mich kann man nicht ersetzen“, sagt Jedwill selbstbewusst. Wer „Lampen Udo“ betreiben will, müsse ein ebenso guter Elektriker wie Verkäufer sein. „So einen musst du erstmal finden“, sagt Jedwill. Um Haaresbreite hätte sein Sohn sein Geschäft übernommen. „Doch im Endeffekt hat er dann gesehen, wie viel Arbeit das ist. Die ganze Zeit im Laden“, sagt er. Falls sich jemand finden sollte, der „Lampen Udo“ übernimmt, wäre Jedwill sogar bereit, noch für zwei drei Tage die Woche arbeiten zu kommen. Und wenn nicht, dann ist es auch gut. Dann macht Jedwill von jetzt an hauptsächlich Urlaub. Im Winter in Spanien und von dort nach Italien. „Oder umgekehrt“, sagt Udo Jedwill. Hauptsache, die Sonne scheint. Denn Licht – das ist das wichtigste für ihn.

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