Sternsinger in Corona-Zeiten Keine Sternsinger an der Tür

Kreis Kleve · Die als Heilige Drei Könige verkleideten Kinder werden nicht durch die Kreis Klever Straßen ziehen. Stattdessen setzen die Gemeinden auf kontaktlose Segenswünsche. Immerhin sei Solidarität in Krisen-Zeiten wichtig, so die Kirchen.

 Aktuell ist es nicht möglich, dass die Sternsinger um den Dreikönigstag am 6. Januar herum in Kleingruppen von Haus zu Haus ziehen.

Aktuell ist es nicht möglich, dass die Sternsinger um den Dreikönigstag am 6. Januar herum in Kleingruppen von Haus zu Haus ziehen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Hinter Propst Johannes Mecking liegen arbeitsreiche Wochen. An strikte Corona-Auflagen hatte sich seine Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Kleve bei den Weihnachtsgottesdiensten halten müssen. Mit den Feierlichkeiten aber zeigt sich Mecking zufrieden. Nun aber steht bereits die nächste Herausforderung vor der Kirchentür: die Sternsingeraktion 2021. „Sie wird nicht typisch wie in den vergangenen Jahren durchgeführt werden können. Dennoch sind viele Hilfsorganisationen auf Unterstützung angewiesen, ansonsten können einige Projekte nicht stattfinden“, sagt der Propst. Das Leitwort des diesjährigen Dreikönigssingens lautet: „Segen bringen, Segen sein. Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit“. Vor 63 Jahren wurde die Aktion erstmals in Deutschland organisiert.

Allerdings sei es nicht möglich, dass die Sternsinger um den Dreikönigstag am 6. Januar herum in Kleingruppen von Haus zu Haus ziehen, so Mecking. Stattdessen werden die Sternsingerschilder an möglichst viele Haushalte in der Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt verteilt. Wer sicher ein solches bekommen möchte, solle sich per E-Mail bei der Gemeinde melden, am Samstag, 2. Januar, die Segensfeier in der Stiftskirche oder eine der regulären Messfeiern an den ersten beiden Januarwochenenden besuchen. Auf der Rückseite der Segensschilder sind Bankverbindungen aufgedruckt. So können Klever Gläubige Spenden für die Sternsingeraktion überweisen.

„Für die Jugendlichen ist es keine Überraschung, dass sie nicht, wie sonst üblich, von Haus zu Haus ziehen können. Durch ihre Erfahrungen in der Schule sind sie mit der Corona-Situation vertraut“, sagt Johannes Mecking. Gleichwohl macht er darauf aufmerksam, dass in den vergangenen Jahren schon längst nicht mehr so viele Heranwachsende wie einst unterwegs gewesen seien. „Es gibt keine Masse an Sternsingern mehr. Diese Entwicklung beobachten wir bereits seit Jahren“, sagt Propst Mecking. Auch die katholische Gemeinde St. Willibrord Kellen musste bei der Organisation der Sternsingeraktion kreativ werden. „Gerade in diesen Zeiten dürfen wir die Kinder nicht vergessen, die unter Krieg, Verfolgung, Flucht, Hunger und Armut leiden. Die Sternsingeraktion ist im Laufe der Zeit zur größten Sammelaktion von Kindern für Kinder geworden“, teilt die Klever Kirchengemeinde mit.

An dieser Initiative wolle man unbedingt auch in diesem Corona-Jahr mitwirken. So wird der Gruß der Pfarrgemeinde kontaktlos in die Briefkästen der Gläubigen gesteckt. Die Spenden können in der Folge überwiesen oder in den Pfarrbüros in Rindern und Kellen abgegeben werden.

Die Gemeinde Heiliger Johannes der Täufer in Bedburg-Hau wird die Segensstreifen in den Briefkasten legen, hinzu soll es einen Infoflyer geben. Auf diesem wird auch erklärt, für welchen Zweck die Spenden genutzt werden und wohin das Geld überwiesen werden soll. Spenden können auch in den Briefkasten des Pfarrbüros gelegt werden. Flächendeckend mit Segenswünschen versorgt werden die Menschen in den Kranenburger Ortsteilen Niel, Wyler und Zyfflich. „Natürlich ist es in diesem Jahr nicht möglich, dass die Kinder verkleidet durch die Straßen laufen. Dennoch versuchen wir, möglichst viele Menschen zu erreichen“, sagt Pfarrer Christoph Scholten unserer Redaktion.

In Kranenburg selbst aber sei es schwieriger, die Sternsingeraktion unters gesamte Volk zu bringen. „Dort ist das Verhältnis zwischen der Größe der Bezirke und den Freiwilligen seit Jahren nicht so, dass wir alle Häuser versorgen können“, sagt er. Scholten wisse aus Gesprächen mit Jugendlichen seiner Gemeinde, dass diese es „sehr schade“ fänden, dass in diesem Jahr alles anders sei als sonst üblich. „Natürlich wird den Kindern auch schon einmal die Türe vor der Nase zugeschlagen. Aber häufig treffen sie sonst auf Menschen, die sich freuen und sogar noch Süßigkeiten anbieten“, sagt Scholten.

Die Gemeinde St. Franziskus in Uedem teilt mit, dass Sternsinger Anfang Januar auf den Beinen sein werden, um Segenswünsche in Briefkästen zu verteilen. In vielen Uedemer Geschäften würden dieser Tage Spendendosen stehen, in die man im Gegenzug einen Obolus für den guten Zweck hinterlassen kann.

Die Kinder der Pfarrgemeinde St. Arnold-Janssen in Goch überbringen den Segensspruch digital. Den entsprechenden Link finden Gläubige ab Mittwoch, 6. Januar, auf der Internetpräsenz der Gemeinde. In den Kirchen St. Maria Magdalena und St. Arnold Janssen sind während des Aktionszeitraums zudem sogenannte „Sternsinger-Haltestellen“ installiert, wo die Segenszettel abzuholen sind. Dort können Spenden hinterlassen werden. Auch in einigen Gocher Geschäften sind entsprechende Dosen aufgestellt worden. Immerhin sei die Not in Corona-Zeiten vielerorts groß und die Solidarität daher ungebrochen wichtig, so die Gocher Gemeinde.

Die Verantwortlichen der Sternsingeraktion aus den Gemeinden Heilig Geist und St. Clemens in Kalkar haben mit Akteuren in allen Kirchen eine Video-Grußbotschaft erstellt. Diese ist ab Januar auf der Homepage www.katholisch-kalkar.de abrufbar. In der Botschaft wird nicht nur der Segen virtuell zugestellt, sondern auch erklärt, dass die Segenskarten für Zuhause ab dem 3. Januar in den Kirchen aller Ortsteile erhältlich sind. Ebenso liegen die Segenskarten in der Volksbank, in der Sparkasse, bei der Bäckerei Bettray in Hönnepel, bei Ingendaa in Niedermörmter, im Hanselädchen Grieth und bei der Stadt Kalkar im Foyer zur kostenlosen Mitnahme aus. Auf den Karten steht auch der Spendenaufruf für Kinder in aller Welt. Spenden sollen möglichst auf das dort angegebene Konto der Pfarrgemeinden überwiesen werden. Barspenden können auch am ersten Januarwochenende in den Gottesdiensten direkt abgegeben werden, wenn kleine Abordnungen der Sternsinger mit vorbei schauen. In den Tagen danach stehen zu den Gottesdienstzeiten an den Krippen Spendendosen bereit.

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