Streit um die Realschule Kein Schulfrieden in Kleve in Sicht

Kleve · Im Streit um den von den Eltern klar geforderten vierten Zug für die Karl-Kisters-Realschule ist keine Lösung in Sicht. Nach heftiger Debatte im Schulausschuss wurde eine Entscheidung vertagt.

 Kleve braucht angesichts der Anmeldezahlen eine Realschule mit vier Eingangsklassen. Dafür müsste die Karl-Kisters-Realschule ausgebaut werden.

Kleve braucht angesichts der Anmeldezahlen eine Realschule mit vier Eingangsklassen. Dafür müsste die Karl-Kisters-Realschule ausgebaut werden.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Eine Lösung der Klever Schulprobleme scheint ferner denn je. An Schulfrieden ist nicht einmal zu denken. Zwar sprechen die Anmeldezahlen seit Jahren für einen vierten Zug an der Klever Realschule. Auch die neuen Schülerberechnungen nach Garbe sehen für Kleve mehr Eingangsklassen in den weiterführenden Schulen. Es muss also zwingend über die Zügigkeit der weiterführenden Schulen, die besagt, wie viele Eingangsklassen eine Schule haben darf, diskutiert werden.

Zugleich versuchen die beiden Gesamtschulen ihr Profil zu schärfen und sich zu entwickeln. Dass das geht, hat Christoph Riedel, Leiter der Joseph-Beuys-Gesamtschule, mit dem in kurzer Zeit aufgebauten Ruf der Beuys-Gesamtschule bewiesen. Aber damit sich das festigt, muss Riedel weiter klappern – vor allem für die Oberstufe. Doch da fehlen beiden Gesamtschulen Schüler für die klassische Drittelung. Er plädiierte deshalb dafür, die Vierzügigkeit für die Realschule erst später festzuschreiben. „Wir brauchen noch drei bis vier Jahre“, appellierte Riedel an die Politik.

Die Verwaltung hatte für den Schulausschuss versucht, zumindest für die Zügigkeit der Karl-Kisters-Realschule eine gangbare Brücke zu bauen: Diese Vierzügigkeit soll ab Schuljahr 2020/21 beschlossen werden, die Schule wird ein Ort des gemeinsamen Lernens (das gemeinsame Lernen sei, so Bürgermeisterin Sonja Northing, eine zwingende Voraussetzung für den vierzügigen Ausbau). Der dazu notwendige Ausbau des Schulgebäudes soll spätestens bis Sommer 2025 abgeschlossen sein. Wenn der Ausbau nicht schon 2023 fertig sein kann, will die Stadt zwischen 2023 und 2025 eine Dependance zur Verfügung stellen. So der Plan der Bürgermeisterin.

Eine Brücke, die von der Realschule und ihren Eltern (es lag ein Beschluss der Kisters-Schulkonferenz vor, der der Vorlage widersprach) zugleich eingerissen wurde: Man könne ohne nötige Erweiterung nicht die Erfordernisse einer Schule des gemeinsamen Lernens erfüllen, eine Containerlösung käme aus Platzmangel nicht infrage und eine Dependance wollen die Eltern nicht, fasste Christian Best, Leiter der Realschule Kleve die Widerstände von Karl-Kisters zusammen. Es müsse doch möglich sein, diese vergleichsweise kleine Baumaßnahme bis 2023 fertig zu stellen, so Bests Tenor. Ein klassisches gegliedertes Schulsystem gibt es nicht mehr in der Stadt – man hat ja alle Hauptschulen abgeschafft. So müssen die Gesamtschulen auch diese Aufgabe übernehmen. Ein Problem vor allem bei der Aufnahme der Kinder, die den Anforderungen der Realschule und der Gymnasien nicht gewachsen sind und die Schule wechseln müssen. Die dann in den Gesamtschulen allerdings wieder Gefüge durcheinanderbringen, weil Klassen geteilt werden müssen.

Als dann jedoch Niklas Lichtenberger (SPD) in den Raum stellte, mit Blick auf die Stabilität der Gesamtschulen die Realschule über Paragraph 132 c zu zwingen, einen Hauptschulzweig aufzumachen, kanzelte Best den SPD-Sprecher im Schulausschuss ab. Er solle sich erst kundig machen, was das für die Realschule bedeute, die dann ein komplett neues Schulkonzept aufstellen müsste. (Genaugenommen würde man dadurch die Realschule zur Sekundarschule machen).

Jörg Cosar (CDU) warf ein, dass dieser Paragraph zur Sicherung der Schullaufbahn auch nur in Kommunen zur Geltung käme, wo es nur Gymnasium und Realschule gibt, Kleve aber zwei Gesamtschulen habe. Die Grünen wiederum warben für die Gesamtschule und sind gegen einen Ausbau der Realschule, so Hedwig Meyer-Wilmes. Daniel Rütter (FDP) mahnte, die ganze Diskussion nicht noch durch den zusätzlichen Raum-Bedarf für gemeinsames Lernen zu verschärfen. Hier wiederholte Northing, dass das gemeinsame Lernen eben zwingend notwendig sei, um den vierten Zug zu bekommen. Die Diskussion steckte fest. Deshalb waren sich eigentlich alle einig, dass die Diskussion um die Zügigkeit nochmals in die Fraktionsberatung muss, was Meyer-Wilmes schließlich beantragte. Die Diskussion um die Zügigkeit der Gymnasien wurde ebenfalls vertagt.

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