Aktionen in Kleve Karneval in Krisenzeiten

Kleve · Eine Brauchtumszone, Interviews in sozialen Medien, Besuche in Altenheimen – das Klever Rosenmontags-Komitee stellt in diesen Wochen eine Menge auf die Beine. Der Krieg in der Ukraine aber trübt die Stimmung.

 In der Stadt sind seit Wochen jecke Großflächenbanner zu sehen, die an die fünfte Jahreszeit erinnern sollen.

In der Stadt sind seit Wochen jecke Großflächenbanner zu sehen, die an die fünfte Jahreszeit erinnern sollen.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es schien zuletzt, als würde doch ein Funken Karnevalseuphorie in Kleve aufkommen. Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hält nun aber die ganze Welt in Atem – und damit freilich auch die Karnevalisten. „Die Geschehnisse in der Ukraine treffen uns alle mächtig. Es ist unvorstellbar, was dort passiert. Wir müssen nun einmal schauen, ob am Wochenende alles so stattfinden kann wie geplant“, erklärt Frank Konen, Vorsitzender des Klever Rosenmontags-Komitees.

Dabei haben die Jecken in den vergangenen Tagen Bemerkenswertes auf die Beine gestellt. Seit Tagen werden die sozialen Medien vom KRK bespielt. Mehrere Ex-Karnevalsprinzen erklären in kurzen Interviews, weshalb ihnen die fünfte Jahreszeit am Herzen liegt – und was den Klever Karneval ausmacht. Beliebte Antworten: Herzblut, Emotion und Lebensfreude.

„Wir sind froh, dass der Klever Karneval auch in der Pandemie so präsent sein kann. In diesem Jahr haben wir die Aktion mit den ersten neun Karnevalisten gestartet. Diese möchten wir auch in Zukunft gerne weiterführen, um den Karneval einer noch breiteren Masse zu präsentieren“, sagt KRK-Marketingleiter Tim Tripp. Zudem sind in der Stadt seit Wochen jecke Großflächenbanner zu sehen, die an die fünfte Jahreszeit erinnern sollen. In vielen Klever Geschäften liegen kleine Sessionsbroschüren des KRK aus.

Darüber hinaus sorgten die Jecken mit einem Antrag bei der Stadt dafür, dass in der Klever Innenstadt am Samstag, 26. Februar, eine Brauchtumszone eingerichtet wird. Epizentrum des bunten Treibens soll die Kavarinerstraße sein. Der Höhepunkt des Engagements folgte am Altweiber-Donnerstag. 2500 Pakete mit Kuchen, Süßigkeiten und Plätzchen brachten die Narren unters Volk. Sie besuchten Senioreneinrichtungen, Kindergärten und die Klever Tafel. Damit wollen sich die Männer und Frauen bei all jenen Sponsoren bedanken, die trotz Corona treugeblieben sind. „Hinter diesen Aktionen steckt eine Menge Arbeit von leidenschaftlichen Ehrenamtlern“, so Konen.

Am kommenden Sonntag lädt sein Komitee ab 11.30 Uhr zum Narrengottesdienst in der Stiftskirche. Jeder Klever Karnevalsverein soll vier Vertreter schicken, zudem einen Standartenträger. Die übrigen Plätze im Gotteshaus dürfen von jedermann besetzt werden.

Auch in die Einrichtung einer Brauchtumszone habe man viel Herzblut investiert, so der KRK-Chef. „Wir stehen in der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass mit Blick auf Corona nichts passiert. Die Auflagen sind hoch“, sagt Frank Konen. 16 Seiten habe die Stadt ihm ausgehändigt, auf denen die Regeln zusammengefasst sind. „Wir versuchen, einiges auf die Beine zu stellen. Dennoch findet alles ein wenig mit Handbremse statt. An ein befreites Auftreten ist noch nicht zu denken, mitunter bleibt ein komischer Beigeschmack“, so Konen. So sei die Stimmung vielerorts auch noch nicht allzu ausgelassen. „In Altenheimen kommt die Stimmung nicht so auf, in den Kindergärten dafür teilweise schon“, sagt Frank Konen.

Die Brejpott-Quaker aus Kellen haben derweil grün-weiße Pins und kleine Botschaften an die knapp 400 Mitglieder verteilt. „Wir wollen damit zeigen, dass wir weiter für den Klever Karneval aktiv sind und uns wahnsinnig darauf freuen, im nächsten Jahr hoffentlich wieder eine normale Session feiern zu können“, sagt Präsident Helmut Vehreschild. Seine Hoffnung teilen alle Narren im Kleverland: 2023 soll es endlich wieder einen Rathaussturm, den Rosenmontagszug und einen Karnevalsprinzen geben.

Auch die Schwanenfunker haben zuletzt wieder auf sich aufmerksam gemacht. Das Quartett „Funkertwens“ hat rechtzeitig zum Abschied von Ex-Kämmerer Willibrord Haas im Ratssaal den Gassenhauer „Drie mol drie mekt sess“ aufgezeichnet – und in sozialen Medien verbreitet. Im Hintergrund sind Fotos von Haas und seinem Nachfolger Klaus Keysers zu sehen. Dem Klassiker „Nein, nein, nein“ haben Rainer Ulrichs, Jürgen Hecht, Thomas Schumacher und André Budde vor der Schwanenburg neues Leben eingehaucht. André Budde sagt über den Hintergrund der Aktionen, die bei Facebook kräftig geteilt wurden: „Wir wollen einfach zeigen, dass es den Klever Karneval und uns als Funker noch gibt.“

Doch der Konflikt in Osteuropa schlägt auch dem Ex-Prinzen André „der Sonnige“ aufs Gemüt. „Diese Entwicklung trübt die Stimmung doch deutlich. Das ist sehr belastend. Vor allem wissen wir nicht, was dort im Hintergrund spielt und was noch passiert. Diese Lage sorgt auf jeden Fall dafür, dass es schwierig ist, ungehemmt Karneval zu feiern. Zumal Karneval für viele sowieso schon gegessen ist“, sagt Budde.

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