Ende einer Ära Karl-Heinz „Charly“ Burmeister hört auf

Kleve · Nach einem Schlaganfall muss der 76 Jahre alte Streiter für die Umwelt aufgeben. Die Stimme des BUND in Kleve meldet sich aus dem politischen Leben in der Kreisstadt ab und geht endgültig in den Ruhestand.

 Im September 2010 wurde Karl-Heinz Burmeister (Mitte) mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. Der damalige CDU-Landtagsabgeordneter Winfried Schnittges verlieh dem BUND-Mann aus Kleve im Haus Koekkoek den Taler. Mit dabei: Kleves stellvertretender Bürgermeister Joachim Schmidt.

Im September 2010 wurde Karl-Heinz Burmeister (Mitte) mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. Der damalige CDU-Landtagsabgeordneter Winfried Schnittges verlieh dem BUND-Mann aus Kleve im Haus Koekkoek den Taler. Mit dabei: Kleves stellvertretender Bürgermeister Joachim Schmidt.

Foto: Stade, Klaus Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Eigentlich hatten alle angenommen, diesen Zeitpunkt wird es nicht geben. Den Zeitpunkt, an dem Karl-Heinz Burmeister aufhört. Ab dem der Querdenker und Mahner, Lästigfaller und Kämpfer für die Natur nicht mehr seinen Finger in die Wunde legt und klar macht: „So geht es nicht.“

Doch jetzt ist dieser Zeitpunkt gekommen: Burmeister, lange Jahre die Stimme des BUND rund um Kleve, hört auf. Aus gesundheitlichen Gründen. Ein Schlaganfall zeigte dem Mann die Grenzen auf, der sonst derjenige war, der Planern und Politik die Grenzen aufzeigte und bei Klagen in der Regel auch Recht bekam. „Nach Krankenhaus und Reha bin ich nun wieder zu Hause mit der Auflage: keine Aufregung. Hinzu kommen gewisse Einschränkungen. Und keine Politik. Nun müssen Jüngere ran. Man sieht sich“, verabschiedet sich Burmeister aus dem öffentlichen Leben.

 Die Familie Burmeister im Jahr 1943: Mutter Friedel, Tochter Inge, Vater Wilhelm; (vorne v. l.): die Söhne Karl-Heinz, Willi und Dieter.

Die Familie Burmeister im Jahr 1943: Mutter Friedel, Tochter Inge, Vater Wilhelm; (vorne v. l.): die Söhne Karl-Heinz, Willi und Dieter.

Foto: Burmeister

Zugesetzt hat ihm, dem Techniker, die unsägliche Geschichte um Christian Peter Beuth. Den Umbau des Stadthallenumfeldes hatte er zuletzt noch im Blick und natürlich das Dauerthema Klever Verkehrspolitik. Hier blieben manche seine quergedachten Lösungen leider ungehört – wie eine weitere Verbindung von der Klever Unterstadt nach oben. Burmeister hatte das Recht meist auf seiner Seite, stritt vor den Schranken des Gerichts so manches Urteil zugunsten der Umwelt heraus. Als Anerkennung für die unermüdliche Arbeit wurde ihm der Rheinlandtaler verliehen.

 Charly Burmeister (unten, 3.v.l) beim Stammtisch des Bundes für Umwelt und Naturschutz im Lokal „Aussichtsturm“. Damals diskutierten die Mitglieder über die Planung Tiergarten/Forstgarten.

Charly Burmeister (unten, 3.v.l) beim Stammtisch des Bundes für Umwelt und Naturschutz im Lokal „Aussichtsturm“. Damals diskutierten die Mitglieder über die Planung Tiergarten/Forstgarten.

Foto: Burmeister

Burmeister wurde 1942 geboren, im heutigen Rathaus der Stadt Kleve. Nach der Evakuierung ging’s für den kleinen Jungen zurück in das völlig zerstörte Kleve, er lebte mit der Familie in einer Notunterkunft im Kurhaus. „Weite Fußwege waren gang und gäbe“, erinnert er sich. Nach der Lehre als Technischer Zeichner studierte er Maschinenbautechnik in Krefeld, lernte seine Frau kennen und musste zum „Bund“, zur Raketenartillerie. Er heiratet mit 23 die Frau, die er schon im Studium kennengelernt hatte und begann als Konstrukteur bei Ipsen in Kleve. „Es war die Zeit der Umbrüche, der 68er, des aufkommenden Umweltbewusstseins, später die Gründung der Grünen“, blickt er zurück. Und fügt stichwortartig hinzu: „Aktionen gegen ,Klemmerich’, Industrie im Hochwasser, B9neu durch den Sternbusch. Für Erhalt der Strassenbahn. Demo gegen Kreishaus im Moritzpark. Lehr-Biogarten am Schaafsweg. Beinharte Einsätze am Schnellen Brüter“.

Nach eigenen Erfindungen wird Burmeister Leiter der Patentabteilung bei Ipsen sowie Leiter des Qualitäts-, Umwelt-, Sicherheits-Management. Im politischen Rahmen war er sachkundiger Bürger im Umwelt und Verlehrsausschuss in Kleve. Er bekam die Ehrennadel der IHK und ist Mitglied im Kölner AK-Normenpraxis der DIN. Und wieder in seinen geliebten Stichworten: „Via BUND-Berlin und DIN an EU-Umweltstandards beteiligt“.

2003 ging er in den „Ruhestand“, beschäftigt sich mit seinen Kindern und fünf Enkelkindern. Und bleibt der Stachel im Fleisch bei Planungen, die falsch laufen. Blieb stets wichtiges Regulativ. Jetzt geht er endgültig in den Ruhestand. Man sieht sich.

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