Kleve Kleve in Gebärdensprache

Kleve · Bianka Camanns ist Stadtführerin für Gehörlose. Da es viele Sehenswürdigkeiten nicht als universelles Zeichen gibt, muss sie sich anders helfen – und setzt Worte wie Schwanenburg und Stiftskirche einfach zusammen.

 Kleve in Gebärdensprache: Der kleine und der Ringfinger von Bianka Camanns liegen im Handballen, der Mittel- und Zeigefinger stehen aufrecht, der Daumen liegt zwischen den großen Fingern. Mit dem Mund spricht sie das Wort.

Kleve in Gebärdensprache: Der kleine und der Ringfinger von Bianka Camanns liegen im Handballen, der Mittel- und Zeigefinger stehen aufrecht, der Daumen liegt zwischen den großen Fingern. Mit dem Mund spricht sie das Wort.

Foto: evers

Bianka Camanns ist Stadtführerin für Gehörlose. Da es viele Sehenswürdigkeiten nicht als universelles Zeichen gibt, muss sie sich anders helfen — und setzt Worte wie Schwanenburg und Stiftskirche einfach zusammen.

Wenn Bianka Camanns eine Gruppe durch Kleve führt, dann redet sie nicht viel. Das liegt aber nicht daran, dass die 41-Jährige unfreundlich ist. Ihre Begleiter können sie schlichtweg nicht hören. Die Kellenerin ist die Klever Stadtführerin für Gehörlose — und erklärt die Sehenswürdigkeiten der Stadt mit ihren Händen. Dabei ist sie selber weder taub noch stumm.

Während ihrer Ausbildung zur Bauzeichnerin teilte sich Bianka Camanns vor mehr als 20 Jahren ein Büro mit einer Gehörlosen. Immer wieder gab es Verständigungsprobleme. "Es fing damit an, dass jemand vom anderen ein Lineal oder ein Radiergummi leihen wollte", sagt sie. Parallel zu ihrer Ausbildung lernte sie die Gebärdensprache, anschließend entschied sie sich für einen anderen Beruf. "Ich wollte Gehörlosen helfen und bin Sozialarbeiterin geworden."

Seit fünf Jahren führt sie taube Menschen durch Kleve. Von der Schwanenburg geht es durch die Fußgängerzone vorbei an der Stiftskirche bis zum Männeken Spuck. Für jedes Wahrzeichen gibt es ein Zeichen. "Es besteht aus einer Handbewegung und dem Mund, mit dem man das Wort formt", sagt Bianka Camanns — und erklärt vier Zeichen in Gebärdensprache.

KLEVE Wer als Gehörloser von Kleve spricht, der zeigt mit seiner Hand ein K an. "Das sieht so aus, dass der kleine und der Ringfinger im Handballen liegen, der Mittel- und Zeigefinger aufrecht stehen und der Daumen zwischen den beiden großen Fingern liegt", sagt Camanns.

SCHWANENBURG Sowohl für den Schwan als auch für die Burg gibt es in der Gebärdensprache Symbole. "Beim Schwan flattert man mit seinen weit ausgestreckten Armen wie ein Vogel." Die Burg muss sie mit beiden Händen formen: Mit ihnen werden Kreise gebildet und mit dem Handrücken zum Partner gehalten. Die linke Hand bleibt starr vor dem Bauch, die rechte Hand geht über ihr auf und ab, so dass sie so etwas wie einen Turm bildet.

STIFTSKIRCHE "Wieder gibt es zwei Worte: Stift und Kirche", sagt Bianka Cammans. Zunächst simuliert sie mit einer Hand, dass etwas aufschreibt. Für die Kirche hält sie die Handflächen wie zum Gebet gefaltet senkrecht aneinander.

MÄNNEKEN SPUCK Mit dem Mund tut die Gehörlosen-Stadtführerin so, als würde sie spucken. "Um der Geste ein bisschen mehr Ausdruck zu verleihen, spitzt man alle Finger einer Hand zusammen und führt sie in einer schnellen Bewegung vom eigenen Mund in Richtung seines Gegenübers."

Eine Garantie darauf, dass sie alles perfekt darstellt, gibt Bianka Camanns nicht. Aber darauf komme es auch niemandem an. Wichtiger sei die Verständigung zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten. "Und dass wir gemeinsam einen schönen Nachmittag erleben."

(RP/rl/jul)
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