Hochschule Rhein-Waal U-Boot mit Schildkröten-Antrieb

Kleve · Hochschule gewinnt Preise in England: Sarah Luckhart wird schnellste U-Boot-Pilotin und holt Hochschul-Rekord. Das vom Team um Prof. William Megill konstruierte Boot wird für den besten biomimetischen Antrieb ausgezeichnet.

 Der „Rivershark“ der Hochschule Rhein-Waal in Kleve mit Pilotin Sarah Luckhardt auf Kurs in England.

Der „Rivershark“ der Hochschule Rhein-Waal in Kleve mit Pilotin Sarah Luckhardt auf Kurs in England.

Foto: HSRW

Langsam gleitet die schlanke Taucherin in dem grünlich-trüben Wasser nach unten, die Luftbläschen steigen steil empor. Sarah Luckhardt muss den Lungenautomaten, das Mundstück ihrer Sauerstoffflasche wechseln, die Flossen ausziehen. Dann klettert sie durch die offene Luke in die schmale Röhre des U-Bootes, das still im Wasser, etwa einen Meter über den Becken-Grund liegend, auf sie wartet. Die Füße in die Pedale klippen, dann schließt ihr Begleiter, ein weiterer Taucher, die Luke von außen. Von drinnen, hinter den ovalen Bullaugen für den Piloten, erahnt man das OK-Zeichen von zusammengelegten Daumen und Zeigefinger. Sarah Luckhart ist bereit.

Schon tönt es blechern über das Blubbern der Luftblasen hinweg: „Rivershark, Rivershark - go go go“. Lautlos gleitet die graue Röhre mit dem fliegenden Schwan auf der Seite und dem Logo der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) über die Startlinie. Einen Schweif von Luftblasen hinter sich ziehend verschwindet das Boot im trüb-grünlichen Wasser. Angetrieben durch ihre Muskelkraft und eine Technik, die man der Wasserschildkröte abgeguckt hat, kann Luckhart Tempo machen. Sie bringt „Rivershark II“, das neue Boot des HSRW-Submarine-Teams um Prof. William Megill auf 2,7 Knoten - die schnellste Geschwindigkeit, die jemals von einem Boot des „HSRW-Submarine-Teams“ erreicht wurde.

„Rivershark“ wird beim European International Submarine Race im britischen Gosport als das beste biomimetische U-Boot ausgezeichnet, zusätzlich wird Luckhart beste U-Boot-Pilotin. Am Ende lag man bei der Gesamtwertung auf dem sechsten Platz.

Achtzehn Teams aus Kanada, den USA, Polen, Großbritannien und den Niederlanden starteten vor einem Jahr den Wettbewerb, zwölf schafften es an den Start. „Und nach zwei Wochen, in denen sie gegen die Uhr und gegeneinander antraten, kam am Ende ein kanadisches Team zum Sieg“, kommentiert Megill den Rennverlauf.

Wegen Visa-Schwierigkeiten durften vom Klever Team nur sieben von insgesamt 14 Mitgliedern einreisen. Das Team trat also nur in halber Mannstärke an. Der Preis für das beste biomimetische U-Boot sei eine Auszeichnung für das gesamte „HSRW-Submarine Team“ in Anerkennung seiner sorgfältigen Konstruktionsarbeit, der Leistung auf der Rennstrecke und der allgemeinen Zuverlässigkeit seines U-Boots, sagt Megill. „Es ist schön zu sehen, dass sich unsere harte Arbeit auszahlt, insbesondere wenn wir bei einem internationalen Wettbewerb wie diesem gegen die Besten der Welt antreten“, freut sich Chefingenieur Hannes Jaschinski.

„Rivershark II“ ist ein Fiberglasboot, das einen Antrieb basierend auf der Schwimmmechanik einer Meeresschildkröte, eines Papageientauchers oder eines Seelöwen hat, erklärt Megill. „Wir haben alle Rennen mit diesem Antrieb gemacht, während andere nach einigen Läufen wieder auf konventionellen Propeller-Antrieb umstellten“, sagt Megill.

„Das Design unseres Antriebs war einfach und zuverlässig. Das Steuerungssystem war ebenfalls unkompliziert. Das Team hat herausgefunden, wie man den Auftrieb zuverlässig einstellen kann. Es passte alles“, freut sich der Professor über die Arbeit seiner Studenten für das alle zwei Jahre stattfindende Rennen.

Auch hier greift Megills Begriff von Lehre, für den er vor einiger Zeit, wie ausführlich berichtet, vom Förderverein Campus Cleve ausgezeichnet wurde: mit Spaß in einem Wettbewerb laufen hochmotivierte Studierende zu Höchstleistungen auf. „Es wurde viel gelernt zwischen dem Spaß: Neuartige bionische Antriebssysteme forderten hocheffiziente Propeller heraus; automatisierte mechatronische Steuerungen wetteiferten mit dem traditionellen Joystick.“, sagt der Professor.

 Das Team (v.l.): Prof William Megill, Sarah Luckhardt, Hannes Jaschinski, Leonie Wesener, Liam Megill, Roland Grichnik, Lynn Steegmayer, Claudio Abels.

Das Team (v.l.): Prof William Megill, Sarah Luckhardt, Hannes Jaschinski, Leonie Wesener, Liam Megill, Roland Grichnik, Lynn Steegmayer, Claudio Abels.

Foto: HSRW
 Pilotin Sarah Luckhardt bereitet Unterwasserstart vor.

Pilotin Sarah Luckhardt bereitet Unterwasserstart vor.

Foto: HSRW

Und wie finanziert man ein solches außergewöhnliches Hochschulprojekt, das Studenten motiviert und zudem noch den Namen der Hochschule Rhein-Waal in den internationalen Vergleich trägt? „Insgesamt kostete das Projekt in diesem Jahr 8000 Euro. Die Hochschule stellte Tauchausrüstung und mein Labor zur Verfügung, aber kein Geld. Die finanzielle Unterstützung kam von der Volksbank Kleve, dem Institute for Marine Engineering, Science und Technologie, sowie von zwei anonymen Spendern“, sagt der Professor.

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