Kleve Historie Die Hoffmann-Werke auf ewig erhalten

Kleve · Der Klever Hans Derksen engagiert sich seit Jahrzehnten in der Heimatpflege. Schon 1956 schuf er Historisches: eine Miniatur-Nachbildung der Hoffmann-Schuhfabrik. Jahrzehnte später rettete er das Modell, nun steht es im Museum.

 Hans Derksen präsentiert in seinem Wohnzimmer Bilder aus den 50er Jahren. Damals feilte er im Kesselhaus der Hoffmann-Fabrik an einem Modell des Areals.

Hans Derksen präsentiert in seinem Wohnzimmer Bilder aus den 50er Jahren. Damals feilte er im Kesselhaus der Hoffmann-Fabrik an einem Modell des Areals.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Hans Derksen liebt den Niederrhein, die Stadt Kleve, seine Heimat. „Ich bin auf ewig mit dieser Region verwurzelt“, sagt der 85-Jährige. Viele Jahre engagierte er sich ehrenamtlich und als Vorsitzender für den Kreisverband für Heimatpflege, leitete als Präsident die Geschicke des Landesverbandes für Gartenkultur und Landespflege. Zudem sammelt er leidenschaftlich Dokumente, Fotos und Zeichnungen des Niederrheins und seiner Natur. Hans Derksen ist Klever durch und durch. Besonders stolz ist der Pensionär auf ein Modell, das er bereits im Sommer 1956 anfertigte und über Jahrzehnte hinweg aus seinem Blickfeld verschwunden war.

„Damals habe ich in den Semesterferien im Kesselhaus der Klever Schuhfabrik Hoffmann gearbeitet“, sagt der ehemalige Leiter des Bauamts in Bedburg-Hau. Der Tiefbau-Student habe damals unbedingt Geld verdienen müssen, so stellte er sich in der Schuhfabrik vor. „Ich fragte damals: ´Haben Sie vielleicht Arbeit für mich?´ Der leitende Ingenieur sagte zu mir: ´Aber sicher, Sie können ein Modell unserer Fabrik anfertigen“, blickt Derksen zurück. Der angehende Ingenieur aber schreckte zurück, sah sich der Aufgabe nicht gewachsen. „Das kann ich nicht“, sagte er damals. Eine Absage aber akzeptierte sein Gegenüber nicht. Derksens späterer Arbeitgeber habe gesagt: „Geht nicht, gibt es nicht.“ Derksen solle sich ausprobieren, bekam eine Werkbank im Kesselhaus zugeteilt und trotz Knappheit die nötigen Materialien.

Das Ziel: Der Student sollte eine Miniatur-Nachbildung der Schuhfabrik anfertigen. Besuchern sollte dieses gleich einen umfassenden Überblick über das Gelände bieten. „Den Grundsatz meines Chefs habe ich nie mehr vergessen: Wenn man etwas wirklich unbedingt will, dann gelingt das auch“, sagt Derksen. Sein Verdienst damals: 1,81 Deutsche Mark pro Stunde. So begann er mit den Arbeiten an dem Modell jener Fabrik, in der zwischenzeitlich mehr als 2000 Arbeiter Beschäftigung und die Stadt ein Wahrzeichen fand. „Die Hoffmann-Werke gehören fest zur Identität der Stadt“, sagt Derksen. Der Charme des Areals sei ein ganz besonderer gewesen, über diesem thronte der 60 Meter hohe Schornstein – heute noch der Fixpunkt des EOC-Geländes. Knapp vier Wochen arbeitete Derksen an dem maßstäblichen Modell. Ihm zur Seite stand ein Lehrling der Hoffmann-Werke, den er nie wiedergesehen hat. „Nach dem Namen des Helfers suche ich schon ewig. Er war damals ein freundlicher, kluger Lehrling, der mich sehr bei meiner Arbeit unterstützt hat. Ich würde mich sehr freuen, wenn er sich meldet, sollte er von dem Modell in der Zeitung lesen“, sagt Derksen. Sein einziger Anhaltspunkt: Der damalige Auszubildende soll in Goch-Pfalzdorf gelebt haben.

 Der Student Hans Derksen bei der Arbeit. Knapp vier Wochen arbeitete er während der Semesterferien an der Nachbildung.

Der Student Hans Derksen bei der Arbeit. Knapp vier Wochen arbeitete er während der Semesterferien an der Nachbildung.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Fertigstellen konnte Derksen sein Modell nicht. Für die Farbauftragung und das Manifestieren der Gebäude-Nachbildung auf einer Holzplatte sorgten Beschäftigte in der fabrikeigenen Malerei – schließlich musste Derksen wieder seinem Ingenieurs-Studium in Aachen nachgehen. In der Folge aber sah er das Modell nicht wieder zurück. Jahrzehntelang diente es im Verwaltungsgebäude der Fabrik als Orientierungshilfe – ohne, dass der Künstler selbst davon wusste. Aufmerksam auf das Werk wurde Derksen erst, als schon längst keine Schuhe mehr in der Schusterstadt produziert wurden, im Jahr 2009. Damals erfuhr der Verwaltungsbeamte, dass das Modell zweigeteilt worden sei und sich im Depot des Museums Kurhaus befinde. „Sie hatten es durchgesägt, da es sonst nicht durch die Fenster der Fabrik gepasst hätte“, erklärt Derksen. In Zusammenarbeit mit dem Verein Kleefse Schüsterkes e.V. beseitigte er die Schäden am Modell. „Es machte mich stolz, zu sehen, dass das Modell so viele Jahrzehnte überlebt hat. Das spricht ja auch ein Stück weit für die Qualität“, sagt er. Eine Qualität, die nun allen Klevern zugänglich gemacht wird: Im Klever SchuhMuseum ist die Nachbildung der Klever Kult-Fabrik zu besichtigen.

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