Premiere in der Kreisstadt Klever Gesamtschule feiert ihre Abitur-Premiere

Kleve · Erstmals hat ein Jahrgang an der Gesamtschule am Forstgarten in Kleve Abitur gemacht. Einige Schüler haben uns erzählt, was sie erlebt haben, was für sie unvergesslich bleibt und wie es für sie nun weitergeht.

 Die Schüler der Gesamtschule am Forstgarten bejubeln vor der Konzertmuschel im Forstgarten ihr Abitur.

Die Schüler der Gesamtschule am Forstgarten bejubeln vor der Konzertmuschel im Forstgarten ihr Abitur.

Foto: Schule/Gesamtschule am Forstgarten

Dieser Abiturjahrgang ist wahrlich ein besonderer: Er ist der erste, der jemals an der Gesamtschule am Forstgarten seine Reifeprüfung abgelegt hat und die Schüler mussten sich unter Corona-Bedingungen aufs Abi vorbereiten. Mit Distanzunterricht und virtuellen Lerngruppen hat das aber ganz gut funktioniert. Auch wenn ihr Abiturmotto lautet: „Habi Potter – Die Ersten verlassen die Kammer des Schreckens“ – als Folterkammer haben die Schüler ihre Gesamtschule keinesfalls empfunden. Ganz im Gegenteil.

Rund 160 Schüler hatten sich nach der Schulgründung im Jahr 2012 als Fünftklässler an der Gesamtschule am Forstgarten auf dem Weg zum Abitur begeben. Damals war die Schule auf zwei Standorte verteilt: Hoffmannallee und Ackerstraße. Im Laufe der Jahre lernten viele von ihnen dann noch zwei neue Standorte kennen: Den an der Eichenallee und den am Landwehr im ehemaligen alltours-Gebäude. „Unsere Gesamtschule ist erwachsen geworden“, sagt Schulleiterin Rose Wecker. Nun haben 55 Schüler ihr Abitur bestanden.

Jakub Papala (18) ist einer von ihnen. „Wir waren Vorreiter für alles, haben immer viel Aufmerksamkeit bekommen“, sagt er. Er sei damals mit viel Hoffnung an die Gesamtschule gekommen. Mit seinen Mitschülern hätte er dann einige Hürden nehmen müssen, etwa den Umzug in die neuen Gebäude. „Heute bin ich sehr stolz auf unseren Jahrgang, dass wir das alles so toll geschafft haben“, sagt er. Für viele Schüler war die Gesamtschule genau das richtige Schulsystem. Jana Hoffmann (19) wechselte von der Realschule an die Gesamtschule „Ich bin von Anfang an total herzlich aufgenommen worden“, sagt sie. Deswegen hat sie an ihrer alten Schule auch bereits für die Gesamtschule am Forstgarten  geworben. Jakub Papala hatte „nur“ eine Hauptschulempfehlung, als er an die Gesamtschule kam. Er hatte als Einwanderer zunächst Probleme mit der deutschen Sprache. „Das System mit Grund- und E-Kursen hat für mich am besten gepasst und mich schließlich zum Abitur gebracht“, sagt er. Und seine Mitschülerin Luca hat festgestellt: „Manche Schüler sind Spätzünder. Am Gymnasium wird bei schlechten Noten sofort zu einem Schulwechsel geraten. Das ist hier anders. Ich war eher eine anstrengende Schülerin. Aber die Lehrer haben mir sehr geholfen, meine Persönlichkeit zu entwickeln“, blickt sie auf ihre Schullaufbahn zurück. Jakub Papala ergänzt: Hier wird auch darauf geschaut, wie man als Mensch ist. Neben den Noten zählen hier auch die Sozialkompetenzen. Die Schule hat mir gezeigt, was im Leben sonst noch wichtig ist.“

Schulleiterin Wecker ist stolz auf ihren ersten Abitur-Jahrgang. „Ihr habt so viel mitgestaltet und gleichzeitig so strukturiert und selbstständig gearbeitet“, lobt sie die Schüler. Das sei nicht immer einfach gewesen, sagt Abiturientin Luca Ingensand. „Wir mussten viel am Computer am Tablet oder am Handy lernen. Es gab unzählige Videokonferenzen. Die ganze Technik war mitunter schon eine Herausforderung“, blickt die 19-Jährige zurück. Auf der anderen Seite hätten die Schüler auf einiges verzichten müssen. „Es gab keine Stufenfahrt, keine Ausflüge zu Unis.“ Dafür sei die Wiedersehensfreude zuletzt riesig gewesen, nachdem der Lockdown aufgehoben wurde und die Schüler wieder zurück an ihre Schule durften.

Ihr Mitschüler Vicente Sokolowski Acosta findet, dass der Distanzunterricht auch sein Gutes gehabt habe. „Man musste sich gut organisieren, wir haben gelernt, selbstständig zu arbeiten“, sagt er. Luca Ingensand ergänzt: Eigentlich war es egal, auf welche Art der Unterricht stattfand.“ An der ein oder anderen Stelle hätten sich die Schüler dann aber doch Präsenzunterricht gewünscht. „Im Biounterricht gab es keine  Experimente. Dabei ist das doch der spaßige Teil“, sagt Jakub Papala. „Auch der Sport-Leistungskurs hat gelitten. Wir wären gerne mal schwimmen gegangen oder hätten an den Mud Masters teilgenommen“, sagt Luca Ingensand.

Doch das ist jetzt alles Geschichte; jetzt wird erstmal gefeiert. „Wir haben bis zum letzten Moment gehofft, dass das möglich ist“, sagt Luca Ingensand. Der Abi-Ball geht im Casa Cleve über die Bühne. „Dann werden wir mal wieder richtig tanzen – wenn wir es nicht verlernt haben“, sagt die Abiturientin mit einem zwinkernden Auge.

Und dann beginnt die Zeit nach der Schule. Luca Ingensand will, ganz nach dem Vorbild ihres Vaters auf Lehramt studieren. Vicente Sokolowski Acosta will gemeinsam mit zwei Freunden eine Europa-Tour mit dem Auto unternehmen, sofern es Corona zulässt. Danach wird es wohl eine Medienpsychologie-Studium werden. Jana Hoffmann möchte eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin beginnen und Jakub Papalas wird sich künftig beruflich wohl mit Naturwissenschaften beschäftigen.

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