Ausbildungsmarkt Berufsorientierung im Schnelldurchlauf

Kleve · Beim Azubi-Speed-Dating in der Wasserburg Rindern kamen 300 Schüler in direkten Kontakt mit 16 Unternehmen des Niederrheins. Die Resonanz fiel positiv aus.

 Beim Azubi-Speed-Dating kamen Jugendliche und Unternehmen schnell ins Gespräch.

Beim Azubi-Speed-Dating kamen Jugendliche und Unternehmen schnell ins Gespräch.

Foto: IHK Duisburg/Jacqueline Wardesk

Für die einen ist es die Möglichkeit, den direkten Kontakt zu einem potentiellen Arbeitgeber aufzunehmen. Andere nutzen die Chance zur zwanglosen beruflichen Orientierung. Etwa 300 Schüler aus vier weiterführenden Schulen sowie dem Berufskolleg Kleve kamen mit den Mitarbeitern der Fachabteilungen sowie den Auszubildenden oder Studenten aus Unternehmen des Kreises ins Gespräch.

Das Teilnehmerfeld war breit aufgestellt. Die 16 Firmen boten offene Ausbildungsstellen in mehr als 40 Berufen – vom Kaufmann im Einzel- oder Großhandel über den Industriemechaniker oder Elektroniker bis hin zum Koch oder Polizeikommissar. Pro „Date“ hatten die Schüler, Neuntklässler bis Oberstufenschüler, zehn Minuten Zeit, das Unternehmen kennenzulernen und sich selbst zu präsentieren. Dann wird gewechselt. Wer überzeugt, hat Aussichten auf ein Vorstellungsgespräch, die Teilnahme an Schnuppertagen oder einem Praktikum. Projektkoordinatorin Sarah Thomas von der IHK hat positives Feedback seitens der Unternehmen erhalten. „Die Resonanz war sehr gut“, berichtet sie erfreut.

Nach Sturmtief „Sabine“ musste das IHK Azubi-Speed-Dating unter dem Motto „Last-Minute: Deine Reise zum Ausbildungsplatz 2020“ um eine Woche verschoben werden. Dass an dem neuen Termin gleichwohl 16 der zunächst 19 eingeplanten Unternehmen teilnahmen, „zeigt, dass ein Bedarf da ist“, sagt Thomas. In der jüngeren Vergangenheit sei die Zahl der Bewerbungen rückläufig, so dass die Firmen auf den direkten Kontakt zu den Schülern angewiesen seien. „Einige potentielle Kandidaten“ hätten die Unternehmen beim Speed-Dating finden können, berichtet Thomas. Dabei zeige sich, mit welch hoher Reichweite Firmen arbeiten müssen, um passende Azubis zu finden.

Die Schüler gingen unterschiedlich an die Veranstaltung heran, berichtet Thomas weiter. Die einen reisten mit voll ausgearbeiteten Bewerbungsunterlagen an und wussten genau, bei welchen Unternehmen sie vorsprechen wollten – „das ist natürlich super“. Andere waren auf der Suche nach grundsätzlicher beruflicher Orientierung – insbesondere die jüngsten Teilnehmer, die Schüler der neunten Klassen.

Martin Baufeld, Ausbilder bei der KHS GmbH, einer der Firmen, die sich beim Speed-Dating vorstellten, erklärt: Bei Veranstaltungen wie dieser gehe es darum, in den direkten Kontakt mit den Bewerbern zu treten und sie in das Unternehmen zu ziehen – für Rundgänge, Praktika oder Workshops. Daraus könne sich dann mehr entwickeln, „wenn es für beide passt“, so Baufeld. Wichtig sei zudem die Aufgabe, bei unentschlossenen Schülern ein Interesse für den Fachbereich zu wecken und den Weg in die entsprechende Richtung zu ebnen. Weitere der partizipierenden Firmen stimmen dem zu. Auf Nachfrage unserer Redaktion berichten sie von rückläufigen Bewerberzahlen in der jüngeren Vergangenheit und von der Zielsetzung für das Azubi-Speed-Dating: Den eigenen Bekanntheitsgrad bei den Jugendlichen steigern, den direkten Kontakt zu ihnen knüpfen und verschiedene Optionen aufzuzeigen. So könne auch dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden. „Heutzutage muss man als Handwerksbetrieb früh dran sein und die Jugendlichen am Besten direkt von der Schule ‚holen’“, erklärt Kevin Deckers von der Welcam Industrietechnik GmbH.

Als „eine gute Chance für Jugendliche und Betriebe“ bezeichnet Sabine Hanzen-Paprotta von der Arbeitsagentur Wesel das Azubi-Speed-Dating. Und auch der Zeitpunkt sei optimal gewählt: Mit ihren Halbjahreszeugnissen haben die Schüler etwas für die Bewerbung in der Hand. Daher sei jetzt der richtige Zeitpunkt, sich bei den Firmen zu bewerben, so Hanzen-Paprotta.

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