Kreis Kleve Fast 700 ukrainische Schüler im Kreis

Kreis Kleve · Die zusätzlichen Kinder stellen die Schulen vor Herausforderungen. Vieles funktioniert aber auch sehr gut. Alle Schüler sind einer ihrem Alter angemessenen Klasse zugeordnet.

Der Kreis Kleve will den ukrainischen Schülern die Integration in das deutsche Schulsystem ermöglichen.

Der Kreis Kleve will den ukrainischen Schülern die Integration in das deutsche Schulsystem ermöglichen.

Foto: Robert Michael

Anfang des Jahres wurden im Kreis Kleve 684 Schüler aus der Ukraine an Grundschulen, weiterführenden Schulen und den Berufkollegs beschult, teilt der Schulrat des Schulamtes für den Kreis Kleve, Andreas Czymay, auf Nachfrage mit (Stand 9. Januar). Ziel sei es, den ukrainischen Schülern die Integration in das deutsche Schulsystem zu ermöglichen. „Aus Sicht des Schulamtes“, sagt er, „sind alle beteiligten Akteure bestrebt, die bestmögliche Beschulung zu ermöglichen.“ Allerdings sind die Schulen vor enorme Herausforderungen gestellt. Da die Schulen konzeptionell unterschiedlich aufgestellt seien und es unterschiedlich viele Seiteneinsteiger gebe, könnten die Schulen an Fortbildungen des Kompetenzteams teilnehmen oder Angebote durch das kommunale Integrationszentrum und der Schulpsychologie wahrnehmen. „Hinzu kommen zusätzliche Lehrerstellen im Bereich Integration, die durch das Land NRW eingerichtet worden sind und weiterhin werden“, sagt Czymay.

Am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Kleve werden 26 Schüler aus neun verschiedenen Ländern als Seiteneinsteiger beschult, darunter 14 Kinder aus der Ukraine. Alle Schüler sind einer ihrem Alter angemessenen Klasse zugeordnet, mit der sie etwa die Hälfte der Unterrichtszeit verbringen. Die anderen 15 Stunden erhalten sie eine Extraförderung in Deutsch in zwei Kleingruppen, teilweise auch in Englisch und Mathematik. „Da die Schüler mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen kommen, ist ein gemeinsames Arbeiten an einem Thema kaum möglich, stattdessen hat jedes Kind die Möglichkeit, mit schuleigenen Tabletts an unterschiedlichen Themenschwerpunkten zu arbeiten. Gerade für die ukrainischen Schüler führen die Ungewissheit der Verweildauer in Deutschland sowie der weiterhin stattfindende Online-Unterricht in ukrainischer Sprache dazu, dass die Kinder sich nicht immer auf die schulischen Verpflichtungen einlassen wollen“, sagt Lehrerin Birgit Settnik-Schaufenberg.

An der Gesamtschule am Forstgarten in Kleve werden derzeit 18 Kinder aus der Ukraine unterrichtet. Sie erhalten zweimal in der Woche für etwa vier Stunden Sprachförderunterricht in der „Welcome Class“, ansonsten sind sie in die Klassen integriert. „Zum Teil sind die Schüler auch schon so gut in Deutsch, dass sie durchgehend am Regelunterricht teilnehmen können. Als sehr hilfreich erweist sich, auch Lehrkräfte zu haben, die aus der Ukraine kommen oder zumindest Russisch sprechen. Insgesamt erleben wir die Kinder, obwohl sie ja aus einer sehr unsicheren und ungewissen Situation kommen, als interessiert und gut integriert.“

An der Joseph-Beuy-Gesamtschule sind zurzeit 17 ukrainische Schüler. „Die ukrainischen Schüler sind fast durchweg sehr bildungsaffin, sie kommen – im Gegensatz zu den meisten anderen Flüchtlingskindern – aus einem intakten Schulsystem, mit zum Teil sehr hohem Niveau. Deshalb gelingt ihnen das Erlernen der deutschen Sprache relativ leicht“, sagt Schulleiter Christoph Riedl. Nichtsdestotrotz sei die Flucht- und Kriegssituation und Sorge um die Zurückgebliebenen sehr belastend. Mehrere Schüler nehmen zusätzlich am Online-Unterricht aus dem Heimatland teil. „An unserer Schule fühlen sich die meisten Kinder wohl und kommen gut mit ihren Mitschülern aus. Das Hauptproblem ist die Sprache, die sie oft noch daran hindert, mehr gemeinsame Interessen mit Mitschülern zu finden. Wir verständigen uns mit viel Gestik und Mimik und Deutsch in ,leichter Sprache‘ und via Übersetzungsapp. Wir haben das große Glück, zwei ukrainisch sprechende Lehrerinnen an der Schule zu haben.“

An der Karl-Kisters-Realschule sind 24 ukrainische Schüler in den Klassen sechs bis zehn, die allermeisten davon seien vier Wochen nach Kriegsbeginn an die Klever Realschule gekommen. „Viele sind durchaus gewillt, Deutsch zu lernen, generell sind die ukrainischen Schüler überhaupt nicht bildungsfern. Das ist ein großer Unterschied zu den Schülern, die 2016 zu uns kamen, etwa aus Afghanistan“, sagt Schulleiter Kristian Best. Die Motivation, Deutsch zu lernen, sei umso höher, wenn Familien dauerhaft hierbleiben wollen, sagt Best. Untereinander kämen deutsche und ukrainische Schüler in den meisten Fällen sehr gut miteinander klar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort