Kleve Mit einem Ticket alle Museen erkunden

Kleve · „Wie ist die Museumslandschaft im Kleverland aufgestellt?“ lautete die Leitfrage bei der Zukunftswerkstatt von Rheinischer Post und Volksbank Kleverland. Es könnten mehr Besucher kommen. Ein Ticket für alle könnte helfen.

 Diskutierten über die Museumslandschaft in der Region (v.l.): Frank Ruffing, Prof. Harald Kunde, Marc Cattelaens, Gitta van Heumen-Lucas, Stephan Mann,  Matthias Grass, Julia Niggemann, Michael Baumann-Matthäus, Günther Bergmann, Stephan Haupt und Günther Zins.

Diskutierten über die Museumslandschaft in der Region (v.l.): Frank Ruffing, Prof. Harald Kunde, Marc Cattelaens, Gitta van Heumen-Lucas, Stephan Mann,  Matthias Grass, Julia Niggemann, Michael Baumann-Matthäus, Günther Bergmann, Stephan Haupt und Günther Zins.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Das bekannteste Museum im Kreis Kleve steht in Moyland und beherbergt die größte Beuys-Sammlung der Welt. Zwar ist die museale Vielfalt in der Region groß, doch tun sich viele kleinere Museum in Schatten von Schloss Moyland schwer. Die Besucherzahlen sind oft bescheiden. Bei der Zukunftswerkstatt von Rheinischer Post und Volksbank Kleverland diskutierten Experten darüber, wie sich die Museumslandschaft im Kreis Kleve künftig ausrichten sollte.

Stephan Haupt, FDP-Landtagsabgeordneter für den Kreis Kleve und Vorstandsmitglied des Fördervereins Museum Schloss Moyland, freute sich zunächst, dass mit Julia Niggemann als neue Verwaltungsdirektorin der Stiftung Museum Schloss Moyland die Nachfolge dort gelöst ist. „Es fehlt zwar noch die künstlerische Leitung, doch jetzt gibt es Ruhe, Kontinuität und Planbarkeit. Das haben wir lange nicht gehabt“, sagte Haupt. Günther Bergmann, CDU-Landtagsabgeordneter für den Kreis Kleve und Kuratoriumsmitglied der Kunststiftung NRW gab Haupt Recht: „Wir sind jetzt auf einem guten Weg“. Doch er betonte auch: Die grundsätzlichen Probleme bleiben. Wir sollten nicht an den Symptomen herumfummeln, sondern an den Ursachen.“ Das Erfordernis der Einstimmigkeit bei der Stiftung sei ein Problem. „Das ist alles verknotet, das muss man aufbrechen“, sagte Bergmann. Ein weiteres Problem sei, dass es einen landesweiten Rückgang der Besucherzahlen in Museen gebe. Eine Möglichkeit könnte sei, den Eintritt stufenweise frei zu geben. „Die Erfahrung damit sind jedoch nicht immer positiv: Die Besucherzahlen bleiben, aber am Ende fehlt das Geld“, sagte Bergmann. Er empfiehlt, die Digitalisierung als Chance für kleinere Museen zu betrachten: „Selbst einen Austausch mit dem Louvre könnte ich mir vorstellen. Man kann Werke online als Standbild übertragen“, sagte er.

Günther Zins, Künstler aus Kleve, findet freien Eintritt in den Museen gut. „Das war früher ganz normal, auch in Kleve. Es kommt ja eh kaum Geld durch Eintrittskarten zusammen, zumindest nicht während der Woche“, sagte er. Haupt nannte eine andere Möglichkeit, die Besucherzahlen zu erhöhen. „Ich bin Fan einer Museumskarte wie in Holland. Man zahlt einmal das Ticket und kann damit diverse Museen besichtigen“, sagt er.

Julia Niggemann vom Museum Schloss Moyland setzt ebenfalls auf Zusammenarbeit. „Möglichkeiten zur Kooperation gibt es reichlich. Man könnte eine Online-Plattform errichten, Ausstellungs-Eröffnungen terminlich untereinander abstimmen und weitertragen und sich sogar inhaltlich austauschen. Unsere Zielgruppen überschneiden sich. Wir konkurrieren nicht und sollten an einem Strang ziehen. Deswegen ist es auch sinnvoll, über ein gemeinsames Ticket nachzudenken“, sagte sie. Die Klever Künstlerin Gitta van Heumen-Lucas ist da skeptisch. „Ich glaube, dass eine Zusammenarbeit nicht möglich sind. Die Ausrichtung der Museen ist zu unterschiedlich. Das ginge nur über die touristische Ebene, wenn etwa Museumstouren angeboten würden“, sagte sie.

Die kleineren Museen sehen Herausforderungen vor allem beim fehlenden Personal. „Wenn wir bekannte Werke ausstellen wollen, sind die bürokratischen Anforderungen viel zu hoch. Das können wir als Ehrenamtliche nicht leisten“ sagt Michael Baumann-Matthäus, Vorsitzender des Vereins für Heimatschutz, verantwortlich für das Museum Katharinenhof Kranenburg. Stephan Mann, Direktor des Museums Goch, stößt ins selbe Horn: „Wir können gar nicht auf alle Ausschreibungen reagieren. Dafür braucht es Hauptamtliche.“

Im Verlauf der Diskussion wurde klar, dass bürokratische Hürden und fehlendes Personal nur ein Teil des Problems sind. „Die Gesellschaft entwickelt sich anti-musisch. Auch die Freundeskreise der Museen sind im Alter von 60 Plus. Darauf müssen wir reagieren“, sagt Professor Harald Kunde, Direktor des Museums Kurhaus in Kleve. Stephan Mann verfolgt dabei folgenden Ansatz: „Wir müssen Kultur wieder Platz in den Schulen und in der Schulpolitik verschaffen.“

Derzeit sei die Situation so, sagt Zins: „Die jungen Leute starren nur auf den Bildschirm. Auch die Studierenden der Hochschule Rhein-Waal kommen nicht auf die Idee, in die Museen zu gehen.“ Kunde findet, man müsste auch auf die junge Menschen zugehen. „Das funktioniert etwa mit Kino-Spots oder Kampagnen in Sozialen Medien. Das geht aber kaum alleine; man muss das effizient auslagern“, sagt der Museumsdirektor. „Da braucht man Leute, die da im Thema sind. Sonst hat man den Effekt des CDU-Clips“, fügt Baumann-Matthäus mit einem Augenzwinkern an.

Vielleicht, schloss Günther Zins, die Diskussionsrunde, müsse man „sich auch einfach damit abfinden, das Kunst keine super Quote hat. Das ist keine Massenveranstaltung wie Fußball.“

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