Neuer Krimi aus Kleve Mord im verlassenen Schwimmbad

Kleve · Die 46-jährige Helke Kranz aus Kleve hat jetzt ihren ersten Roman geschrieben. Einen Krimi, der zwar nicht am Niederrhein spielt, aber für den sie in Kleve recherchierte. Im alten Hallenbad.

 Helke Kranz mit ihrem Kriminalroman „Vergessene Hölle“. Die Autorin stellte den Roman zusammen mit Verleger Franz Engelen in der Buchhandlung Hintzen vor.

Helke Kranz mit ihrem Kriminalroman „Vergessene Hölle“. Die Autorin stellte den Roman zusammen mit Verleger Franz Engelen in der Buchhandlung Hintzen vor.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der erste Satz eines Buches soll ja immer besonders wichtig sein. Wenn der langweilig ist, legt ein Verleger das von großen Hoffnungen begleitete Werk wahrscheinlich schon desinteressiert zur Seite. Oder falls er großzügig darüber hinweg sieht und das Buch erscheinen lässt, stellt es womöglich der Käufer gleich zuhinterst ins Regal. Helke Kranz hat für ihr Erstlingswerk keinen allzu spannenden ersten Satz gewählt, doch wer mit dem Prolog beginnt, kommt auf seine Kosten. Da ist es eben der letzte Satz des Vorworts, der in das Buch hineinzieht. Oder besser: den Leser hinein zwingt. „Man könnte fast meinen, dass dieser Ort weinte. Doch das stimmte nicht. Dieser Ort schrie.“

Helke Kranz heißt eigentlich Helke Thomsen und lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Kleve. Ganz Profanes hat sie gelernt: Kauffrau im Groß- und Einzelhandel. Ein paar Jahre gearbeitet, dann kamen die Kinder. Heute, mit 46 Jahren, fährt die extravagant aussehende Dame Pizza-Taxi. Und hat ihr erstes Buch geschrieben. Herausgebracht hat es der Pagina-Verlag von Franz Engelen, der bekannt ist für seine Kunstbücher. „Aber wir haben auch eine Sparte ,Regionales’, in der Romane und auch Krimis herausgegeben werden“, so Engelen. Die Autorin wurde von einer Klever Druckerei auf den Gocher aufmerksam gemacht und wurde mit ihm einig. „Andere Verlage waren für mich zu teuer oder schienen unseriös.“

„Vergessene Hölle“ heißt das Erstlingswerk der Kleverin, die, wie sie bei der Pressevorstellung in der Buchhandlung Hintzen erzählte, schon seit Kindertagen eine lebhafte Phantasie hat und immer schon von geheimnisvollen, einsamen Orten schwärmte. „Meine Mama wusste nie, ob sie mir meine Geschichten glauben sollte oder nicht“, sagt sie. Heute ist die Mutter eine derjenigen, die das Buch vorab kritisch gelesen - und für gut befunden hat. Worum es in dem Krimi geht: um den Fund einer Wasserleiche in einem vor Jahren stillgelegten Schwimmbad. Ein junger Fotograf, der keines natürlichen Todes gestorben ist. Kommissar Krabbe und seine Kollegin Martens ermitteln und stoßen auf die Spur eines kleinen Mädchens, das einst aus dem Kombi-Bad spurlos verschwand. Die Polizisten kommen einem düsteren Familiengeheimnis auf die Spur.

Bei „Kombi-Bad“ fällt dem Leser mit lokaler Kompetenz das neue Klever Schwimmbad ein. Recherchiert für ihren Roman hat Helke Kranz allerdings im alten Hallenbad. „Es war mir wichtig, technische Sachen zu verstehen, die mit einem öffentlichen Schwimmbad zu tun haben. Deshalb war ich dankbar dafür, dass mir die Stadtwerke ermöglicht haben, mich mal unterhalb des Schwimmbeckens umzusehen, in dem ich Schwimmen gelernt haben.“ Pumpen, Filteranlage, Heizung - von all dem konnte sich die Kleverin ein Bild machen. „Wer ein Hallen- oder Freibad benutzt, will Spaß haben oder Sport treiben. Was da alles hinter steckt und was das für ein Riesenaufwand ist, darüber macht sich niemand Gedanken“, glaubt sie. Schlau gemacht über Polizeiarbeit hat sie sich bei einem pensionierten Hauptkommissar, den sie über ihren Vater kennt. „Ich wollte schon, dass in der Sache stimmt, was ich schreibe“, so Kranz.

Ansonsten handelt es sich um reine Fiktion, was da auf 434 Seiten zu lesen ist. „Ein bisschen Grusel und ein bisschen Psychologie gehören dazu, aber es ist nicht allzu abgehoben“, findet die Autorin, die immer schon gerne Krimis liest und auch nichts gegen den guten alten „Tatort“ hat. Sie glaubt, dass ihr Stil eine größere Leserschaft ansprechen könnte, zumal die eigene Tochter, die zunächst skeptisch gewesen sei, das Buch gerne gelesen habe. „Mama, wenn man Dich kennt, weiß man, dass es Dein Buch ist“, habe sie gesagt. Ein bisschen verrückt, ein bisschen schräg - eben so wie die Mutter sich auch optisch gerne zeigt - mit Punkerfrisur, Piercings und lila Fingernägeln. Die mehr als 400 Seiten sind dank luftigem Layout (praktisch jeder Satz ein Absatz) flott zu lesen. 500 Exemplare sind gedruckt, bei Hintzen ist es vorrätig und über jeden Buchhändler zu bestellen. Der Preis: 12,95 Euro.

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