Nachruf Artur Leenders ist gestorben

Kleve · Im Emmericher Krankenhaus starb am Samstag nach langer, schwerer Krankheit Dr. Artur Leenders, Leitender Unfallarzt, niedergelassener Arzt, Schriftsteller und Motor einer der ersten schwarz-grünen Listenverbindungen NRWs.

 Artur Leenders in seinem Haus in Kleve.

Artur Leenders in seinem Haus in Kleve.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Dr. Artur Leenders ist tot. Er starb nach langer schwerer Krankheit im Emmericher Willibrord Krankenhaus, an dem er lange Jahre als Chirurg und Leitender Unfallarzt tätig war. Leenders wurde 66 Jahre alt.

Doch Artur Leenders war nicht nur Leitender Unfallarzt, später niedergelassener Chirurg in Kalkar, er war vor allem Politiker, er engagierte sich in den internationalen Partnerschaften wie mit Worcester, er war Musiker mit dem Motto „Jazz oder nie“, bemühte sich intensiv um die Montessori-Pädagogik in Kleve und er war der Motor einer der ersten schwarz-grünen Listenverbindungen in NRW zusammen mit seinen Grünen-Partnern Michael Bay und Siegbert Garisch.

Er, der Grüne im meist zu weiten Pullover, und Theo Brauer, der Redner der CDU, holten die Stadt Kleve aus ihrem tiefen Dornröschenschlaf. Nachdem Leenders zusammen mit Bay und Garisch für die Grünen in den Klever Rat eingezogen war und die Fraktion eine starke grün-bürgerliche, konstruktive Politik machte, kamen sie in der nächsten Ratsperiode 2004 als Junior-Partner von Brauers CDU – mit Unterstützung auch von Ronald Pofalla (CDU) aus Berlin – ans Steuer der Klever Politik.

Es sollten Jahre folgen, die Kleve grundlegend veränderten. Mit Brauer als Bürgermeister setzte man die Workshops für die Unterstadtbebauung durch, begann den Renovierungsstau an den Schulen aufzubrechen und bereitete Kleve darauf vor, Hochschulstandort zu sein.

Leenders gehörte mit Michael Bay und Jan Schneider-Maasen und anderen zu den treibenden Kräften, die in Kleve zusammen mit Kurt Kreiten und dessen Wasserburg einen Campus mit der Hochschule Arnheim/Nimwegen und der Fachhochschule Bochum installierten und waren Gründungsmitglieder des Campus Cleve, als es galt, die neue staatliche Hochschule, die dann endlich kam, zu unterstützen.

Überregional wurde Artur Leenders einem breiten Publikum als Teil eines „Autoren-Kollektivs“ bekannt, dem Trio Criminale. Leenders/Bay-Leenders wurde ab den frühen 1990er Jahren zu einer der herausragenden Marken auf dem jungen Markt regionaler Kriminalromane, die sich aber überregional in hoher Auflage verkauften.

Ihre Krimis waren schon damals wie moderne Streaming-Serien aufgebaut und entwickelten über der Krimi-Plot hinaus die Geschichte der Protagonisten weiter, so dass Band für Band zwar der Kriminalfall zu Ende war, nicht aber die Geschichte der Figuren rund um die Klever Kriminal-Truppe. Legendär waren die Herausgeberfeiern im Hause Leenders, wenn im Grafit-Verlag wieder einer der neuen Bände erschienen war, denen man in Kleve entgegengefiebert hatte.

Die Bücher entstanden in der Regel am Tisch im verglasten Erker des Hauses Leenders in der Klever Oberstadt, an dem nicht nur geschrieben, sondern gerne auch politisiert wurde. Leenders Frau Hiltrud, die im Sommer 2018 ebenfalls nach langer schwerer Krankheit starb, schrieb die Bände, Leenders und Bay arbeiteten am Plot, an den Figuren, wussten bei chirurgischen oder psychologischen Details bestens Bescheid und tauchten als Alter Ego hin und wieder auch auf. Das Trio war weit über die Region hinaus auch bei Lesungen gefragt.

Man konnte mit dem freundlichen, aber in der Regel immer bestimmten Artur kontrovers diskutieren, seinen Entwürfen zur „Rettung der Welt“ folgen oder widersprechen, man konnte sich prächtig streiten. „Das ist das, was mir fehlt, die Auseinandersetzung, der Disput und die Zusammenarbeit mit Artur“, sagt Michael Bay.

Leenders sagte sein Meinung immer gerade heraus, ohne allzu politische Schnörkel, auch mit der Gefahr anzuecken. Er sei angetreten, um Sachpolitik zu machen. Wenn die nicht gefalle, müsse man ihn ja nicht wieder wählen, sagte er. Er wurde wiedergewählt, erst 2014 zog sich Leenders aus dem Rat zurück, trat 2015 ohne Chance gegen Udo Janssen (CDU) und Sonja Northing (parteilos) als Bürgermeisterkandidat an.

„Er war ein stets fairer, souveräner und verlässlicher Partner gewesen“, sagte Brauer damals. Man habe zehn Jahre „hervorragend“ zusammengearbeitet im schwarz-grünen Erfolgsmodell für Kleve, so Brauer. „Wir waren nicht immer einer Meinung, haben aber immer einen gemeinsamen Weg gefunden“, sagte Theo Brauer.

Jetzt ist der Weg zu Ende. Artur Leenders ist tot.

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