Schlechte Wahlbeteiligung Im Quartier Oberstadt teils nur zehn Prozent an der Urne

Kleve · Die schlechte Wahlbeteiligung von nur 33,22 Prozent macht der Politik Sorgen. Auch die Schulen müssen dazu beitragen, die Demokratie vor Ort den Schülern aufzuzeigen.

 In Teilen der Oberstadt lag die Wahlbeteiligung bei nur knapp über 10 Prozent.

In Teilen der Oberstadt lag die Wahlbeteiligung bei nur knapp über 10 Prozent.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Noch am Wahlabend waren sich alle Parteien in Kleve einig: Die niedrige Wahlbeteiligung bei der Landrats- und Bürgermeisterwahl in Kleve ist eine Katastrophe. „Da müssen wir in uns gehen – eine Patentlösung habe ich allerdings nicht“, sagte Kleves künftiger Bürgermeister Wolfgang Gebing. Man habe allerdings gesehen, dass in Reichswalde, Materborn oder Rindern die Beteiligung höher gewesen sei, auch im Wahlbezirk der Gesamtschule Forstgarten. „Das sind Bereiche, in denen man sich kennt, in denen Kommunikation stattfindet, wo Gemeinschaft ist“, sagt Gebing. Das bedeute im Umkehrschluss, dass man sich in den Bereichen, in denen die Wahlbeteiligung besonders schlecht war, den Kontakt zu den Leuten suchen muss.

Josef Gietemann (SPD) zeigte sich am Wahlabend von der geringen Wahlbeteiligung schwer enttäuscht. Hatte seine Partei doch deutlich auf allen Kanälen für die Teilnahme an der Wahl geworben. „Ich hätte mir eine höhere Wahlbeteiligung gewünscht“, sagt er.

Aber in welchen Vierteln der Stadt gehen die Menschen nicht zur Wahl? Das fängt schon in der Innenstadt an: Ganze 13,44 Prozent der Wahlberechtigten im Bereich Bürgerbüro Kleve gingen an die Urne. 13,54 Prozent in der Gesamtschule an der Landwehr, Volkshochschule 13,44 Prozent. Richtig problematisch wird es dann aber in der Klever Oberstadt: Die Hauptschule Materborn sah 13,26 Prozent der Menschen, die hier hätten wählen dürfen, die Joseph-Beuys-Gesamtschule (im alten Sebus) sogar nur 10,85 Prozent. Ein Stück weiter an der Hoffmannallee ist’s ein bisschen besser: Das Wahllokal Joseph Beuys-Gesamtschule dort hat 14,51 Prozent, die Karl-Leisner-Schule in der Südstadt wieder 13,34 Prozent.

Die Zahlen zeigen auf der einen Seite, dass vor allem rund um das Quartier Oberstadt eine sehr schlechte Wahlbeteiligung war. Die Zahlen sagen aber auch, dass das Wegbleiben von der Wahlurne bis tief in bürgerliche Kreise reicht. In Kreise, von denen man eigentlich erwartet, dass sie zur Wahl gehen. Schon im Vorfeld hatten vor allem junge Politiker, die für den Rat kandidierten, angemahnt, dass man einerseits die Arbeit in den Räten aus den Räten heraus besser erklären muss, dass aber auch die Schulen ihren Teil dazu beitragen müssen, die Demokratie vor Ort den Schülern aufzuzeigen.

Probleme, die Menschen in der Oberstadt zu erreichen, zeigten sich bei der Untersuchung dieses Quartiers durch die Hochschule Rhein-Waal. Die Untersuchung ist inzwischen abgeschlossen, ein Quartiersmanager soll in der kommenden Ratsperiode eingestellt werden, es soll sich ein Quartiersmittelpunkt entwickeln. Wobei die Untersuchung aber auch hoffen lässt: Es seien dort viele Menschen in dem Quartier, die interessiert seien an einem Engagement für das Viertel, für die Stadt. Man müsse sie nur abholen, hieß es. Die Voraussetzungen sind geschaffen – mit Quartiersmanager und bald einem Quartierstreffpunkt. Da wo Gemeinschaft stattfinden könnte...

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