Ausstellung zur Kulturwelle Das Ende des Stadtbades

Kleve · Christoph Frauenlob erzählt auf Bannern die Geschichte des Klever Bades. Vom Beginn im Jahr 1908 über Zerstörung und Wiederaufbau bis zum Umbau 1980 und einer Park-Vision als Nachfolge.

 Das alte Hallenbad steht vor dem Abriss. Zum würdigen Abschied organisierte die Freie Szene die Kulturwelle.

Das alte Hallenbad steht vor dem Abriss. Zum würdigen Abschied organisierte die Freie Szene die Kulturwelle.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es steht nur noch das schmucke wie mächtige Portal. Jungs sitzen auf den Stufen vor einem Trümmerhaufen. Das Stadtbad gibt es nicht mehr. Jenes stolze Gebäude am Fuße des Burgbergs mit Jugendstil-Elementen, die den Bau auflockern, mit dem großen Fenster überm Becken und der Nachricht, dass das Glück auf den blauen Wogen des kühlen Wassers beheimatet sei, ist völlig zerstört. Man war einst stolz auf das moderne Bad, das schon Telefonleitungen hatte, um den Bademeister und das Personal zu rufen, das mit einem großen Schwimmerbecken oben und mit 13 Wannenbädern und 25 Brausen unten aufwarten konnte. Denn das Bad diente nicht nur der Leibesübung sondern auch der Hygiene. Zudem bot das Obergeschoss noch ein Heil- und Dampfbad, ein Heißluftbad und einen Dusch- und Massageraum, einen Ruheraum.

„Es war ein richtig gediegenes Bad“, sagt Christoph Frauenlob. Der Klever Grafiker ist für die Kulturwelle tief in die Geschichte des Bades der Stadt Kleve eingetaucht und hat sie auf acht Bannern nacherzählt. Er hat wunderbare alte Fotos vom Badebetrieb gefunden und eben jenes Bild von Fritz Getlinger, das die Jungs im Torbogen zeigt.

„Viele, die vorbeikommen, fragen mich, was aus dem Bogen geworden ist. Man hat ihn wohl einfach abgebaggert, als das Bad wiederaufgebaut wurde, so wie man das Sabisch-Relief abbaggern wird, wenn das Bad abgerissen wird“, sagt Frauenlob. Im Foyer des Bades an der Straße Könisggarten beginnt seine Ausstellung und ist hier noch bis Sonntag zu sehen (Info: www.kultur-raum-klever-land.de). Frauenlob zeigt den Bau des alten Bades von 1908, das zeitweise auch als Kino genutzt wurde, die Wiederaufnahme des Badbetriebes, die Zerstörung. Den Wiederaufbau 1958 und die Diskussion 1980, als das Bad so marode war, dass man erstmals von Abriss sprach. Es wurde eine Sanierung, die dem lichten Bau der 50er-Jahre viel von seiner Leichtigkeit nahm.

„Zuerst waren da nur ein paar Fundstücke, alte Postkarten, Wissen der Klever um ihr Bad, Erinnerungen von Freunden, Kindern und von mir“, erzählt Frauenlob. Als dann Kurt Beyer von catdesign als Sponsor den Plan von einer Ausstellung zum Abschied vom Stadtbad unterstützte, konnte der Grafiker nicht mehr stoppen. „Die Abfolge der Quasi-Epochen des Schwimmens in Kleve von 1908 bis 2018 sollten als köstliche Häppchen präsentiert werden“, sagt er. Tatsächlich hat jedes der zehn Banner etliche solcher Häppchen. Wie die Erinnerung an den Ausnahmeschwimmer „Krümmel“ Jansen. Oder die Steinbachs, die bei Olympia Medaillien holten. Das ist geglückt, man verweilt gerne an den Bannern, lernt hinzu, schmunzelt über die Bademode Annodazumal.

Doch Frauenlob blieb nicht nur bei der Geschichte, er hat auch eine Vision: Es könnte anstelle des alten Baus eine Strandbar geben, einen Schräg-Aufzug zum Burgberg hinauf, ein kleines Labyrinth nach keltischem Vorbild. „Ich stelle mir hier einen schönen Park vor“, sagt er.

Als dann die Pläne der Stadtverwaltung bekannt wurden, anstelle des Bades viergeschossige Häuser zu bauen, wurde das Ganze politisch, erklärt der Grafiker. Zwar wurde der Plan umgehend von der Politik kassiert, doch liegen im Bad jetzt Unterschriftenlisten auf. „Wir fordern die Klever auf, zu sagen, was sie anstelle des Bades haben möchten“, sagt Frauenlob. Die Listen werde man der Verwaltung als Unterschriftensammlung, als Votum übergeben.

Dort werden sie, wie die Verwaltung jetzt im Hauptausschuss der Stadt mitgeteilte, in die Offenlage eines Bebauungsplanes einbezogen. Die Stadtwerke als Eigner (nicht der Stadt gehört der Grund) haben den mögliche Gewinn aus dem Verkauf des Grundstücks in die Kosten für den Neubau eingerechnet.

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