Klever Horneck-Grill schließt nach 50 Jahren „Wir müssten eine Portion Pommes ohne Mayo für fünf Euro anbieten“

Kleve-Materborn · Der Horneck-Grill in Materborn ist eine der letzten verbliebenen Pommesbuden in Kleve. Doch nach einem halben Jahrhundert ist am Sonntag Schluss. Inhaber Michael Heinzel kann die hohen Energiekosten nicht mehr tragen.

  Inhaber Michael Heinzel in seinem Horneck-Grill, der nach 50 Jahren schließen muss. Die XXL-Bratrolle gibt es zum Abschied im Angebot. „Eine Portion Pommes ohne Mayo für fünf Euro? Das will ich niemandem zumuten“, sagt er.

Inhaber Michael Heinzel in seinem Horneck-Grill, der nach 50 Jahren schließen muss. Die XXL-Bratrolle gibt es zum Abschied im Angebot. „Eine Portion Pommes ohne Mayo für fünf Euro? Das will ich niemandem zumuten“, sagt er.

Foto: Marc Cattelaens

Wer sich in Kleve gelegentlich mal ein Jägerschnitzel mit Pommes gönnen möchte, wird es bald deutlich schwerer haben, einen solchen Snack überhaupt bekommen zu können. Denn eine der letzten verbliebenen Pommesbuden in der Kreisstadt schließt: Der Horneck-Grill in Materborn stellt nach 50 Jahren am Sonntag, 29. Januar, den Betrieb ein.

Inhaber Michael Heinzel mag noch kaum an den Sonntag denken, an dem er die Türen seines Imbisses an der Materborner Allee 27 zum letzten Mal öffnen wird. Er ist sichtlich betroffen von der Tatsache, dass es den Horneck-Grill nach einem halben Jahrhundert nun nicht mehr geben wird. „Der Horneck-Grill, der 1972 von den Eheleuten Kirschner eröffnet wurde, ist in Materborn eine Institution. Hier hängen so viele Erinnerungen dran, und es gibt viele Klever, die schon als Kind hier ihre Pommes geholt haben. Doch ich kann den Betrieb einfach nicht mehr weiterführen. Das ist eine schlimme Entwicklung“, sagt der 62-Jährige.

Die Entwicklung, die Heinzel anspricht, betrifft in erster Linie die Preise. „Erst sind die Kosten für Öle und Fette gestiegen, auch die Kartoffelpreise haben sich erhöht. Wir mussten das teilweise an unsere Kunden weitergeben. Sie haben das auch mitgemacht, dafür sind meine Frau Annette und ich sehr dankbar“, sagt Heinzel. Aber die zuletzt stark gestiegenen Strom- und Gaspreise machten ein Weiterbestehen unmöglich. „Wir haben uns in den vergangenen Monaten schon kein Gehalt mehr ausgezahlt. Aber auf Dauer geht das nicht, denn große Rücklagen haben wir nicht“, sagt Heinzel. Wie sehr ihm und seiner Frau das zu schaffen macht, ist ihm deutlich anzumerken.

Die Verhandlungen mit den Klever Stadtwerken seien sehr fair verlaufen, und der 80-prozentige Energiepreisdeckel mache sich positiv bemerkbar, betont Heinzel. Dennoch: „Die restlichen 20 Prozent schlagen extrem zu Buche.“ 800 Euro Stromkosten pro Monat und jährliche Gaskosten, die von 3450 auf 8500 Euro gestiegen seien, seien für ihn nicht mehr tragbar, sagt der Imbissbudenbetreiber. Die mittelfristige Alternative: „Wir müssten eine Portion Pommes ohne Mayo für fünf Euro anbieten. Das kann und will ich niemandem zumuten, ich fühle mich einfach machtlos“, sagt er. Die Hälfte seiner Kunden müsse jeden Cent zweimal umdrehen. „Da ich mit 100 bis 140 Prozent mehr Kosten rechne und der Betrieb damit nicht mehr wirtschaftlich ist, haben wir schweren Herzens beschlossen, am 29. Januar den Horneck-Grill zu schließen.“

Was Heinzel danach machen soll, weiß er noch nicht. „Ich muss noch arbeiten und suche einen neuen Job als Angestellter“, sagt der 62-Jährige. Die 40 Stunden pro Woche, die er da voraussichtlich arbeiten müsste, habe er in den letzten Monaten fast alleine von freitags bis sonntags geleistet. Was er nicht vermissen wird, ist ein Kilogramm Zwiebeln täglich zu schneiden, denn so viel wurde für Pommes Spezial und Co. gebraucht. Aber die vielen Begegnungen und Gespräche mit seinen Kunden, die werden ihm und seiner Frau fehlen, das wissen sie jetzt schon.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es: Da ist ein junger Mann, der Interesse bekundet hat, das Ladenlokal mit mediterraner Küche weiterzuführen. „Ich würde mich riesig freuen, wenn das so kommen würde“, sagt Heinzel.

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