Lebensmittelretter in Kleve Mit einer App gutes Essen retten

Kleve · Casa Cleve und CurryQ wollen etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln tun. Deshalb kooperieren sie mit der App „Too Good To Go“, die Nahrungsmittel vor dem Abfalleimer bewahrt.

 Lisa Lans (l.) und Emmy Roeke (r.) holen ihre bestellten Speisen bei Sultan Bilici, Betriebsleiterin von Casa Cleve, ab.

Lisa Lans (l.) und Emmy Roeke (r.) holen ihre bestellten Speisen bei Sultan Bilici, Betriebsleiterin von Casa Cleve, ab.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Ob in Restaurants, Bäckereien oder in Supermärkten: Täglich werden Unmengen an Lebensmitteln weggeworfen – obwohl sie noch genießbar sind. Ein junges Team aus Dänemark möchte dem ein Ende setzten und gründete ein Start-up namens „To Good To Go“. Mit einer App sollen so die Nutzer nicht nur das Essen retten können, sondern erhalten zudem ihre Mahlzeiten und Lebensmittel zu einem günstigeren Preis. Auch die Restaurants Casa Cleve und CurryQ in Kleve haben täglich überproduziertes Essen, das entsorgt werden muss. Um dies zu verhindern, gehen sie eine Kooperation mit der Lebensmittelretter-App ein.

„Wir hatten lange überlegt, was wir mit dem übrig gebliebenen Essen machen sollen. Die App ,To Good To Go’ ist eine gute Sache und kam uns total gelegen“, sagt Sultan Bilici, Betriebsleiterin von Casa Cleve. Das Restaurant ist seit Anfang 2018 an dem Start-up beteiligt. Seither haben die Betrieber viele Speisen vor der Tonne bewahren können. Insbesondere die Gerichte vom Mittagsbuffet, die bis zum Nachmittag noch nicht verkauft wurden, stellen die Restaurantinhaber in die App. Die Mahlzeiten, die normalerweise acht bis zehn Euro kosten würden, werden bei „Too Good To Go“ für 3,90 Euro verkauft. Dafür erhalten die Käufer eine normale Portion, bestehend aus Vor-, Haupt- und Nachspeise: Das kann eine Suppe oder ein Salat sein mit Fleisch und einer Beilage sowie einem Dessert. „Die überschüssigen Portionen wegzuwerfen, hat uns immer in der Seele wehgetan. So können wir das Essen – insbesondere auch für diejenigen, die sich das zum Beispiel nicht leisten können – für wenig Geld anbieten“, sagt Sultan Bilici.

Auch CurryQ ist seit etwa zwei Jahren Partner des Start-ups. Der Betrieb nimmt mit fünf von sieben Filialen daran teil. Die Initiative hatte der Geschäftsinhaber Daniel Quartier selbst ergriffen. Aufmerksam wurde er auf das Unternehmen „To Good To Go“ durch die Sendung „Höhle der Löwen“ auf Vox, in der die Menschen ihre Geschäftsideen präsentieren und darauf hoffen, Investoren von ihren Erfindungen überzeugen zu können. Daraufhin kontaktierte Daniel Quartier das Unternehmen: „Es lief vom ersten Tag bis heute sehr gut. Wir haben dadurch täglich Buchungen“, sagt Quartier. Die Kundschaft sei sehr gemischt. „Es kommen Leute mit Anzug rein, die ihr Essen für 2,50 Euro kaufen, aber auch Studenten“, sagt er. Sogar Rentner seien darauf Aufmerksam geworden. Den älteren Menschen müsse er aber immer wieder eine kleine Anleitung zur Funktion der App geben, was Quartier, wie er sagt, aber nicht schlimm findet.

Beim Einkauf der Lebensmittel kann nur geschätzt werden, wie viel davon am Tag gebraucht wird und wie viel nicht. Auch die Wetterbedingungen zum Beispiel würden dabei eine große Rolle spielen. So kämen bei schlechtem Wetter weniger Kunden in das Geschäft, erklärt Quartier. Die Folge ist, dass die frisch zubereiteten Menüs weggeworfen werden müssen. CurryQ verkauft durch die App täglich eine bis fünf Portionen Mittagessen. Auch wenn täglich unterschiedliche Gerichte angeboten werden, ändert sich der Preis von 2,50 Euro nicht. „Es deckt nicht unsere Kosten, aber darum geht es uns nicht. Wir unterstützen den Grundgedanken dahinter“, sagt Daniel Quartier.

 Daniel Quartier, Geschäftsinhaber von CurryQ, erklärt die App „To Good To Go“ zur Essensbestellung.

Daniel Quartier, Geschäftsinhaber von CurryQ, erklärt die App „To Good To Go“ zur Essensbestellung.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Bisher beteiligen sich in Kleve nur diese zwei Betriebe. Nach Angaben des Start-ups „To Good To Go“ wurden bisher 1850 Mahlzeiten gerettet und dadurch konnten 4,6 Tonnen CO2 eingespart werden. Im Schnitt profitieren rund 480 Kunden von den vergünstigten Mahlzeiten. Die App, die sich als Teil einer weltweiten Bewegung von Lebensmittelrettern versteht, wurde im Jahr 2015 gegründet und ist nun in insgesamt 13 Ländern verfügbar. International wurden bereits 24 Millionen Mahlzeiten gerettet und somit 60.000 Tonnen CO2 eingespart. In Deutschland hat das Start-up aktuell 4000 Partnerläden, verteilt auf 400 Städte. Da nach Angaben des Unternehmens 52 Prozent der Lebensmittelverschwendung deutschlandweit in privaten Haushalten verursacht wird, hat das Start-up zur Rettung von Nahrungsmitteln nun eine weitere Kampagne ins Leben gerufen. Ein neues Produkt-Label „Oft länger gut“ soll künftig Verbraucher darüber informieren, das Lebensmittel oft nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) durchaus noch genießbar sein könnten.

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