Experten aus Kleve Brustkrebs ist häufig behandelbar

Kreis Kleve · Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen – kann aber gut behandelt werden, sagen die Klever Ärzte Lubos Trnka und Katrin van Heumen.

 Die gesunde Brust einer Frau ist auf einer Röntgenaufnahme zu sehen.

Die gesunde Brust einer Frau ist auf einer Röntgenaufnahme zu sehen.

Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Die Diagnose Brustkrebs ist heute kein Todesurteil mehr: Inzwischen liegt die Heilungschance nach dieser Diagnose bei 86 bis 90 Prozent. Das bestätigten bei der Telefonaktion der RP und des Katholischen-Karl-Leisner-Klinikums die Ärzte des Brustzentrums am St. Antinuis Hospital in Kleve, die leitende Oberärztin Katrin van Heumen und Lubos Trnka, Chefarzt der Frauenklinik. Die beiden Ärzte des Brustzentrums sind schon seit 20 Jahren ein eingespieltes Team.

Katrin van Heumen und Lubos Trnka bei der Telefonaktion zum Thema Brustkrebs in der Redaktion der Rheinischen Post in Kleve. 
  RP-Foto: mgr

Katrin van Heumen und Lubos Trnka bei der Telefonaktion zum Thema Brustkrebs in der Redaktion der Rheinischen Post in Kleve. RP-Foto: mgr

Foto: Matthias Grass

Der Krebs muss frühzeitig erkannt werden. „Die meisten Patientinnen, die zu uns kommen, haben Veränderungen in der Brust selber ertastet“, sagt Katrin van Heumen. Die Frauen werden dann von den Frauenarzt-Praxen zum Brustzentrum überwiesen. Auch Frauen, bei denen beim Brustscreening Auffälligkeiten festgestellt wurden, kommen in der Regel über ihre Frauenarztpraxis ins Brustzentrum. Und weil das Screening hauptsächlich für Frauen zwischen 50 und 70 Jahre angeboten wird, rät van Heumen allen Frauen, sich regelmäßig selber abzutasten. Dazu bietet das Zentrum auch Kurse an, in denen dieses Tasten und das Finden von Veränderungen unter der Haut geübt werden kann. „Mamma-Care“ heißen die Kurse und können im Krankenhaus gebucht werden.

Bestätigt sich der Verdacht, steht eine ultraschall-gesteuerte Biopsie an. Die Gewebeprobe wird dann ans Labor geschickt, erklärt Trnka den Weg. „Es muss sich keine Frau sorgen, wenn es einige Tage dauert, bis das Ergebnis zurück ist: Gründlichkeit ist ab diesem Punkt wichtig, nicht Schnelligkeit“, sagt Trnka. Es gelte der Grundsatz, dass Brustkrebs kein akuter Notfall sei. Erhärtet sich nach der Laboruntersuchung die Diagnose, wird ein im Team erarbeitetes individuelles Therapieprogramm aufgestellt, erläutern van Heumen und Trnka.

160 bis 180 solcher Primärfälle behandelt das Team des Brustzentrums in Kleve im Jahr nach der Erstdiagnose. Die Therapie dauert zwischen einem halben und einem Jahr, es folgen rund fünf Jahre Nachsorge. Und auch hier gilt wieder: Die speziell auf den einzelnen Fall abgestellte individuelle Therapie gilt bis zur Nachsorge. Heute können Gen-Signatur-Tests zeigen, wer von einer Chemotherapie profitieren kann. Bei der Chemotherapie selbst seien große Fortschritte gemacht worden – bis hin zu nebenwirkungsfreien Medikamenten, sagen die Ärzte.

Die nötige Operation stellt inzwischen einen deutlich geringeren Eingriff dar, als noch vor Jahren, sagt van Heumen. Nach der Krebsoperation bietet das Brustzentrum dann eine aufbauende rekonstruktive Operation an. Dabei wird darauf geachtet, dass beispielsweise keine Delle zurückbleibe, wo etwas entnommen wurde, erklärt van Heumen. Hier arbeite man zusätzlich mit einem Ärzteteam der Radboud-Universität in Nimwegen um Prof. Dietmar Ulrich zusammen, das zu diesen Operationen ins St. Antonius-Hospital kommt. Die beiden Oberärzte des Nimweger Teams wohnen in Kleve, was die Wege kürzer macht, sagt Trnka. Ulrichs Schwerpunkt liegt dann in der Rekonstruktion komplexer Defekte nach Tumoren, Unfällen oder angeborenen Abweichungen. Denn neben der Wiederherstellung von Form und Funktionen spiele auch das ästhetische Erscheinungsbild eines rekonstruktiven Eingriffs eine nicht unwichtige Rolle, so van Heumen.

Und bei denen, die nicht geheilt werden können? Da ist die Chance, noch viele weitere Jahre mit der Diagnose leben zu können, groß, sagt Trnka. Darunter seien leider oft junge Frauen mit aggressivem Tumor sowie Frauen, bei denen der Tumor schon Metastasen gebildet hat. „Mit den neuen Medikamenten können wir da sehr viel tun, die sind deutlich lebensverlängernd. Und wirken über Jahre“, sagt Trnka. Manchmal so lange, dass man im hohen Alter vielleicht mit und nicht an dem Krebs stirbt.

Wichtig sei, dass man im Umgang mit den Patienten ehrlich sei, offen über die Krankheit und Befunde rede, sagt van Heumen. Das könne die Angst nehmen. Das und die Gewissheit, dass die Zahl derer, die geheilt werden können, vergleichsweise groß ist.

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