Mehr Blumenwiesen in Kleve Nützlich – aber nicht immer schön

Kleve · Die Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK) säen auf insgesamt zehn Hektar Fläche Wildblumenwiesen an. USK-Chef Karsten Koppetsch stellt dem Umweltausschuss den Sachstand vor: Start auf 3,5 Hektar.

 Eine Blumenwiese  RP-Foto: mvo

Eine Blumenwiese RP-Foto: mvo

Foto: Markus van Offern (mvo)

Kleve sieht sich als kommende insektenfreundliche Stadt. Deshalb legen die Umweltbetriebe der Stadt Wildblumenwiesen an. Flächen von insgesamt zehn Hektar (also ungefähr zehn Fußballplätze) wurden ausgeguckt, wo die so wunderbar blühenden Gras-Stücke ausgesät werden sollen. Es werden Randstreifen sein, kleinere Wiesenstücke, Uferböschungen, Flächen entlang des Europaradweges. „In diesem Jahr wurden bereits rund 3,5 Hektar Wildblumenwiese erstellt oder ausgesät“, sagt Karsten Koppetsch, Vorstand der USK. Koppetsch stellte jüngst im Umwelt- und Verkehrsausschuss das Konzept und den Sachstand vor.

FDP-Chef Daniel Rütter begrüßte das Konzept, das vor Jahren schon sein Parteikollege Derk Derksen vorgeschlagen habe. Rütter mahnte aber auch, dass die Politik dauerhaft „hinterher“ sein müsse und nicht bei den Wildblumenstreifen halt machen dürfe. „Wir müssen auch beispielsweise an Dachbegrünungen öffentlicher Gebäude denken“, sagt Rütter. Aus dem Gremium sind auch weitere Flächenvorschläge gekommen, beispielsweise von Förster Gerd Thomas, sachkundiger Bürger der CDU, für die Wiese zwischen Kirche und Dorfcafé in Reichswalde. Er freue sich über solche Vorschläge und werde sie prüfen, sagt Koppetsch. Werner Verhoeven (CDU) stellt fest, dass man als Stadt zwar vorangehe, dass aber auch jeder einzelne Bürger gemeint sei: „Es reicht nicht, wenn der Rat Beschlüsse zu öffentlichen Flächen fasst. Auch jeder Bürger, der einen Schottergarten anlegt, muss das hinterfragen“, so der Kellener Christdemokrat.

Klar sei aber auch, dass es allein schon für die Wildblumenflächen große Überzeugungsarbeit bedürfe: „Man muss sich vergegenwärtigen, dass das nach der Blüte sehr schäbig aussehen kann“, erklärt Thomas. Das kann Koppetsch bestätigen: „Die Blühzeit beträgt je nach Witterung bis zu drei Monate, danach wirken die Wiesen wie ungemähte Flächen“, sagt der USK-Vorstand. Und fügt an, dass auch andere Wiesen der Stadt künftig weniger oft gemäht werden sollen. Nicht, um Geld zu sparen, sondern um den Insekten mehr Lebensraum zu ermöglichen. Intensiv sollen künftig noch innerstädtische Flächen und Parks gepflegt werden.

Das bedeutet: Hier rücken die Mitarbeiter der USK bis zu 25 mal im Jahr an, um die Flächen zu mähen. Extensive Grünflächen werden dagegen nur zwei bis vier mal im Jahr gemäht. Wildblumenwiesen sogar nur einmal. „Im Frühjahr in drei Mähdurchgängen, um den Insekten die Möglichkeit zu bieten, von dem gemähten Teil in den noch stehenden zu wandern. Dazu bleibt die Mahd auch liegen, bis der nächste Abschnitt gemäht wird. Bis schließlich die komplette Fläche gemäht ist, vergeht etwa ein Monat“, sagt Koppetsch. Immer intensiv gepflegt werden müssen die Bereiche, an denen Verkehrssicherheit gefordert ist, stellt der USK-Vorstand fest. Verhoeven betont, dass man Verständnis für diese Flächen schaffen müsse, die in der Ruhephase für manchen Klever nicht den Idealzustand darstellten. Bürgermeisterin Sonja Northing sagte, dass man die Bürger mitnehmen wolle.

„Schön sind die in der Blühzeit, das sind besagte bis zu drei Monate“, bestätigt Koppetsch. Deshalb stehe im Etat für das Konzept Wildblumenwiese ein beträchtlicher Anteil für die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir überlegen, ob wir auf größeren Flächen, die in der Stadt liegen, auch Schilder aufstellen, um für dieses Thema zu sensibilisieren, wenn die Flächen wild aussehen und Klever, die es lieber akkurat haben, denken, dass wir hier vergessen haben, zu mähen“, sagt er. Man müsse dem Bürger auf verschiedene Weise beibringen, dass dies keine hässliche, vergessene Wiese ist, sondern eine Wildblumenwiese im Ruhezustand.

Der Vorschlag aus der Landwirtschaft, Blühstreifen, die die Landwirte auf von der Stadt gepachteten Flächen anlegen, aus der Pacht zu nehmen, erteilte Kämmerer Willibrord Haas eine Absage: Die Pacht der Stadt sei schon sehr niedrig. Außerdem habe er mehrere Landwirte angeschrieben und sehr positive Rückmeldungen zum Thema Wildblumenwiese bekommen, so Haas.

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