Gegen den Nachwuchsmangel So soll das lokalpolitische Praktikum in Kleve ausschauen

Kleve · Der Rat hat ein Nachwuchsproblem. Die Stadt Kleve will Neuntklässler daher hinter die Kulissen schauen lassen. Nun wurde erstmals ein Konzept für Praktika erstellt. Wie genau das Schnuppern ablaufen soll.

Der Altersdurchschnitt im Klever Rat ist recht hoch.

Foto: Matthias Grass

Die Lokalpolitik hat ein Nachwuchsproblem. Um dem entgegenzuwirken, hat die Klever Stadtverwaltung nun einen Vorschlag gemacht, wie junge Menschen für den Stadtrat begeistert werden könnten. Die Idee: ein Praktikum für Neuntklässler. Dieser Vorschlag wurde nun dem Rat vorgestellt. Das Praktikum soll den Jugendlichen den Alltag der Verwaltung näherbringen und ihnen die Verbindung zwischen Verwaltung und Politik verdeutlichen. Im Optimalfall entdecken die Schülerpraktikanten ihre Leidenschaft für die Lokalpolitik vor Ort. Die Parteien und Fraktionen in der Kreisstadt würden sich über Jugendliche jedenfalls freuen.

Das Praktikum setzt sich dem Verwaltungsvorschlag nach aus drei verschiedenen Modulen zusammen, die alle in einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen stattfinden. Die Modultermine sind alle außerhalb der Schulzeit, teilweise auch am Wochenende. Eine Auftaktveranstaltung – „Speed Debating“ – leitet das Praktikum ein, findet etwa zwei Wochen vor Beginn des eigentlichen Praktikums statt und dauert etwa zwei Stunden. Hier sitzen die Jugendlichen jeweils zehn Minuten zwei Fraktionsvertretern gegenüber, unterhalten sich und stellen Fragen. Danach wird gewechselt. Zur Teilnahme an den weiteren drei Modulen müssen sie sich verbindlich anmelden.

Das erste Modul trägt den Namen „World-Café“. Hier werden grundlegende Elemente der Kommunalpolitik und Verwaltung erklärt. In Kleingruppen werden verschiedene Fragestellungen bearbeitet, wobei jede Gruppe eine Person aus Politik oder Verwaltung als Beratung hat. „Was gehört zu den Aufgaben einer Kommunalverwaltung?“ oder „Wie arbeiten Verwaltung und Politik zusammen?“ sind zentrale Fragen.

Beim Modul „Fraktionsarbeit live erleben“ dürfen Jugendliche eine Fraktionssitzung ihrer Wahl besuchen, die eine Ausschuss- oder Ratssitzungen vorbereitet, wobei Fraktionsmitglieder wieder als Mentoren fungieren, also anleiten. Die Ausschusssitzung darf im Anschluss natürlich auch besucht werden, diese Debatten sind aber sowieso stets öffentlich. So erhalten die Jugendlichen einen Einblick in Entscheidungsprozesse innerhalb eines Ausschusses und während einer Fraktionssitzung. Die Anmeldung zur Fraktionssitzung erfolgt über das jeweilige Fraktionsbüro.

Zum Abschluss des Praktikums können die Jugendlichen ihre Eindrücke im Rahmen eines Planspiels über ein jugendpolitisches Thema anwenden: Sie werden zum Stadtratsmitglied, müssen diskutieren, Kompromisse finden und Ziele durchsetzen. Am Ende der Sitzung soll tatsächlich ein Beschluss stehen. Im Anschluss an die Sitzung vergibt der Bürgermeister ein Zertifikat.

Übrigens: Die Teilnahme am Praktikum ist kostenlos. So schlägt es die Verwaltung vor. Organisiert werden soll es vom Fachbereich Jugend und Familie. Das Praktikum findet demnach einmal jährlich zur Zeit der Haushaltsberatungen der Stadt, also Ende des Jahres, statt.

(NM)