Schüleraustausch in Kleve Wenn Musik Kulturen zusammenführt

Kleve · Ganz kurzfristig nahm die Klever Joseph-Beuys-Gesamtschule neun musikbegeisterte Austauschschüler aus Israel auf. Fünf Tage lang bewiesen die Jugendlichen, dass Kunst noch immer das beste Mittel zur Völkerverständigung ist.

 Abschiedsfoto in Nimwegen: An der Waal posieren Schüler und Betreuer aus Israel und Deutschland, die binnen weniger Tage zu Freunden wurden.

Abschiedsfoto in Nimwegen: An der Waal posieren Schüler und Betreuer aus Israel und Deutschland, die binnen weniger Tage zu Freunden wurden.

Foto: Joseph-Beuys-Gesamtschule

Es ist diese Magie, die dann einsetzt, wenn Worte nicht mehr weiterhelfen. Die Kunst hat sie, der Sport auch: die Fähigkeit, das Eis zu brechen, Brücken zu bauen und Kulturen zusammenzuführen. „Über die Musik geht es so einfach“, sagt Anne Janßen, Lehrerin an der Klever Joseph-Beuys-Gesamtschule. Gemeinsam mit ihren Schülern hatte sie völlig unverhofft neun israelische Austauschschüler zu Gast – und alle wurden Zeuge davon, wie spielend leicht interkulturelle Freundschaften und möglicherweise der Beginn einer langjährigen Partnerschaft entstanden.

 Bei einem Besuch bei Bürgermeisterin Sonja Northing (rechts) diskutierten die Schüler über Politik, musizierten aber auch gemeinsam.

Bei einem Besuch bei Bürgermeisterin Sonja Northing (rechts) diskutierten die Schüler über Politik, musizierten aber auch gemeinsam.

Foto: Joseph-Beuys-Gesamtschule

„Auch Tage danach reden die Schüler aus Israel voller Freude von der Tour nach Kleve“, weiß Ron Bickels, der während des Aufenthalts als Fremdenführer agierte, zu berichten. Die Jugendlichen aus Deutschland und Israel scheint der Austausch nachhaltig geprägt zu haben. Entstanden war er rein zufällig: Michael Krebs vom Verein „Begegnungen 2005“ hatte den Austausch mit der Gruppe aus Tel Aviv eigentlich mit einer Kölner Schule geplant, die aus organisatorischen Gründen aber kurzfristig passen musste. „Vier Tage vor dem Hinflug habe ich dann die Anfrage erhalten, ob wir die Schüler bei uns unterbringen können“, sagt Anne Janßen. „Und ein paar Stunden später stand das komplette Programm.“ Vier Schüler kamen bei Gastfamilien unter, der Rest wurde in einer Jugendherberge einquartiert.

 Session in der großen Pause: Im Forum der Gesamtschule rockten die Besucher – sehr zur Freude der jüngeren und älteren Schüler.

Session in der großen Pause: Im Forum der Gesamtschule rockten die Besucher – sehr zur Freude der jüngeren und älteren Schüler.

Foto: Joseph-Beuys-Gesamtschule

Im Vordergrund stand das Musizieren, schließlich sind die 15 und 16 Jahre alten Gäste allesamt an mehreren Instrumenten talentiert. Das bewiesen sie auch bei einem Treffen mit Bürgermeisterin Sonja Northing: Zu Leonard Cohens „Halleluja“ sangen und spielten die Schüler. „Da wurde sich morgens um 10 Uhr schon mit einem Feuerzeug in der Luft bewegt“, berichtet Janßen. Auch der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Mifgash-Vereins an die Holocaust-Überlebende Eva Weyl im Haus Koekkoek wohnten sie bei.

Im Culucu enterten die Gäste bei der „Open Stage“ die Bühne und spielten gemeinsam mit einer Multi-Kulti-Band um Thomas Ruffmann von der Volkshochschule Kleve. „Das war ein toller Abend der Begegnung“, sagt Janßen, der vor allem eine Szene im Gedächtnis blieb: „Ein Syrer aus der Band sagte, dass er gerade zum ersten Mal mit einem Juden spricht. Die beiden haben sich toll verstanden. Wenn ich an den Abend denke, kriege ich sofort wieder Gänsehaut.“ Um die gemeinsame Musik ging es auch beim AIK-Fest auf dem Loosenhof in Bedburg-Hau, wo viele Flüchtlinge untergebracht sind. „Die Jugendlichen haben zusammen Musik gemacht, Fußball gespielt und sich toll verstanden“, sagt Janßen. „Es war einfach klasse.“ Auf Einladung von Marion Veenmann, die selbst vier Kinder auf der Beuys-Schule hat, war die Gruppe in ihrem Musik-Haushalt zu Gast. „Es gibt kein Instrument, das in diesem Haus nicht steht“, erklärt Janßen lachend. Gemeinsam ging es zum Abschluss nach Nimwegen, bevor sich die Wege der deutschen und israelischen Schüler trennten – vorerst zumindest.

Für die Zukunft haben die Schule und der Verein „Begegnungen 2005“ nämlich viel vor: Geplant ist ein niederländisch-deutsch-israelisches Musikprojekt. „Wie das genau aussieht, wissen wir noch nicht“, sagt Janßen, „aber wir werden diese Beziehung auf jeden Fall fortführen.“

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